Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0758 - Die Einsamen von Terra

Titel: 0758 - Die Einsamen von Terra
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
bin ich durch das Haus geschlichen."
    Sie lachten beide.
    „Wie heißen Sie eigentlich?" fragte Kanube, nachdem er in seine Schuhe geschlüpft war.
    „Marboo", erwiderte sie. „Eigentlich Mara Bootes, aber alle meine Freunde nennen mich Marboo."
    Kanube blickte in ihr klassisch geschnittenes Gesicht mit den dunkelbraunen Augen und sagte: „Marboo paßt auch viel besser zu Ihnen."
    „Und wer sind Sie?"
    „Sante Kanube. Es gibt nicht viel über mich zu erzählen." Er sah auf den Boden. „Ich ... ich arbeite als Erfinder und Organisator."
    „Ich arbeite überhaupt nicht."
    „Na ja", sagte Kanube. „Das macht wohl keinen Unterschied."
    Sie sah sich um und fragte unvermittelt: „Wohin mögen sie alle gegangen sein?"
    „Ich glaube", sagte Kanube, „daß etwas Schreckliches passiert ist. Ich konnte bisher nicht feststellen, welchen Tag wir schreiben.
    Außerdem habe ich vergeblich versucht, jemanden anzurufen oder ein Fernsehprogramm zu empfangen."
    „Draußen ist auch niemand", antwortete Marboo. „Ich war für einen Augenblick auf der Straße, aber dort war es so still und verlassen, daß ich wieder in die Anstalt flüchtete."
    „Das kann ich verstehen."
    Kanube fühlte sich befangen. Er wußte nicht, wie er sich dem Mädchen gegenüber verhalten sollte. Die Situation war ungewöhnlich. Zwei äußerlich unterschiedliche Menschen, die jahrelang als Aphiliker gelebt hatten, standen sich nun als Immune in einer verlassenen Heilanstalt gegenüber.
    „Wie alt sind Sie?" fragte Kanube.
    „Neunzehn!" Sie sah ihn forschend an und brach in schallendes Gelächter aus. „Sie befürchteten, ich sei noch ein Kind!"
    „Nicht gerade ein Kind", sagte er verdrossen. „Aber doch sehr jung."
    „Werden wir wieder die PILLE nehmen müssen, um unsere Immunität zu bewahren?"
    Kanube hob ratlos die Schultern.
    „Was haben Sie überhaupt vor?" erkundigte sich Marboo.
    „Es ist irgend etwas passiert", erwiderte er. „Etwas Entscheidendes. Wir müssen herausfinden, was es ist. Danach müssen wir uns einrichten."
    „Vielleicht sind alle aus der Stadt geflohen. Sie könnten auf die Idee gekommen sein, daß der Sturz in den Schlund außerhalb der Stadt leichter zu überstehen ist."
    „Komische Idee!"
    „Ich habe Hunger", sagte sie spontan.
    Einerseits, dachte Kanube, war er froh, überhaupt jemand gefunden zu haben, andererseits fragte er sich, warum es ausgerechnet ein hübsches Mädchen sein mußte. Ihre Nähe machte ihn verlegen. Er fühlte sich in seinen Entscheidungen gehemmt. Wenn er ehrlich war, mußte er sich eingestehen, daß er versuchte, Eindruck auf sie zu machen.
    „Wir beschaffen uns etwas zu essen", sagte er trotzig.
    „Gut", stimmte sie zu. „Außerdem brauchen wir Waffen!"
    „Waffen?"
    „Ja", bestätigte Kanube. „Ich bin überzeugt davon, daß die Aphiliker wieder auftauchen werden. Sie sind bestimmt nicht freundlich zu uns, wenn sie feststellen, daß wir ihre Heilanstalt verlassen haben."
    „Noch haben wir sie nicht verlassen!"
    „Nein, aber wir werden es tun." Kanube hätte fast einen Arm ausgestreckt, um eine Hand des Mädchens zu ergreifen, beherrschte sich aber rechtzeitig.
    „Kommen Sie!" sagte er schroff. „Im unteren Stockwerk muß sich die Gemeinschaftsküche befinden. Dort versorgen wir uns, bevor wir hinausgehen und die Umgebung inspizieren."
    „In diesem speziellen Fall halte ich Ihr Vorgehen für richtig", sagte sie gelassen. „Das bedeutet aber nicht, daß ich Sie grundsätzlich als Anführer anerkenne."
    Seine Augen wurden schmal.
    „Anführer wovon?"
    Sie sah ihn hochmütig an.
    „Anführer dieser kleinen Gruppe."
    Kanube wurde so wütend, daß er die Kontrolle über sich verlor.
    „Sie brauchen nicht in meiner Nähe zu bleiben!" fuhr er das Mädchen an. „Sie können jederzeit gehen, wohin Sie wollen."
    „Ja", sagte sie. „Sobald wir andere Menschen gefunden haben, verlasse ich Sie. Sie gefallen mir nicht."
    Kanubes Ärger war schon wieder verraucht. Dieses Mädchen war, non-aphilisch oder nicht, ein egozentrisches Geschöpf.
    Wahrscheinlich waren ihr die Männer nachgelaufen.
    „Schon gut", sagte er ruhig. „Kommen Sie jetzt, wir wollen uns unten umsehen"' Sie blieb an seiner Seite, und er konnte sehen, daß sie sich sehr geschmeidig bewegte. Offensichtlich besaß sie einen sportlich durchtrainierten Körper. Ihr Selbstbewußtsein war außerordentlich - trotzdem hatte sie geweint, als sie sich allein gefunden hatte.
    Kanube beschloß, nicht weiter über Marboo
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher