Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0719 - Sargasso-Tod

0719 - Sargasso-Tod

Titel: 0719 - Sargasso-Tod
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
unvorstellbare Naturkatastrophe zerstört…
    Die Alte warf ihr einen wütenden Blick zu.
    »Sie brauchen nicht so zu grinsen, Señorita! Dieses Land hat es wirklich gegeben! Und es hieß nicht Atlantis!«
    Nicole fühlte sich ertappt. Aber ihr hingen die ewigen Atlantis-Geschichten einfach zum Hals heraus. Wer sich schon so lange mit Übersinnlichem befasste wie Zamorra und sie selbst, wurde immer wieder mit der Nase darauf gestoßen. Meistens waren diese Atlantis-Mythen pure Fantasie.
    Ärgerliche Hirngespinste von Leuten, die sich einfach nur wichtig machen wollten.
    »Und wie hieß dieses Land?«, hakte Zamorra nach.
    Die Alte zuckte mit den Schultern. »Es trägt einen Namen in der alten Sprache der Menschen. Ich kenne ihn nicht.«
    »Woher wollen Sie dann wissen, dass es nicht doch Atlantis war?«, wandte Nicole vorsichtig ein.
    »Weil Atlantis«, erklärte die Kellnerin, »untergegangen sein soll. Das sagt jeder. Jede Geschichte, die von Atlantis handelt, endet mit der Zerstörung von Atlantis. - Aber das Land, von dem ich rede, gibt es noch immer.«
    »Aber Sie haben doch gesagt, dieses Land hätte es vor unendlich langer Zeit gegeben.«
    »Das stimmt auch«, nickte die Matrone. »Und doch ist das Land immer noch da. Erklären kann ich das nicht. Ich bin nur eine einfache Frau, die auf dieser Insel geboren wurde.«
    »Und was hat nun dieses Land mit der Bucht zu tun, an der die beiden Touristen ermordet wurden?«, fragte Nicole.
    »Es gibt eine Verbindung, eine Passage zwischen El Hierro und diesem anderen Land. Schon als Kind habe ich von meiner Großmutter gelernt, nicht in die Nähe dieses Strandes zu gehen. Von dort wird man nach drüben gezogen, sagte sie immer.«
    Zamorra und Nicole tauschten einen viel sagenden Blick. Das klang ganz danach, als ob es an dieser Bucht ein Dimensionstor geben würde.
    »In der Zeitung stand etwas von einem Zeugen, der die Todesfälle gemeldet hat…«, begann Zamorra. Aber die Greisin fiel ihm ins Wort.
    »Diesen Hippie meinen Sie! Don Radcliff nennt er sich. Amerikaner, aus Kalifornien, wenn ich mich nicht täusche. Den sehe ich hier ab und zu rumgeistern. Aber meist hockt er nur in seiner Höhle. Es muss 1969 oder 1970 gewesen sein, als er auf El Hierro aufgetaucht ist…«
    »Was glauben Sie, warum Radcliff selbst nichts geschehen ist?«, fragte Zamorra.
    »Keine Ahnung. Vielleicht steht er ja selbst mit den dunklen Mächten im Bund«, erwiderte die Alte.
    »Was sind das für dunkle Mächte?«
    »In diesem Land aus ferner Vergangenheit«, begann die Einheimische, »soll es ein mächtiges Wesen geben, das sich von den Seelen der Menschen ernährt. Eine unbegreifliche Kreatur, die keine Gnade kennt.«
    Sie bekreuzigte sich.
    »Wo finden wir diesen Don Radcliff?«
    Die Alte nickte wissend, nachdem Zamorra seine Frage gestellt hatte. »Ich weiß nicht, wer oder was Sie sind, Señor. Aber ein harmloser Tourist sind Sie nicht. So viel steht für mich fest.«
    »Werden Sie mir sagen, wo wir den Zeugen finden?«
    Die Alte drückte ihre Zigarette aus.
    »Warum nicht? Es ist Ihre Sache, wenn Sie mit offenen Augen ins Unglück rennen, Señor.«
    ***
    Donald D. Radcliff lächelte der Morgensonne zu.
    Der magere Mann in der zerschlissenen Jeans und dem uralten Army-Pullover saß mit untergeschlagenen Beinen vor seiner Höhle. Vom Atlantik her wehte eine frische Brise, zauste seine langen grauen Haare und den Bart, der bis auf die Brust reichte.
    Don Radcliff freute sich über jeden Tag, den er erlebte.
    Der Sohn einer Reederfamilie aus Los Angeles war schon ein »Aussteiger« gewesen, bevor dieses Wort überhaupt geprägt wurde. Bereits in den späten Sechzigerjahren hatte er sein irdisches Paradies auf der Insel El Hierro gefunden.
    Seine Eltern, tief enttäuscht vom Flower-Power-Trip des ältesten Sohns, hatten ihm nur seinen Pflichtteil der Erbschaft ausbezahlt.
    Aber selbst das kleinste Vermögen ist groß, wenn man geringe Bedürfnisse hat. Und die paar Peseten, die Radcliff für sein Essen und seinen Rotwein benötigte, warf sein Erbe immer noch ab. Das Geld war in sicheren Wertpapieren angelegt, die jedes Jahr eine ordentliche Rendite brachten. Einmal im Jahr fuhr Radcliff nach Teneriffa, um bei der Bank Geld abzuheben. Dann kehrte er nach El Hierro zurück und bezahlte die Krämer, bei denen er während der vergangenen zwölf Monate hatte anschreiben lassen.
    Auf den kleinen Inseln vertrauten die Menschen einander noch.
    Und wenn Radcliff bei den Einheimischen auch als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher