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073 - Dämonenrache

073 - Dämonenrache

Titel: 073 - Dämonenrache
Autoren: Frank deLorca
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verzerrt.
    Blutverkrustete Hände fuhren hoch, drehten den Kopf, bis er richtig saß.
    Victor Lagorge schrie auf. Er wollte sich umdrehen, wollte fliehen.
    Da fiel die schwere Stahltür vor ihm ins Schloss.
    Der Alte riss am Hebel. Er gab nicht nach.
    Die Gestalt hob ein Bein aus dem Kasten, dann das Zweite.
    Die Lippen waren noch breiter verzogen. Die offenen Augen glühten weiß, verstrahlten einen sonderbaren Glanz.
    Der Alte rüttelte mit seinen schwachen Kräften am Hebel, der ihm die Tür in die vermeintliche Freiheit geöffnet hätte. Doch der Hebel war wie festgeschweißt. Er ließ sich keinen Millimeter bewegen.
    Mit tapsenden Schritten bewegte sich die Leiche des Massenmörders auf den kleinwüchsigen Alten zu. Er ging, als müsse er sich erst wieder ans Schrittemachen gewöhnen, als hätte er das Gehen verlernt. Er musste die Beine mit Überlegung voreinander setzen.
    Dumarche fing sich schnell. Seine Schritte wurden fester, zielstrebiger.
    Und sie führten in die Richtung des Kretins Victor, der sich immer noch mit dem Hebel abmühte.
    Dann war die Leiche des Mörders heran.
    Ein brutaler Griff, und das Männchen flog quer durch den Raum.
    Seine Schultern brannten, als wären sie mit gefrorenem Gas in Berührung gekommen. Laut schrie er sein maßloses Entsetzen hinaus, bis die Stimme sich überschlug.
    Der Mörder ließ dem Alten keine Chance. Victor hatte sich unter den Seziertisch verkrochen. Die langen Arme Dumarches griffen hinter ihm her, fassten ihn am Hals.
    Victor wurde aus seinem Zufluchtsort gerissen. Dumarche hatte ungeheure Kräfte. Er hob den Alten mit einer Hand am Hals hoch und schleuderte ihn wie ein Stück Holz auf den Seziertisch.
    Victor fiel auf der anderen Seite des Tisches wieder hinunter. Ein gurgelnder Schrei kam über seine Lippen. Er hatte keine Kraft mehr.
    Beinahe willenlos ließ er es mit sich geschehen, dass der Massenmörder ihn wieder auf den Tisch hob.
    Victor Lagorge wehrte sich nicht mehr. Seine Lippen murmelten Gebete, für die es zu spät war.
    Der Körper des Alten wurde steif vor Schreck, als sein Mörder satanisch grinsend nach dem Brett mit den Werkzeugen griff.
    Eine Hand steckte den Stecker in die Dose, ein Finger legte einen Schalter um.
    Die elektrische Säge lief.
    Der Schmerz war höllisch, als sich der Stahl kreisend in den schmächtigen Körper von Victor Lagorge fraß.
    Lagorge brüllte und kreischte wie am Spieß, während der Untote mit der Elektrosäge seinen Körper langsam und genussvoll in Stücke teilte.
    Bis zum Schluss bekam Lagorge es mit. Sein Tod war unbeschreiblich grauenvoll...
    ***
    Richter Raoul Gautier war ein gemütlicher alter Herr. Die Jahre im Dienst der Göttin mit dem Schwert und der Waagschale hatten sein Haar fast ganz ergrauen lassen. Einige neue weiße Strähnen waren in der vergangenen Nacht hinzugekommen.
    Obwohl er am Nachmittag noch einmal mit Kommissar Breton telefoniert hatte, waren seine Zweifel noch nicht beseitigt, dass auch alles mit rechten Dingen zugegangen war. Die Erklärung des Polizeibeamten konnte seinen grübelnden Geist nicht befriedigen. Er konnte diese Störtebeker-Version einer Erklärung einfach nicht glauben.
    An diesem Tag hatte er den Justizpalast früher als sonst verlassen, ein dickes Bündel unter dem Arm. Es war die Akte Leon Dumarche. Allein die Anklageschrift war mehr als hundert Seiten stark. Alle Aktennotizen aufeinander gelegt, wogen über zwei Kilo. Zusammen ergaben sie das Psychogramm eines vertierten Mörders, wie Frankreich ihn selten erlebt hatte.
    Leon Dumarche war ein Sexualverbrecher gewesen, der seine perverse Lust auf bestialische Art ausgetobt hatte. Unter Schaudern dachte Gautier an die Bilder, die die Mordkommission von den Opfern gemacht hatte. Jedes Mal hatte Dumarche ein Blutbad angerichtet, nachdem er die Frauen sadistisch gequält, sich an ihnen lange genug vergangen hatte.
    Seine Morde hatten Ähnlichkeit mit Riten, die früher von geheimen Sekten gepflegt worden waren. Richter Gautier war sehr belesen. Er hatte eine Fülle von alten Prozessprotokollen studiert. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er sie geradezu verschlang. Damals waren ihr Studium eine Art Erholung von dem trockenen Lehrstoff, der sonst noch an der Universität geboten wurde.
    Er gab auch ohne weiteres zu, dass ihm das Studium dieser Akten ein makabres Vergnügen bereitet hatte, das ihn eines Tages an sich selbst zweifeln ließ. Deshalb hatte er es wieder aufgegeben, in alten Akten nachzublättern. Er war auf
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