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0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

Titel: 0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte
Autoren: Jason Dark
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drehte, dachte sie über John Sinclair nach. Sie empfand sein Verhalten als nicht mehr so schlimm, wahrscheinlich hätte sie ähnlich reagiert, wenn sie von einer fremden Person angerufen worden wäre. Trotzdem ärgerte sie sich. Es war einfach unter ihrer Würde und beschädigte ihr Selbstwertgefühl, so etwas hinnehmen zu müssen.
    Carmen Cavallo war nicht nur feurig, sondern auch stolz, und von der Männerwelt ließ sie sich nichts vormachen. Ihr Name stand in der iberischen Emanzipationsbewegung ziemlich weit oben.
    Sie wollte, daß Frauen in gehobene Positionen gelangten, und da gab ihr die EG Hoffnung.
    Das aber waren Gedanken und Wünsche, die sie zunächst zurückstellen mußte. Jetzt zählte nur die alte Vampirbrut, die ihr die Mauren nach der Räumung des Landes hinterlassen hatten. Carmen war sicher, daß diese Wesen aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammten.
    Das Wasser empfand sie als wunderbar. Es streichelte ihre Haut wie lange Finger. Oft genug ließ sie sich einfach treiben und dachte wieder daran, ein Fisch zu sein.
    Vielleicht lag es auch an ihrer Nacktheit, daß sie sich so wohl fühlte.
    Es gab ja nichts, was das Wasser behindert hätte. Sie fühlte sich nicht eingezwängt, sie war einfach happy, aber die düsteren Gedanken blieben trotzdem, und sie dachte auch weiterhin über ihren Plan nach, der John Sinclair überzeugen sollte.
    Sie würde diesem Mann, der sicherlich schon viel in seinem Leben mitgemacht hatte, eine besondere Überraschung bereiten. Dann konnte er nicht anders, dann mußte er kommen.
    Mit dem Gedanken daran drehte sie sich auf den Rücken und lächelte. Das Wasser hatte ihre große Wut fortgeschwemmt. Jetzt dachte sie einzig und allein an die Zukunft, die gleich am nächsten Tag für sie beginnen sollte. Daß sie den Plan überhaupt durchführen konnte; würde sie ihren Beziehungen zu verdanken haben, die bis hinein in die obersten Regierungsstellen reichten.
    Vampire, dachte sie und hätte fast gelacht. Wenn ihr jemand vor einem Jahr gesagt hätte, daß sie es mit diesen Wesen zu tun bekommen würde, hätte sie ihn rausgeworfen. Doch nach einem bestimmten Tag und nach einer besonderen Entdeckung wußte sie mehr, was immer noch zuwenig war, denn sie zermarterte sich nach wie vor den Kopf, wie es möglich sein konnte, daß diese uralten Blutsauger plötzlich erwacht waren. Da mußte es einfach ein Motiv geben.
    Sie drehte sich vom Rücken auf die Seite. Mit trägen Kraulbewegungen durchschwamm sie jetzt den Pool. Noch immer kam ihr das Wasser wie weiches Glas vor, vielleicht deshalb, weil es dort durchsichtig schimmerte.
    Und in dieses Glas fiel etwas hinein.
    Nicht einmal weit von ihr entfernt segelte der Schatten von oben nach unten.
    Dann klatschte ein dunkler Gegenstand auf die Fläche, der sich sofort mit Wasser vollsaugte und in die Tiefe sank wie ein schwerfälliges Tier oder ein toter Rochen.
    Carmen schwamm nicht mehr weiter, drückte die Beine nach unten, trat Wasser und blieb somit auf der Stelle.
    Sie verfolgte den Gegenstand, der über dem gefliesten Grund schwang. Jetzt erkannte sie ihn auch, weil er eben seine Form gewechselt hatte und so aussah wie immer.
    Es war ihre Bluse!
    Jemand hatte sie in den Pool geworfen, denn Carmen konnte sich nicht vorstellen, daß der Wind sie von der Liegebank bis in den Pool hineingetragen hatte.
    Sie hatte sich noch nicht von dem Schrecken erholt, als das nächste Kleidungsstück ins Wasser fiel.
    Kurz vor dem Aufschlag sah sie, daß es zwei waren. Einmal die normale Hose und zum anderen der Slip. Er schimmerte wie eine weiße Fahne der Kapitulation.
    Nun wurde ihr doch anders, und in ihrem Kopf schrillten plötzlich die Alarmsirenen.
    Im Laufe der letzten Jahre hatte es Carmen auch gelernt, ihre Ängste unter Kontrolle zu halten oder sie ganz über Bord zu werfen. Sie schrie nicht, sie zitterte nicht einmal, sie trat immer noch Wasser und wartete ab.
    Mit einem Anflug von Galgenhumor dachte sie daran, daß der Slip das letzte Kleidungsstück gewesen war, daß jemand ins Wasser werfen hätte können. Es sei denn, er zog sich aus und stieg selbst in den Pool. Dazu war er bestimmt zu feige.
    Carmen überlegte auch, wer sich diesen Scherz erlaubt haben könnte. Das Personal kam ihr in den Sinn. Es konnte schon sein, daß man sie aus einem Versteck her beobachtete, was ihr nichts ausmachte, denn da stand sie darüber.
    Carmen befand sich ungefähr in der Poolmitte. Noch immer schaute sie in eine bestimmte Richtung, was sich aber
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