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0716 - Vyrna, die Grausame

0716 - Vyrna, die Grausame

Titel: 0716 - Vyrna, die Grausame
Autoren: Roger Clement
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abgeschlagenen Köpfe von bizarren Wesen. So etwas konnte es doch einfach nicht geben, außer in Horrorfilmen.
    Gewiss, diese nette Frau namens Nicole Duval hatte immer wieder versucht, ihr Mut zuzusprechen und sie zu beruhigen. Doch tief in ihrem Inneren war Babette davon überzeugt, dass auch Nicole Duval nur eine substanzlose Schattengestalt aus einem Traum war, der hoffentlich bald vorbei sein würde.
    Vielleicht war Babette ja auch gar nicht in der Métro eingenickt.
    Kann sein, dass ich immer noch in meinem warmen Bett liege, sagte sich die junge Frau. Bei dem Gedanken an ihr gemütliches Apartment in Vanves musste sie lächeln. Sie hatte es sich liebevoll eingerichtet. Zum Teil mit Schnäppchen von den zahlreichen Pariser Flohmärkten, denn Babettes Gehalt bei der SNCF war nicht gerade üppig.
    Wahrscheinlich hat noch nicht einmal mein Wecker geläutet, dachte die Blonde. Ich kann mich noch einmal auf die andere Seite drehen Und weiterschlafen. Später stehe ich dann auf, dusche und mache mir einen schönen Café au lait…
    Doch als Babette die Augen aufschlug, war ihre Enttäuschung grenzenlos.
    Sie befand sich immer noch in dieser Welt, die wie eine Fieberfantasie auf sie wirkte. Eben war sie noch neben dieser Nicole hermarschiert. Dann war der stechende Schmerz gekommen.
    Und nun waren alle anderen Menschen verschwunden!
    Babette fand sich allein inmitten eines dunklen Waldes wieder, dessen knorrige Bäume bis in den Himmel zu ragen schienen. Ihr Laubdach war fco dicht, dass kaum ein Sonnenstrahl hindurchdrang.
    Was war geschehen? Wieso war sie von ihren Gefährten getrennt worden?
    Die nackte Panik stieg in der jungen Frau hoch. Offenbar befand sie sich immer noch in dieser Gruselwelt. Jedenfalls gab es solche Riesenbäume weder im Bois de Boulogne noch im Bois de Vincennes. Von der flachen belgischen Heimat ihrer Eltern ganz zu schweigen.
    Babette wollte aufschreien. Doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie zitterte am ganzen Körper. Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn und auf ihrem Rücken.
    Es dauerte eine Weile, bis sie ihre Stimme unter Kontrolle hatte.
    »H… hallo?«, rief Babette. Die Worte kamen brüchig über ihre schönen Lippen. »Ist da jemand? Nicole?«
    Keine Antwort.
    »Professor Zamorra?«
    Es erklang nur das dunkle Gurren unbekannter Vögel. Unheil verkündend hörte es sich an.
    Babette rief auch die Namen ihrer anderen Gefährten. Aber offenbar war keiner von ihnen in Hörweite.
    Die junge Frau verstand nicht, was mit ihr geschehen war. Sie wusste nur, dass sie auf der Stelle diesen Wald verlassen musste, wenn sie nicht sofort wahnsinnig werden wollte.
    Langsam setzte Babette einen Fuß vor den anderen. Es spielte keine Rolle, in welche Richtung sie ging. Denn sie wusste ohnehin nicht, wo sie ihre Gefährten wiederfinden würde.
    Von ihrer vertrauten Welt ganz zu schweigen.
    Üppig wucherte die Vegetation in dem dunklen Forst. Viele Sträucher und Büsche wirkten gefährlich und abstoßend. Vor allem diejenigen mit den Dornen.
    Babette wusste natürlich nicht, ob diese Pflanzen giftig waren. So gut es ging, hielt sie sich davon fern. Aber die Dornenbüsche schienen überall zu wachsen.
    Plötzlich spürte Babette, dass sie nicht mehr allein war. Und dabei dachte sie nicht an die Vögel und Kleintiere, die man im Unterholz rascheln hörte.
    War vielleicht doch einer ihrer Gefährten in der Nähe?
    Zamorra?
    Ja, er musste es sein! Babettes Herz wurde leichter. Sie hatte grenzenlos staunend miterlebt, wie dieser gut aussehende Mann mit seinem fremdartigen Schmuckstück die angreifenden Horrorgestalten vernichtet hatte. Er wirkte auf den ersten Blick überhaupt nicht wie ein Zauberer. Und doch ging etwas Geheimnisvolles von ihm aus…
    Wenn jemand Babette aus diesem grässlichen Wald retten konnte, dann war es Zamorra.
    Die junge Frau überlegte schon, ob sie es wagen konnte, noch einmal zu rufen. Doch da erschien plötzlich eine hochgewachsene Gestalt zwischen den Bäumen.
    Er war es!
    Babette lächelte dem blonden Mann zu. Sie wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, so erleichtert war sie. Ihr fiel ein Stein vom Herzen.
    Auch Zamorra schmunzelte. Langsam kam er in Babettes Richtung.
    »Was bin ich erleichtert, Sie zu sehen, Monsieur le Professeur!«
    Babette strahlte den Dämonenjäger an. Doch plötzlich verschwammen die Konturen seiner Gestalt. Sie begannen zu flimmern, wie die Luft über heißem Asphalt im Hochsommer.
    Und dann formte sich Zamorras Körper um!
    Entsetzt
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