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0753 - Die Blutbuche

0753 - Die Blutbuche

Titel: 0753 - Die Blutbuche
Autoren: Jason Dark
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gemerkt und hatte stets versucht, allen gerecht zu werden. Besonders der Natur, die ihn zwangsläufig umgab. Zudem übte er noch einen sehr naturverbundenen Beruf aus, und er hatte es sich angewöhnt, auch die Flora und die Faune zu achten.
    Er fuhr ziemlich schnell. Irgend etwas zog ihn nach Haus. Es war wie ein Drang, dem er nichts entgegensetzen konnte. Zudem wollte er mit seiner Frau über den erfolgreichen Verlauf seiner Pläne reden, und auch Betty würde sich freuen. Sie hatte nie viele Fragen gestellt, aber sie hatte sich ihre Gedanken gemacht.
    War sie mit ihm eigentlich glücklich gewesen?
    Amos Carr erschrak über diesen Gedanken. Nicht weil er in ihm hochgekommen war, sondern weil er ihn in der Vergangenheitsform geführt hatte, als gäbe sie es nicht mehr.
    Er fror plötzlich…
    Warum? Weshalb drang diese Kälte von innen in ihm hoch? Womit hing es zusammen? Dabei war alles gutgegangen. Oder gab es da bestimmte Vorahnungen?
    Sein Gesicht verlor an Farbe. Er wurde bleich, und der Schweiß bedeckte die Innenflächen seiner Hände. Die Lippen zuckten, und als er nach vorn starrte, in die Lichtinsel der Scheinwerfer, da hatte er den Eindruck, als wäre die Luft von tanzenden Geistern erfüllt, die sich auf ihn zubewegten.
    Fratzen im Dunst. Nebelhafte Gebilde aus der Tiefe des Bodens entstiegen, die ihn auslachten und ihm stumme Geschichten aus dem Reich der Toten erzählten.
    Amos Carr fror plötzlich.
    Er fuhr noch schneller. In sich spürte er den Drang, nach Hause zu kommen. Es war für ihn ein wilder Antrieb, der Wagen fuhr ihm nicht schnell genug, obwohl er das Tempolimit eigentlich schon überschritten hatte. Jede Bodenunebenheit bekam er doppelt so stark mit.
    Das alles zählte nicht.
    Er wollte nach Hause, er mußte zu seiner Frau. Er wollte mit ihr über bestimmte Dinge reden. Sie würde sich freuen, wenn sie hörte, daß er Erfolg gehabt hatte.
    Carr fuhr so schnell, daß er beinahe an der Einmündung des schmalen Wegs vorbeigefahren wäre.
    Im letzten Augenblick riß er das Lenkrad herum und glitt in den schmalen Weg hinein, wo die Reifen den Untergrund aufwühlten.
    Staubwolken vermischten sich mit dem Licht der Scheinwerfer. Kleine Erdkrumen sprangen unter die Karosserie, er schaltete das Fernlicht ein, und die beiden harten, blauen und auch grellweiß leuchtenden Strahlen erwischten das Haus und ließen es aussehen wie ein Gebäude aus einem düsteren Märchen.
    Betty hätte ihn längst hören und vor der Tür erscheinen müssen.
    Sie kam nicht.
    Warum nicht?
    Carr bremste ab. Plötzlich hatte er nicht den Mut, aus dem Wagen zu springen und auf das Haus zuzulaufen. Für eine Weile blieb er hinter dem Lenkrad hocken, atmete tief durch, schloß auch die Augen, um sich mit der neuen Lage zurechtzufinden.
    Etwas stimmte nicht.
    Mach dich nicht selbst verrückt! hämmerte er sich ein. Es ist alles in Ordnung, du wirst es sehen.
    Dann stieg er aus.
    Das Haus stand vor ihm, und es kam ihm vor wie ein mächtiger Feind. Er spürte im Mund einen pelzigen Geschmack. Seine Zunge schien am Gaumen zu kleben.
    Mit langsamen Schritten ging er auf sein Haus zu. Er hatte eigentlich nach Betty rufen wollen, seltsamerweise konnte er sich dazu nicht überwinden.
    Was war das nur…?
    Die Tür war nicht verschlossen. Er drückte sie auf und überschritt die Schwelle.
    Stille.
    Keine Stimme, nur das blasse Licht einer Dielenleuchte. Ansonsten war es ruhig. So ruhig, als hätte die Bewohnerin das Haus längst verlassen.
    Amos Carr konnte es nicht verstehen. Es bestand für Betty überhaupt kein Grund, dies zu tun. Zumindest nicht freiwillig. Über dieses Wort stolperte er, weil ihm gleichzeitig das Gegenteil davon einfiel.
    Unfreiwillig?
    Der Gedanke daran ließ ihn schaudern und nagelte ihn gleichzeitig auf der Stelle fest. Er stellte sich vor, daß Fremde in sein Haus eingedrungen und Betty geholt hatten. Dies war so schlimm, daß er anfing zu zittern.
    Aber er hatte seine Starre überwunden. Und auch den Frost in der Stimme. Trotzdem mußte er noch einmal tief Luft holen, bevor es ihm gelang, den Namen seiner Frau zu rufen. Er hallte hinein in das Haus, das Echo tanzte bis in die obere Etage. Sie hätte ihn hören müssen, wenn sie da gewesen wäre.
    Aber sie war nicht da.
    Amos schloß für einen Moment die Augen. Dann bewegte er seine rechte Hand. Die verklebte Fläche kam ihm so schwer vor, als wäre sie mit einer Bleiplatte bedeckt. Er brachte das Verschwinden seiner Frau in einen unmittelbaren Zusammenhang
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