Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0758 - Die Einsamen von Terra

Titel: 0758 - Die Einsamen von Terra
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Selbsterhaltungstrieb. In keinem der Zimmer, die er bisher untersucht hatte, war etwas Eßbares aufzutreiben gewesen.
    In einer nischenartigen Vertiefung unmittelbar vor der Treppe fand Kanube einige Werkzeuge. Er ergriff eine große Vielzweckzange, die er nötigenfalls als Waffe verwenden konnte.
    Sante Kanube war entschlossen, seinen non-aphilischen Zustand unter allen Umständen zu bewahren. Seitdem er die PILLE genommen hatte, war ihm klargeworden, daß er vorher wie eine Art Halbtoter durchs Leben gegangen war.
    Am Treppenansatz blieb der schwere Mann erneut stehen.
    Unwillkürlich fragte er sich, ob man ihn vielleicht beobachtete.
    Er hatte die verrückte Idee, daß dieses Ereignis zu einer psychischen Behandlung gehören könnte, die man ihm verabreichte.
    Aber sicher hätte kein Aphiliker soviel Mühe an ihn verschwendet.
    Sobald eine kurze Behandlung keinen Erfolg zeigte, pflegten die Aphiliker unliebsame Personen zu eliminieren oder in ein Stummhaus abzuschieben.
    Kanube ging vorsichtig die Treppe hinab.
    Plötzlich hörte er leises Schluchzen.
    Das Geräusch war unverkennbar.
    Fast wäre er losgestürmt, denn sein Gefühl sagte ihm, daß ein Aphiliker sich wahrscheinlich nicht auf diese Weise bemerkbar gemacht hätte. Sein Verstand erwies sich jedoch als stärker.
    Er überlegte, daß es sich um eine Falle handeln konnte.
    Vielleicht wollte ihn jemand ins Verderben locken.
    Das Schluchzen erklang jetzt in regelmäßigen Abständen. Es schien von einer Frau oder von einem Kind zu kommen.
    Kanube ging langsam weiter, die Zange schlagbereit in der Rechten.
    Sekunden später stand er im Hauptkorridor der zweiten Etage.
    Der Gang war verlassen, aber eine der Türen stand halb offen.
    Es war der Behandlungsraum. Von dort kamen die Geräusche.
    Kanube blieb unschlüssig stehen.
    In diesem Augenblick erfolgte in einem der benachbarten Gebäude eine Detonation. Der Lärm brach so unvermittelt über Kanube herein, daß er aufschrie und sich auf dem Gang hinwarf.
    Er lag noch da, als die Tür zum Behandlungsraum von innen völlig aufgestoßen wurde und eine junge Frau auf den Gang trat.
    Kanube starrte sie an wie eine Erscheinung. Sie blickte zunächst in die andere Richtung des Korridors, dorthin, von wo die Explosionsgeräusche gekommen waren. Dann drehte sie den Kopf und sah den Schwarzen am Boden liegen.
    Kanube dachte bewundernd, daß er selten zuvor ein schöneres Mädchen gesehen hatte. Ihr Alter war schwer zu schätzen, sie konnte fünfzehn oder fünfundzwanzig sein. Sie war schlank, aber mit runden weiblichen Formen. Dunkelbraunes Haar war zu einem schweren Zopf geflochten und im Nacken zusammengesteckt.
    Sie trug blaue Hosen und einen schwarzen Pulli.
    Quer über der Brust war ein Schattenbuchstabe aufgedruckt, ein großes „M".
    Eine Zeitlang starrten Kanube und das Mädchen sich an.
    Dann begann das Mädchen hemmungslos zu weinen.
    Kanube richtete sich auf. Er merkte, daß er noch immer die Zange in der Hand hielt und ließ sie fallen. So, wie er da stand, hilflos und die Schuhe in der linken Hand, kam er sich ziemlich albern vor.
    Das Mädchen ging rückwärts bis zur Wand und lehnte sich dagegen. Sie preßte beide Hände vor ihr Gesicht.
    „Ich... ich dachte, es wäre überhaupt niemand mehr da!" stieß sie unter Tränen hervor.
    Kanube sagte matt: „Das dachte ich auch!"
    Etwas Besseres fiel ihm einfach nicht ein. Er war plötzlich sicher, daß er keine Aphilikerin vor sich hatte. Das erleichterte ihn.
    Er überlegte, daß das Mädchen sicher ähnliche Befürchtungen wie er hegen könnte und bemerkte: „Ich bin non-aphilisch!"
    Sie sah auf.
    „Das ... das merkt man doch!"
    „So?" fragte er erstaunt „Woran denn?"
    „Einfach so", sagte sie und machte einen tiefen Atemzug. „Ich bin froh, daß jemand aufgetaucht ist, noch dazu ein Immuner."
    „Ich bin nicht immun", korrigierte Kanube. „Ich habe die PILLE genommen, das heißt, eine Überdosis. Seither bin ich immun.
    Wie ist es mit Ihnen?"
    „Ich habe zwanzig PILLEN genommen", sagte sie eifrig. Sie schien froh zu sein, mit jemand reden zu können, die Worte sprudelten schnell und leicht über ihre Lippen. „Ich befand mich in einem Rauschzustand. Ein Ka-zwo griff mich auf und brachte mich hierher. Danach kann ich mich an nichts erinnern. Vor ein paar Stunden bin ich aufgewacht."
    „Unser Schicksal ist fast identisch", stellte Kanube fest. Er starrte auf seine linke Hand. „Ich werde jetzt meine Schuhe anziehen.
    Als ich Sie husten hörte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher