Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0753 - TV-Dämonen

0753 - TV-Dämonen

Titel: 0753 - TV-Dämonen
Autoren: Andreas Balzer
Vom Netzwerk:
wohl kaum dasselbe«, fuhr Lady Patricia dem sich zunehmend unwohler fühlenden Hausherrn über den Mund. »Ihr beiden geht jetzt sofort ins Bett! Oder wo ihr Drachen auch immer hingeht, wenn ihr zur Abwechslung mal das Land der Träume in den Wahnsinn treibt.«
    Das war's. Dem Schlusswort der erzürnten Lady wagte niemand etwas entgegenzusetzen. Auch Zamorra nicht.
    Mit hängenden Köpfen zogen die beiden Plagegeister ab. Patricia funkelte Zamorra wütend an. »Und von dir, Zamorra, hätte ich etwas mehr Unterstützung erwartet…«
    »Aber ich…«
    »Immerhin ist es dein Drache.«
    Mit erhobenem Haupt wandte sich die attraktive Adelige ab und schritt würdevoll von dannen. Zamorra ließ sich entnervt auf einen Sessel sinken. Womit hatte er das nur verdient?
    Der Fernseher plärrte immer noch. Zamorra wollte schon zur Fernbedienung greifen und die Kiste ausschalten, als er innehielt. Jean Fournier erledigte auf der Mattscheibe gerade drei Höllenkreaturen auf einmal. Während seine Mitkämpfer mit Schusswaffen, Schwertern und Armbrüsten ausgestattet waren, kämpfte der Star der Serie mit einem magischen Dolch, aus dem bei Bedarf vernichtende Strahlen hervorschossen.
    Fasziniert starrte der Parapsychologe auf den Bildschirm und ließ den bereits in Richtung Fernbedienung ausgestreckten Arm langsam wieder sinken. Zamorra hasste Horrorfilme. Es gab in seinem Leben schon genug Übernatürliches, da musste er nicht noch seine spärlich gesäte Freizeit mit den Ausgeburten der Hölle verbringen. Aber diese Sendung war anders.
    Gebannt verfolgte Zamorra, wie sich der Kampf in eine alte Kirche verlagerte, in der das Dämonenjäger-Team plötzlich einer unerwarteten Übermacht gegenüberstand. Er merkte gar nicht, wie die Zeit verging, bis eine vertraute, leicht spöttische Stimme neben ihm erklang.
    »Hallo Chef, was machst du denn da?«
    Irritiert blickte Zamorra auf. Vor ihm stand Nicole Duval. Seine Sekretärin und Lebensgefährtin trug ein bezauberndes kleines Nichts aus schwarzer Seide und nippte kokett an einem Glas Rotwein.
    Anmutig ließ sich Nicole auf der Lehne von Zamorras Sessel nieder, doch ausnahmsweise hatte der Parapsychologe nicht den geringsten Blick für Nicoles offensichtliche Reize übrig.
    »Hallo«, sagte er nur und sah gefesselt zu, wie Jeans Team eine Bresche durch die undurchdringlich erscheinende Wand der Gegner schlug.
    Ich muss wirklich öfter fernsehen, um auf dem Laufenden zu bleiben, dachte Zamorra. Vor wenigen Jahren wäre noch jeder, der auch nur vorgeschlagen hätte, ein solches Gemetzel zu senden, unweigerlich verhaftet worden.
    Doch das war es nicht, was ihn irritierte.
    »Was ist das, Chéri?«, fragte Nicole. Sie war es nicht gewohnt, dass ihr Freund und Arbeitgeber so gar keinen Blick für sie übrig hatte.
    »Die Stunde des Jägers.«
    »Jean Fournier? Ich dachte, du hasst so was.«
    »Tue ich auch. Aber irgendwas stimmt da nicht.« Zamorra sah seine Freundin zum ersten Mal direkt an. »Ich glaube, diese Dämonen sind echt!«
    ***
    Didier Leroc stapfte durch Dämonenblut. Der Produzent hasste die Besuche am Set, und er hasste die Launen von Jean Fournier, denen er sich jedes Mal aussetzte. Aber was sollte er machen? Das war halt Teil des Jobs.
    Angeekelt versuchte Didier den schwarzen Pfützen auszuweichen, die seine teuren italienischen Schuhe zu beschmutzen drohten. In der Nacht hatten sie hier eine Schlacht veranstaltet, und Jean wollte heute noch ein paar Dialogszenen nachdrehen. Für einen Moment passte Didier nicht auf. Es gab ein ekliges Zischen, als sich schwarzes Blut in das Leder der Sohle fraß.
    »Verfluchte Scheiße!« Hektisch kramte der Produzent ein Stofftaschentuch aus seiner Sackotasche hervor, mit dem er eilig die Blasen werfende Flüssigkeit abwischte. Angewidert warf er das Taschentuch weg.
    Vor Jeans luxuriösem Wohnwagen, in dem er während der Außendrehs zu residieren pflegte, lungerten die Mad-Max-Gestalten mm, mit denen er einmal pro Woche in den Krieg zog.
    Sie saßen an einem kleinen Tischchen in der Sonne, spielten Karten und schütteten Unmengen hochprozentiger Getränke in sich hinein.
    Der Produzent sah missbilligend auf seine Cartier-Uhr. Es war gerade mal elf. Wahrscheinlich machte das Team seit Drehschluss durch, also seit drei Uhr nachts.
    Didier hatte keine Ahnung, in welcher Gosse Jean seine Team-Mitglieder aufgegabelt hatte, und er wollte es auch gar nicht so genau wissen. Die meisten behandelten den stets korrekt gekleideten Mittvierziger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher