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0719 - Sargasso-Tod

0719 - Sargasso-Tod

Titel: 0719 - Sargasso-Tod
Autoren: Roger Clement
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zu.
    »Was ist mit deiner Truppe geschehen?«
    Nort stockte.
    »Ich - ich fürchte, dass die meisten meiner Männer getötet wurden. Sie hatten keine…«
    »Und warum bist du entkommen?«
    Wie ein Peitschenschlag traf die Frage den jungen Offizier. Obgleich er damit hatte rechnen müssen, brachte sie ihn aus dem Konzept. Es stimmte, er hatte seine Truppe verlassen, als sie ihn am Nötigsten brauchte. Andererseits - wenn er an der Seite seiner Männer gekämpft hätte, wäre nun niemand mehr da, der den großmächtigen Gedankenfürsten warnen konnte. Jedenfalls glaubte Nort nicht, dass sie ihn hätten davonkommen lassen.
    Der Offizier setzte gerade zu einer Antwort an, als der Hohepriester einen leisen Ruf des Erstaunens ausstieß.
    Und dann bemerkten auch Kabor und Nort, worauf Pedolor aufmerksam geworden war.
    Der Trieb einer grünen Schlingpflanze kam unter der Tür hindurch in den Tempelsaal gekrochen!
    ***
    Zamorra kniff die Augen zusammen.
    »Ich soll also Kabor töten?«
    Doph legte sein Köpfchen auf die Seite.
    »Natürlich - warum nicht? Er ist ein Dämon, der unendliches Leid über viele Menschen gebracht hat. Kabor ist nicht mehr als ein Klumpen böser Energie. Es ist nur gerecht, wenn du seine Existenz auslöscht, Zamorra. Kabor steht nicht auf der Seite des Guten.«
    »Dort stehst du auch nicht!«
    Der Dämonenjäger stieß den Satz hervor, während er mit beiden Händen Merlins Stern umfasste.
    Nicole Duval war verwirrt. Die Französin war intelligent und erfahren im Umgang mit Schwarzblütigen. Sollte dieses putzig aussehende Wesen Doph etwa ebenfalls ein Dämon sein? Sie konnte es sich kaum vorstellen. Andererseits war in dieser Welt auf die Warnfunktion des Amuletts offenbar kein Verlass.
    »Du bist wirklich gut, Zamorra. Es stimmt, was man sich über dich erzählt.«
    Dophs Stimme war plötzlich verändert. Sie klang nicht mehr hell und ulkig, sondern tief und krächzend. Außerdem schien das kleine Tier innerlich zu vibrieren.
    »Wer erzählt denn etwas über mich?«
    »Stygia, beispielsweise. Und noch einige andere.«
    Der Name der Dämonin ließ sowohl Zamorra als auch Nicole aufhorchen. Die Französin fragte sich immer noch, wie ihr Gefährte es geschafft hatte, Doph zu durchschauen. Sie selbst war alles andere als ein naives Dummchen. Und trotzdem hatte sie dem magischen Tier vertraut.
    »Hast du uns deshalb aus dem Kerker geholt, Doph? Um uns Grüße von Stygia auszurichten?«
    »Die Ironie kannst du dir sparen, Zamorra. Kennst du nicht die Redensart: Die Feinde meiner Feinde sind meine Freunde? Ich habe bemerkt, dass Kabor euch ans Leder wollte. Also sind wir sozusagen automatisch Verbündete…«
    »Ich verbünde mich nicht mit Dämonen!«
    Doph lachte schrill. Gleich darauf begann sich das kleine Tier zu verwandeln. Doph wuchs, dehnte sich auch in die Breite aus. Das Fell wich einer schwarzen, öligen Haut. Nur wenige Augenblicke später hockte ein grässliches Ungetüm in dem Haus. Es hatte drei rote Augen und Tentakel, mit denen es spielerisch in Richtung von Zamorra und Nicole tastete.
    Ava stand ungerührt in einer Ecke. Wenn die Stumme überhaupt eine gefühlsmäßige Reaktion auf die Verwandlung verspürte, konnte sie diese jedenfalls gut verbergen.
    Der Dämon begann wieder zu sprechen. Nun passte sein Aussehen besser zu seiner Stimme.
    »Mein Name ist übrigens nicht Doph, sondern Roa. Ich stamme aus dem Geschlecht der Tatkas. Wir sind die eigentlichen Herren von Nudraka.«
    »Bevor Kabor euch verdrängt hat?«
    Zamorra Bemerkung war ein Schuss ins Blaue gewesen. Allmählich blickte er etwas besser durch. Das seltsame Land inmitten der Sargasso-See erlebte offenbar gerade eine Dämonenfehde.
    Und er selbst und Nicole waren zwischen die Fronten geraten!
    »Du hast mir immer noch nicht erzählt, wie du mich durchschaut hast, Zamorra.«
    Roa lenkte ab. Es gefiel ihm offenbar nicht, auf eine vergangene Niederlage angesprochen zu werden. Für Zamorra ein Beweis, dass er mit seinem Tipp richtig gelegen hatte.
    »Das war nicht schwer. Der Nachhall hat dich verraten, Roa.«
    »Der Nachhall?«
    »Genau der. Ich kenne mich mit Dämonensprachen etwas aus. Wenn Dämonen versuchen, wie Menschen zu sprechen, gibt es manchmal einen kaum hörbaren Nachhall der eigentlichen Dämonenstimme. Ihr könnt euch nicht so verstellen, wie ihr es gerne wollt. Die Vibrationen des Bösen verraten euch.«
    Leider nicht immer, fügte er im Geist hinzu. Tatsächlich gab es auch Dämonen, die sich nahezu perfekt
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