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0754 - Zwischenspiel auf Rolfth

Titel: 0754 - Zwischenspiel auf Rolfth
Autoren: Unbekannt
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fest, daß es sich um eine Nachbildung aus Weichplastik handelte. Aber Rorvics lauernder Blick und die Schadenfreude im Hintergrund seiner Augen bewogen mich dazu, so zu tun, als wäre die Musterung zu meiner Zufriedenheit aus-geefallen. Mit zufriedenem Lächeln biß ich zum zweitenmal herzhaft hinein, kaute genüßlich und aß so provozierend weiter, daß das Scheusal getäuscht wurde.
    Wütend stand er auf, riß mir den halbaufgegessenen Apfel aus der Hand und sagte: „Drei Tage Nahrungsmittelentzug hatte ich befohlen, Captain Hainu!"
    In dem Wahn, mir versehentlich doch einen richtigen Apfel zugespielt zu haben, biß er selbst hinein.
    Ich sah seinem Gesicht an, daß er seinen Irrtum bald bemerkte.
    Doch nun blieb ihm, wollte er sein Gesicht nicht verlieren, nichts weiter übrig, als weiterzuessen. Es fiel ihm nicht gerade leicht, denn Weichplastikäpfel sind ungefähr so trocken wie Sägemehl.
    Einem Marsianer der a-Klasse macht so etwas nichts aus, aber dem Tibeter blieben die Bissen im wahrsten Sinne des Wortes im Halse stecken, und er mußte alle Kraft einsetzen, um sie hinunterzuwürgen.
    Ich glättete unterdessen die Rechenfolie, in die der Apfel eingewickelt gewesen war und tippte danach die Daten in den Computer des Autopiloten. Dalaimoc Rorvic kämpfte gerade einen heroischen Kampf gegen den letzten Bissen, als die GHOST Fahrt aufnahm und wenig später zum Linearmanöver ansetzte.
    Das Linearmanöver endete tausend Kilometer vor einem Gasgiganten, der sonnenlos und daher tiefgefroren durch das Weltall zog. Wir überlebten die unverhoffte Begegnung nur deshalb, weil Raumschiffe nach einem Linearmanöver fast ohne Eigenfahrt in den Normalraum zurückfallen.
    Natürlich gab es relative Bewegungen, so zum Beispiel bewegte sich der Riesenplanet mit einer Geschwindigkeit von zehn Kilometern pro Sekunde auf uns zu, was bedeutete, daß wir uns ihm mit der gleichen Geschwindigkeit näherten, solange wir keine Eigenfahrt aufnahmen.
    Ich wartete nicht auf die Enddatenauswertung des Annäherungstasters, sondern bremste mit Gegenschub ab und steigerte unsere Geschwindigkeit so weit, daß die GHOST sich mit einem Kilometer pro Sekunde von dem Dunkelplaneten entfernte.
    Dalaimoc Rorvic kam erstaunlicherweise seiner Aufgabe als Astrogator unaufgefordert nach und überprüfte unsere Position.
    „Völlig falsch!" kommentierte er das Ergebnis schon nach kurzer Zeit. „Sie haben die GHOST zwar um achtzehn Lichtjahre versetzt, aber in der falschen Richtung. Während Ihres Tief schlafs scheint der letzte Rest Ihres Verstandes abhanden gekommen zu sein, Sie marsianischer Staubwedel."
    Ich schaute perplex auf die Rechenfolie, dann schüttelte ich den Kopf und reichte sie dem Commander hinüber.
    „Überzeugen Sie sich selbst, daß ich das Linearmanöver genau nach Ihren Daten programmiert habe, Sir", erwiderte ich.
    Das Scheusal hielt die Folie dicht vor seine roten Augen.
    Plötzlich grinste es, leckte einen Finger an und wischte damit über die Rechenfolie.
    „Sie müssen nicht ganz sauber sein, einen Farbklecks in den Autopiloten zu programmieren, Captain Hainu", bemerkte Rorvic höhnisch. „Da, sehen Sie selbst!"
    Ich nahm die Rechenfolie und musterte die daten. Tatsächlich hatte sich eine Komponente grundlegend geändert.
    „Daran sind Sie selbst schuld, Sir", erwiderte ich. „Hätten Sie die Folie nicht in einen Apfel gewickelt, wären wir nicht an der falschen Stelle herausgekommen. Der Fleck stammte nämlich vom Make-up Ihres köstlichen Apfels."
    „Ach, was!" gab Rorvic zurück. „Versuchen Sie nicht, Ihre Unfähigkeit zu verschleiern. Seit wann programmiert ein Raumpilot seinen Kurs nach einem Make-up-Fleck, Sie..."
    Er erstarrte, als unsere Annäherungsortung Alarm gab, schaute auf einen der Orterschirme und rief: „Wir werden von einem Mond dieses Dunkelplaneten angeflogen! Wie ist das möglich? Ein Mond kann doch keinen Antrieb besitzen."
    Ich hatte den Körper, der sich über GHOST näherte, ebenfalls auf dem Orterschirm entdeckt. Gleichzeitig aber hatte ich die Datenleiste darunter gelesen.
    Der „Mond" war ein alptraumhaftes Gebilde von durchschnittlich drei Kilometern Durchmesser, dessen würfelförmige Grundkonzeption von Hunderten hervorstehender Türme, Kuppeln, Spiralen, schalen-förmigen Vertiefungen, Schluchten und ähnlichen Aus- und Einbuchtungen verunstaltet war. Bei flüchtigem Hinsehen konnte man ihn tatsächlich für einen kosmischen Felsbrocken halten.
    „Ein Mond besitzt natürlich
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