Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0741 - Im Haus der Ghouls

0741 - Im Haus der Ghouls

Titel: 0741 - Im Haus der Ghouls
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
stemmte sich dagegen, hatte zumindest den Eindruck, daß er es tat, aber er blieb mit dem- Rücken auf dem Boden liegen, wobei sein Kopf erfüllt war von sich blitzartig ausbreitenden Stichen, die ihm beinahe die Hirnschale zertrümmert hätten.
    Glaser bewegte seine Beine.
    Er kantete dabei die Hacken gegen das rauhe Gestein. So bekam er vielleicht die Chance, in die Höhe zu kommen, doch das Unbekannte legte sich über seinen Körper wie ein glitschiger Teppich.
    Es drückte zu.
    Es war wie Eisen.
    Es raubte ihm alles.
    Seine Ohren lagen noch frei. Er glaubte sogar, Stimmen zu hören. Der Gestank wurde unerträglich, und etwas kratzte über den Kellerboden, nicht einmal weit von seinem Ohr entfernt. Glaser gelang es sogar, das Geräusch zu identifizieren, und sein Herz wollte ihm vor Schreck stehenbleiben. Was da über den Kellerboden schleifte, war Metall.
    Die Axt?
    Er glaubte sogar, einen Befehl zu hören. Zischelnde Stimmen, als würden sich Dämonen aus einem fernen Reich unterhalten.
    »Schlag…«
    Etwas fegte auf ihn zu.
    Paul Glaser sah es nicht. Er spürte nicht einmal die Berührung. Sein Leben wurde ausgelöscht, und er hörte auch die nachfolgenden Geräusche nicht mehr. Das Knacken, Schmatzen und Schlürfen.
    Dafür waren Ghouls eben bekannt…
    ***
    Der Mann hatte Augen wie Eis. Dunkelblau, ohne einen Funken Gefühl. Wenn eine kalte Sonne auf noch kälteres Gletschereis trifft, konnte es nicht anders aussehen. Zu den Augen gehörten dunkelblonde Brauen, die wie Schwingen darüber schwebten. Die Stirn war in Falten gelegt. Ihre Haut zeigte noch die Bräune eines Skiurlaubs, und dicht unter dem Haaransatz fing sie an, sich zu pellen. Die Nase war gerade, der Mund ziemlich schmal, und das Haar fiel sehr lang in den Nacken.
    Es sah aus wie eine weiche blonde Flut, die allerdings die Ohren freiließ und sich im Nacken aufrollte.
    Ich mochte den Mann nicht.
    Ich mochte auch dieses Yuppie-Lokal nicht, in dem wir uns getroffen hatten. Zuviel Schau, zuviel Glas und schrilles Licht, zuviel Champagner und auch zuviel Kaviar und Lachs.
    Wer sich hier traf - ob weiblich oder männlich -, hatte für mich normalerweise keinen Blick übrig, aber mein Gegenüber hatte darauf bestanden, weil er sich mit mir unterhalten wollte. Und er war gewissermaßen mein Auftraggeber, obwohl ich mich beileibe nicht als ein Privatdetektiv ansah.
    Der Mann hieß Simon F. Young.
    Er war jung, er war smart, er hatte Geld, er arbeitete als Anlageberater und war auch Hausbesitzer.
    Einer von der Sorte, die man am liebsten in einen Verschlag mit Ratten stecken sollte, damit sie das gleiche Gefühl bekamen wie die Mieter, von denen sie Geld für Wohnungen nahmen, die schon Verschlägen glichen. Viele Tiere hatten es da besser als die armen Geschöpfe.
    Dennoch stand ich auf seiner Seite.
    Ich mußte es tun, aber ich behielt eine Distanz, was er auch merkte, denn seine Lippen verzogen sich zu einem kalten Lächeln, als er fragte: »Sie mögen mich nicht, wie?«
    Ich schaute auf sein Jackett. Der Stoff war lindgrün eingefärbt, wie es jetzt Mode war. Er trug ein weißes Hemd und eine Krawatte mit karmesinroten Querstreifen.
    »Wollen Sie mir keine Antwort geben, Mr. Sinclair?«
    »Ob ich Sie mag oder nicht, spielt keine Rolle. Ich gehe meinem Beruf nach, Sie dem Ihren. Wir sind hier nicht zusammengekommen, um Brüderschaft zu trinken. Was also wollen Sie von mir?«
    »Das kann ich Ihnen sagen.«
    »Bitte.«
    Er ließ sich Zeit, weil er zuvor noch an seinem Champagner nippen mußte. Ich hatte mir Wasser bestellt, trank ebenfalls und ließ dabei meinen Blick in die Runde schweifen.
    Bis auf meine Wenigkeit paßten so ziemlich alle Gäste in das Lokal, auch die weiblichen. Sie waren chic, gestylt, immer gut drauf, lachten und bewegten sich, als würden sie unter der Beobachtung eingeschalteter Fernsehkameras stehen. Da die ersten Frühlingstemperaturen London erreicht hatten, gab das der Sehnsucht nach dem Sommer den nötigen Schub, und die Vorfreude auf wärmere Tage war bei den Gästen nicht zu überhören. Man sprach von der herrlichen Sommerzeit, redete auch über Mode, Urlaub und andere Dinge, wobei natürlich die In-Drinks geschlürft wurden. Ein milchig aussehendes Zeug aus Kokosmilch, weißem Rum und Fruchtsäften.
    Ich ließ das alles an mir abprallen, denn es war nicht meine Welt. Ebensowenig wie dieser Simon F.
    Young, der smarte Hausbesitzer, der ›Kohle‹ machen wollte.
    Ich schaute seinen Fingern zu, als er auf die Tischplatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher