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0741 - Im Haus der Ghouls

0741 - Im Haus der Ghouls

Titel: 0741 - Im Haus der Ghouls
Autoren: Jason Dark
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nicht.«
    »Davon hat keiner gesprochen.«
    »Dann klären Sie die Fälle auf, verdammt!«
    Ich blieb ruhig. »Das werde ich auch. Denken Sie daran, was ich Sie bei unserer ersten Begegnung gefragt habe. Hat ein Mann wie Sie Feinde, Mr. Young?«
    »Immer«, antwortete er spontan. »Feinde, Gegner und natürlich jede Menge Neider. Das hat der Erfolgreiche immer.«
    »Wie tief gehen diese Feindschaften?«
    »Kann ich Ihnen nicht sagen. Oder sind Sie in der Lage, einem Menschen hinter die Stirn zu schauen?«
    »Leider nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    »Haben Sie einen Verdacht?«
    »Nein, Mr. Sinclair. Ich weiß überhaupt nicht, wo es langgeht. Sie müssen die Lücke finden. Daß es sie gibt, steht fest. In diesem Haus ist es nicht normal. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Ich habe auch keine Drohbriefe bekommen, man hat mir keine Schläger auf den Hals geschickt, nichts. Nur meine drei Leute sind spurlos verschwunden.«
    »Entmieter.«
    »Das haben Sie gesagt.«
    »Womit ich genau richtig liege.«
    Er schaute mich scharf an. »Ich habe allmählich den Eindruck, daß Sie als Polizist auf der Seite des oder der Mörder stehen.«
    »Das ist eine Unterstellung, Mr. Young. Gleichzeitig kann ich Ihnen versichern, daß ich es nicht gut finde, wie Sie Ihr Geschäft betreiben.«
    »Das ist meine Sache. Holen Sie den Mörder.« Seine Stimme bekam einen spöttischen Klang. »Angeblich sind Sie doch so etwas wie eine Feuerwehr, wenn es darum geht, aussichtslos erscheinende Fälle wieder aufzunehmen und sie schließlich zu lösen.«
    »So ist das nicht, aber ich werde weiterhin am Ball bleiben.«
    »Bis zum vierten Mord?«
    »Ich hoffe nicht, daß es dazu kommt, Mr. Young.« Für mich war alles gesagt, und ich winkte der Bedienung, um meine Rechnung zu bezahlen. Es war nur das Wasser.
    Die Blondine kam und wurde von Young mit einem Lächeln begrüßt. Er kannte hier, jeden. Die Kleine trug eine pinkfarbene Bluse mit einem tiefen Ausschnitt. Ihre Augen leuchteten, als Youngs Hand über ihren Rücken strich.
    Ich zahlte mein Getränk, und Young nickte mir zu. »Ich werde noch etwas bleiben.«
    »Das steht Ihnen frei.«
    »Was werden Sie jetzt unternehmen?«
    »Keine Ahnung.«
    Die Antwort hatte ihm nicht gefallen. Er preßte die Lippen hart zusammen. Durch die Nase holte er Luft. »Komisch«, sagte er, »dabei hat es geheißen, Sie wären gut.«
    »Das ist alles relativ.«
    »Trauen Sie sich überhaupt noch eine Lösung des Falls zu?«
    »Das hoffe ich doch.« Ich stand auf, schob den Stuhl zurück und sprach den Satz zu Ende. »Wenn Sie noch einmal einen Ihrer Entmieter schicken, sagen Sie mir zuvor Bescheid.«
    Er schwieg. Es war Young unangenehm, daß ich dieses Thema anschnitt. Mit dem Begriff Entmieter wollte er in keinen Zusammenhang gebracht werden. Er wußte, daß es unrecht war und würde nichts zugeben. Ich nickte ihm noch einmal zu und verließ das Lokal.
    Dann ging ich zu meiner Wohnung.
    Das heißt, zu meiner neuen Wohnung, denn seit kurzem lebte ich in Simon F. Youngs Haus…
    ***
    »Geht es dir gut, meine Liebe?«
    »Aber ja doch. Mir geht es immer gut, wenn ich am Fenster sitze und auf die Straße schaue.«
    »Das glaube ich.«
    »Hoffentlich kann ich das noch lange. Ich spüre, daß der Winter bald vorbei ist. Der Frühling nähert sich. Es ist einfach etwas Wunderbares, glaub es mir, Agnetha.«
    »Sicher, Schwester.«
    »Du kannst mir trotzdem einen kleinen Gefallen tun.«
    »Welchen?«
    »Bring mir einen Schluck Gin.«
    »Gern. Pur oder…«
    »Pur natürlich.«
    Agnetha Sarrazin nickte, bevor sie in die kleine Küche ging, die noch mit den Möbeln der Eltern eingerichtet war. Sie bestanden aus dunklem Holz und machten den Raum noch kleiner, als er ohnehin schon war. Das Fenster war schmal. Es führte auf den schmutzigen Hinterhof hinaus, und wenn Agnetha Sarrazin den Kopf nach links drehte, sah sie die halb eingestürzte Hauswand. Aus diesem Bau waren die Mieter längst ausgezogen, weil es einfach lebensgefährlich war, dort noch zu wohnen.
    Sie trat an den Schrank, holte ein Wasserglas hervor und füllte es zur Hälfte mit Gin. Als sie die Schranktür mit dem Glaseinsatz wieder zuschob, spiegelte sich darin für einen Moment ihr Gesicht.
    Es war ein außergewöhnliches Gesicht, das irgendwo nicht zu ihr passen wollte. Möglicherweise lag es an den blonden Haaren, die natürlich gefärbt waren. Sie umgaben den Kopf mit dem bleichen, puppenhaften Gesicht wie ein Helm. Deshalb sah Agnetha alterslos aus, beinahe wie
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