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0757 - Das Reich der Großen Schlange

0757 - Das Reich der Großen Schlange

Titel: 0757 - Das Reich der Großen Schlange
Autoren: Roger Clement
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Elektrizität, Oleg. Und der grünliche Schutzschild bietet auch keinen Schutz vor normalen Flammen. Wenn wir beispielsweise in einen Waldbrand geraten wären, der natürliche Ursachen hat, dann wären wir zu zwei Häufchen Asche verbrannt.«
    »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr, Zamorra. Wieso leben wir dann noch? Das habe ich schon vorhin nicht kapiert.«
    »Weil dieser vom Himmel fallende Feuerball schwarzmagischen Ursprungs war. Mein Amulett hat das erkannt und einen Schutzschild aufgebaut.«
    »Nun hör schon auf mit dieser bürgerlichen Mystik!« Der Anarchist wurde wütend. »Schwarzmagisch! So ein Unfug! Und wer hat uns den Feuerball geschickt? Vielleicht die bösen Teufel in der Hölle?«
    Zamorra ging nicht auf die Ironie seines Begleiters ein.
    »Das wäre schon möglich, Oleg«, sagte er ernst.
    »Ha! Ich weiß nicht, wer du bist, Zamorra. Aber ein Anarchist bist du sicher nicht, wenn du wirklich glaubst, was du da erzählst.«
    »Ich habe auch nie behauptet, ein Anarchist zu sein. Die Ochrana, die Geheimpolizei, hat mich für einen Revolutionär gehalten. Und Leutnant Baldew sowieso.«
    Oleg kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Wenn du keiner von uns bist… Wer bist du dann?«
    Zamorra hob die Schultern. »Ein Reisender.«
    Der Dämonenjäger hoffte, dass Oleg ihm nicht mehr allzu lange auf die Nerven gehen würde. Zamorra hatte zwei Ziele. Erstens wollte er nach wie vor herausfinden, welche dunklen Mächte hinter der Tunguska-Katastrophe steckten, die sie gerade miterlebten.
    Und zweitens wollte er natürlich wissen, was aus Nicole Duval geworden war, seiner Lebens- und Kampfgefährtin sowie Sekretärin. Er hatte sie nicht mehr gesehen, seit die Geheimpolizei des Zaren ihn in der Transsibirischen Eisenbahn verhaftet hatte.
    Nun ertönte wieder Olegs nörgelnde Stimme.
    »Ein Reisender, soso. Und wohin reist du, Zamorra?«
    »Mein Ziel habe ich erreicht, nämlich die Tunguska-Region.«
    »Und was hast du hier zu schaffen?«
    »Ist das ein Verhör?«, gab Zamorra genervt zurück. »Du klingst schon wie Leutnant Baldew!«
    »Das nimmst du zurück!« Der junge Anarchist ballte die Fäuste. »Es ist eine Unverschämtheit, mich mit diesem Menschenschinder zu vergleichen! Sofort entschuldigst du dich, oder…«
    Inzwischen waren sie so weit von den schwarzmagisch verursachten Flammenmeeren entfernt, dass sich der grünlich schimmernde Schutzwall zurückgebildet hatte.
    Zamorra schwieg. Er hatte nicht vor, diesen jungen Kerl, dem er gerade das Leben gerettet hatte, um Vergebung anzuflehen. Allmählich wurde es ihm zu bunt.
    Oleg fühlte sich offenbar durch Zamorras Ruhe herausgefordert. Jedenfalls hob er die rechte Faust, um Zamorra damit eine zu verpassen.
    Das heißt, er versuchte es.
    Der Dämonenjäger steppte zur Seite, packte Oleg und verdrehte ihm den rechten Arm auf dem Rücken.
    »Lass den Unfug!«, zischte Zamorra seinem Begleiter ins Ohr. »Siehst du nicht, dass wir Besuch bekommen?«
    Oleg drehte den Kopf. Nun erblickte auch der Anarchist die beiden Männer, die sich ihnen näherten.
    Es waren offenbar Einheimische, Nomaden aus einer der Tungusen-Sippen.
    Die Tungusen hatten den Fluss durchfurtet. Sie trugen kniehohe Fellstiefel, graue Wollmäntel und rote Tuchmützen. Die Augen in ihren bronzefarbenen Gesichtern wiesen die typische Mongolenfalte auf. Bewaffnet waren die Einheimischen mit altertümlichen Vorderlader-Flinten.
    »Was die wohl wollen?«, murmelte Oleg.
    »Das werden wir gleich erfahren. Ich lasse dich los, wenn du keinen Blödsinn mehr machst.«
    »Schon gut, Zamorra. Ich… ich habe die Nerven verloren.«
    Der Dämonenjäger klopfte dem Russen auf die Schulter und entließ ihn aus seinem Griff.
    Der Marsch durch die Feuerhölle musste den jungen Anarchisten innerlich zermürbt haben. Das wurde Zamorra jetzt klar. Aber er konnte sich keine größeren Gedanken um das Seelenleben seines Begleiters machen. Denn nun kamen die beiden Tungusen direkt auf ihn und Oleg zu.
    Die Männer mit den alten Gewehren nahmen keine feindselige Haltung ein. Im Gegenteil, sie wirkten fast ehrfürchtig. Und auch die Stimme des älteren Tungusen, der nun das Wort ergriff, klang respektvoll. Er sprach ein hölzernes Russisch.
    »Seid gegrüßt, Fremde. Ihr… seid aus dem Feuer dort gekommen, nicht wahr? Wir haben euch vom anderen Flussufer aus beobachtet.«
    Zamorra und Oleg tauschten einen Blick. Es ließ sich wirklich nicht leugnen, dass ihr Weg sie vom Flammenmeer zum Flussufer geführt
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