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0717 - Das Treibhaus des Schreckens

0717 - Das Treibhaus des Schreckens

Titel: 0717 - Das Treibhaus des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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Verzeihung zu bitten.«
    »Um Verzeihung bitten?«
    »Ja, stimmt.«
    »Weshalb das denn?«
    »Das kann ich Ihnen sagen, Chef. Ich habe heute einen sehr großen Frevel begangen. Ich habe die Orchidee aus ihrer Mitte gerissen. Ich habe dafür gesorgt, dass ihr Herz blutet. Es war einfach furchtbar für mich. Sie können sich nicht vorstellen, wie ich gelitten habe.«
    Raskowski schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir auch nicht vorstellen, Willy. Verdammt noch mal, das war doch nur eine Blume! Und wir leben nun mal von der Zucht und vom Verkauf von Blumen und Pflanzen. Willst du das nicht begreifen?«
    Willy Manson zog ein Gesicht, als hätte er soeben eine furchtbare Nachricht gehört. »Was haben Sie da gesagt, Chef? Nur eine Blume?«
    »Sicher.«
    »Das ist mehr als nur eine Blume, Chef. Das ist viel mehr. Das ist ein wunderbares Lebewesen, verstehen Sie? Eine Blume empfindet wie wir Menschen. Sie durchlebt die Trauer ebenso wie die Freude. Sie ist manchmal deprimiert, dann wieder sehr hoffnungsfroh. Das haben auch die Menschen an sich, Chef. Man kann mit ihnen reden, wenn man sich Mühe gibt, und sie haben auch Botschaften für uns.«
    »Übertreibst du da nicht etwas?«, fragte Raskowski, der Mühe hatte, sich zu beherrschen.
    »Nein, warum?«
    »Verdammt noch mal, Willy, das sind Pflanzen und keine Menschen! Geht das nicht in deinen Schädel hinein?«
    Willy wartete einen Moment, bevor er den rechten Arm hob und den Zeigefinger ausstreckte. Er wirkte dadurch wie ein zu klein geratener Oberlehrer. »Da irrst du dich, Chef. Es sind keine Menschen, das stimmt schon, aber es sind Lebewesen. Wunderbare Lebewesen, Produkte der Schöpfung, die nicht deshalb existieren, um getötet zu werden. Man darf sie nicht abreißen, nicht knicken, nicht zerstören. Sie müssen einfach existieren, dafür sind sie erschaffen worden.«
    »Hör auf, verdammt!« Raskowski bewegte sich wild. »Alles, was ich hier sehe, sind Blumen, sind Pflanzen, es ist eine Ware, mit der ich handle. Sie garantiert uns beiden ein Einkommen und den Lebensunterhalt, hast du das kapiert?«
    Willy Manson ließ eine Weile vergehen, bevor er eine Erwiderung gab. Auf seinem Gesicht spiegelte sich die Skala der Gefühle wider, die er empfand.
    Unglaube, Wut, Zorn, auch Hass.
    »Das ist nicht dein Ernst, Chef! Sag, dass es nicht dein Ernst ist, verdammt!«
    »Doch, es ist mein Ernst!«
    »Nein, Chef. Tu du dir selbst den Gefallen und erkläre mir, dass es nicht dein Ernst ist.«
    »Ich denke so und dabei bleibt es!«
    Willy senkte den Kopf. Er starrte zu Boden. Er sah aus wie ein gebrochener Mann. Dann schüttelte er den Kopf, ohne die Blickrichtung zu verändern. »Ich habe deiner Stimme entnommen, dass es doch dein Ernst ist, Chef. Dass ich dich nicht vom Gegenteil überzeugen kann.«
    »Stimmt.«
    »Und deshalb wirst du die Folgen tragen müssen.« Jetzt hob Manson den Kopf. Er starrte dem anderen ins Gesicht und Raskowski glaubte, einen anderen vor sich zu sehen als Willy.
    Manson hatte sich verändert. Seine Haut schien die Farbe gewechselt zu haben, sie wirkte jetzt grünlich, ähnelte immer mehr den Pflanzen. Es hätte Raskowski nicht gewundert, wenn plötzlich irgendwelche Triebe aus den Ohren oder Nasenlöchern herausgewachsen wären.
    »Das ist doch – was ist mit dir los, Willy? Verdammt, geht es dir schlecht?«
    »Nein, Chef, es geht mir gut. Es kann mir nur gut gehen, weil ich den Rest des Blutes getrunken habe. In mir steckt der Geist des Mandragoro. Ich liebe ihn, er liebt mich, wir beide lieben die Natur. Er ist der Herr der Pflanzen, der mächtige Dämon, der es schafft, die Natur zu manipulieren. Er ist der große Wanderer zwischen den Pflanzen, er ist einmalig. Er wird die Menschen für ihre Sünden bestrafen, und auch du gehörst dazu.«
    »Wie – wieso denn ich?« Raskowski stellte die Frage, ohne den Hintersinn zu begreifen.
    »Weil du nicht anders denkst. Für dich sind diese Lebewesen nichts anderes als eine Ware. Das ist sehr schlecht und das muss einfach bestraft werden.«
    Scharf stieß Paul den Atem durch die Nase aus. Er hatte nur Blicke für Willy Manson, was über ihm geschah, bekam er nicht mit. Der Mann stand für einen Angriff günstig. Über seinem Kopf waren einige von verschiedenen Seiten aufeinander zuwachsende Pflanzen fast ineinander verschlungen, denn berührt hatten sie sich schon.
    Jetzt bewegten sie sich weiter…
    Sie senkten sich. Sehr langsam, trotzdem unaufhaltsam. Sie näherten sich seinem Kopf, ihre Enden waren
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