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0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

Titel: 0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!
Autoren: Jason Dark
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aus wie eine kräftige Orange.
    Der Weg war schmal. Er wand sich inzwischen den Berg hoch und sollte direkt zur Burg führen. Auf der normalen Straße waren sie noch gut vorangekommen, hier aber hatte der alte Russenwagen seine Mühe. Er ächzte und stöhnte wie ein Maulesel, der in den letzten Zügen liegt. Rechts und links des Wegs wuchsen die Büsche sehr dicht, und ihre Zweige reichten oft genug durch die offenen Fenster in das Innere des Führerhauses und streiften an den Gesichtern der Männer entlang.
    Ein schwerer, feuchtmodriger Blütenduft kitzelte ihre Nasen. Gläser mochte ihn nicht, deshalb rauchte er dagegen an. Immer wieder duckte er sich und schaute schräg in die Höhe, um zu erkennen, wann die Burg endlich auftauchte.
    Es passt alles, dachte er. Die verdammte Kiste, dieser unheimliche Auftraggeber, der sich im Dunkeln gehalten hatte, und ihr Ziel, die alte Burg. Idealere Bedingungen konnten Zombies oder Vampire gar nicht finden.
    »Wenn das alles vorbei ist, Horst, dann – dann…«
    »Was ist dann?«
    »Nichts, vergiss es.«
    Wehner lachte nur. Er machte sich keine Sorgen und ärgerte sich nur über den alten Wagen, für den er sich sehnlichst eine Servolenkung gewünscht hätte.
    Wieder legte Willi Gläser den Kopf schief – und gab einen Laut von sich, der seinen Kollegen erschreckte.
    »Was hast du?«
    »Die Burg, Horst, ich sehe die Burg!«
    »Und jetzt?«
    Gläser stöhnte auf. »Meine Güte, ist das ein Klotz! Da kann man ja Angst bekommen. Schrecklich…« Er schüttelte sich. Eine Gänsehaut kroch über sein blasses Gesicht.
    Wehner kümmerte sich nicht um das Gerede. Er hoffte nur, dass der Lkw bis zum Ziel hielt und sie auch sicher wieder zurückbrachte. Wenn er danach noch günstig verkauft werden konnte, war alles paletti.
    Gläser schwieg verbissen. Er wollte nicht, aber er zitterte. Hoffentlich bekam Wehner das nicht mit. Er würde ihn sonst für einen Feigling halten. Lieber feige als tot. Erschreckend für ihn, dass ihm wieder der Tod einfiel. Er dachte auch an die Ladung. Sie bestand nur aus einer Kiste. Keiner von ihnen wusste, was sie beinhaltete. Willi Gläser rechnete mit dem Schlimmsten.
    Zombies, Monster, Fleischklumpen, durchzogen von Würmern und Maden. Mit Augen, die noch hervorgequollen waren. Er sah diese Gestalten auf sich zukriechen, dabei eine lange Schleimspur hinter sich herziehend. Die Kehle wurde ihm eng. Wenn er Luft holte, dann röchelte er nur noch. Hinter seiner Stirn tuckerte es. Das Dröhnen des Motors kam ihm wie das Lachen des aus der Kiste kriechenden Monsters vor. Es wurde von einer Stimme abgelöst.
    »Bald haben wir es geschafft!«
    Gläser reagierte nicht. Seine Haut war nass geworden. Der Schweiß klebte dort fest. Die Kehle war nur noch ein Stück Wüste.
    »He, hast du nicht gehört? Wir haben es gleich geschafft, verdammt. Es ist…«
    »Ja, ja, schon gut.« Er hechelte die Antwort. Gläser wollte von Wehner nicht angesprochen werden. Horst war nicht sensibel genug. Der konnte oder wollte sich einfach nicht vorstellen, dass es Dinge gab, die nicht so einfach zu erklären waren. Horst dachte ständig an das Geld. Er wollte nur abkassieren. Da war er schlimmer als mancher Wessi.
    »Jaaaa!«, jubelte Wehner plötzlich. Der Schrei riss auch Willi aus seinen trüben Gedanken. Er blickte nach vorn.
    Der Weg lief aus. Sie waren in die letzte Serpentine hineingefahren. Das Gehölz zu beiden Seiten zog sich zurück. Frei lag eine kleine, mit Gras bewachsene Lichtung vor ihnen.
    Selbst der alte Lkw schien aufzuatmen und erfreut zu sein, nicht mehr fahren zu müssen. Nur Gläser freute sich nicht.
    Ein gewaltiger Schatten fiel über den Wagen. Er stammte von der alten Burg. Sie stand wie ein nach unten geneigter Kasten vor ihm, der jeden Augenblick umzukippen und sie zu zerquetschen drohte.
    Sie hatten angehalten. Mit einem letzten Tuckern lief der Motor aus. Stille senkte sich über den Platz. Es war warm. Dass Gläser trotzdem fror, lag allein an ihm.
    Er erhielt einen Schlag in die Seite. »He, schläfst du eigentlich, oder was ist?«
    »Nein, nein.«
    »Dann raus.« Horst Wehner hatte bereits die Tür geöffnet. Steifbeinig kletterte er ins Freie. Er schlug mit der flachen Hand gegen den Kotflügel des Wagens, als wollte er sich dafür bedanken, dass dieser es letztendlich geschafft hatte.
    Willi Gläser verließ den Wagen ebenfalls. Über seinen Rücken kroch noch immer die Gänsehaut. Er atmete den Staub ein, der von den Reifen aufgewirbelt worden
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