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0753 - Die Blutbuche

0753 - Die Blutbuche

Titel: 0753 - Die Blutbuche
Autoren: Jason Dark
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kleinen Gestalten nicht aus den Augen und machte den Fehler, nicht auf den Untergrund zu achten, wo sich die Wurzeln als helle Adern aus dem Boden gedrückt hatten.
    Einige bewegten sich…
    Noch zitterten sie nur, dabei aber blieb es leider nicht, denn zwei von ihnen lösten sich aus dem Verbund der Erde und peitschten plötzlich in die Höhe.
    Ein Wurzelstrang klatschte dabei wieder auf die Erde zurück.
    Das Geräusch irritierte und warnte Betty.
    Sie drehte sich um.
    Der Wurzelstrang schoß auf sie zu.
    Betty sah zuerst nur etwas Dünnes und Bleiches, das dicht über den Boden huschte. Es war verdammt schnell, und sie wollte noch zur Seite springen, das schaffte sie nicht mehr.
    Die dünne Baumwurzel war schneller.
    Zäh wie Leder und blitzartig wie eine Schlange schnappte sie zu. Innerhalb einer Sekunde umwickelte sie das rechte Fußgelenk der Frau, die das Gefühl hatte, von einer Drahtrolle gefangen zu werden.
    Sie spürte einen ziehenden Schmerz, schrie noch einmal auf, dann erwischte sie der Ruck.
    Er holte sie von den Beinen!
    Betty Carr fiel hin. Dabei drehte sie sich in der Luft, so daß sie auf dem unebenen Boden mit der Schulter zuerst aufkam und ein stechender Schmerz ihre rechte Seite durchtoste.
    Im Augenblick des Aufpralls drehte sich die Welt vor ihren Augen. Die Düsternis der gewaltigen Baumkrone über ihr schien für einen Moment aufzureißen, aber es waren nur die Blitze, die vor ihren Augen aufzuckten. Ansonsten blieb alles, wie es war.
    Sie haben dich, dachte sie, biß die Zähne zusammen, ignorierte den Schmerz und wollte sich aufrichten.
    Dagegen hatten die Kräfte der Blutbuche etwas. Ein armdicker Wurzelstrang peitschte herbei, klatschte gegen ihre Brust und hieb sie wieder zurück in die alte Lage.
    Da wußte Betty, daß sie eine Gefangene der alten Welt und in deren tödlichen Rachekreislauf hineingeraten war…
    ***
    Betty Carr selbst lag still, aber in ihrer unmittelbaren Umgebung bewegte sich etwas. Zunächst wußte sie nichts, was die Bewegungen ausgelöst haben konnte, dann merkte sie, daß sie von unten her gerüttelt wurde, und so kam nur der Boden in Frage.
    Er vibrierte, zitterte, er mobilisierte seine ureigenen Kräfte, um sie freizulassen.
    Den Oberkörper konnte sie kaum noch bewegen, weil der verfluchte Wurzelstrang quer über ihrer Brust lag. Es war ihr so unmöglich gemacht worden, sich aufzurichten.
    Aber sie konnte den Kopf anheben.
    Betty lag an der Grenze. Mit den Beinen schon etwas außerhalb der Randzweige, mit ihrem Oberkörper und dem Kopf noch im unmittelbaren Bereich der Blutbuche.
    Sie drehte den Kopf.
    Alles sah aus ihrer Perspektive anders aus. Die kleinen Gestalten und ihre schimmernden Feuer wirkten auf sie meilenweit entfernt, aber trotzdem nah.
    Keiner kümmerte sich mehr um sie. Nicht eines dieser kleinen Wesen hatte den Kopf gedreht, um nach ihr zu schauen. Sie gingen weiterhin ihrer Beschäftigung nach, und die Frau hörte ein helles Klirren, als Waffenmetall auf einen Stein traf.
    Dann war da noch der Boden.
    Längst nicht mehr glatt und von dem verzweigten Muster aus Wurzelsträngen durchzogen. Durch deren Bewegungen hatte er sich ebenfalls verändert und war zu einer wogenden Fläche geworden, deren Oberkruste sich immer mehr spannte und dem Druck sicherlich bald nicht mehr würde standhalten können.
    Was dann geschah, konnte sich die Gefangene denken, dann hatte auch das übrige Wurzelwerk freie Bahn, um sich ausbreiten zu können. Betty war eine Expertin, und sie wußte, wie groß, mächtig und weitverzweigt die Wurzeln eines so alten Baumes werden konnten. Yardweit tasteten sie sich in den Umkreis des Stammes hinein.
    Unter ihr hörte sie es grollen wie bei einem in der Erde festsitzenden Gewitter.
    Für sie war es wieder ein neuer Anfang, denn nun brach die verdammte Erde auf.
    Ein Schwall aus Lehm und kleinen Steinen, vermischt mit Blättern und alten Wurzeln schoß in die Höhe. Betty Carr sah ihn wie einen Berg vor sich aufwallen, und er nahm ihr die Sicht. Dazwischen sah sie bleiche, dünne Arme mit Händen, die ebenfalls lange Finger aufwiesen. Sie waren gespreizt, tanzten über ihr, und ein schweres Ächzen erklang, als würde ein Mensch leiden.
    Etwas packte sie, war gierig, schlug gegen ihren Körper, umklammerte ihn. Er drehte die Frau herum. Betty wußte plötzlich, daß sie es war, die so geächzt hatte. Etwas klatschte gegen ihren Mund und füllte ihn dann aus. Sie schmeckte das Zeug auf der Zunge. Es stank, ließ sie würgen, sie
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