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071 - Gefangen in den Bleikammern

071 - Gefangen in den Bleikammern

Titel: 071 - Gefangen in den Bleikammern
Autoren: Dämonenkiller
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seine Hüften und verknotete es um seinen Hals. Dann schleppten wir den bewußtlosen Wolfsmenschen tiefer in den Garten. Vor einem hohen Baum blieben wir stehen.
    „Was hast du vor?" fragte ich.
    „Wir hängen ihn auf", antwortete Selva.
    „Nein!" sagte ich rasch. „Das dürfen wir nicht. Er ist mein Bruder. Er kann für seinen Zustand nichts."
    „Darum können wir uns nicht kümmern, Michele. Er kann jeden Augenblick aus seiner Bewußtlosigkeit erwachen und sich von den Fesseln befreien. Wir dürfen kein Risiko eingehen."
    Sie packte das Tauende und warf es über einen starken Ast.
    „Faß mit an!" befahl sie mir.
    Doch ich weigerte mich. „Nein, da mache ich nicht mit."
    Sie warf mir einen mißbilligenden Blick zu und zog fest am Seil. Der Körper meines Bruders wurde hochgehoben. Er schlug die Augen auf, und fletschte die Zähne. Ungestüm riß er an den Fesseln.
    Ich hörte die starken Stricke knirschen. Ein Tau zerriß.
    „Ich bekomme euch!" knurrte mein Bruder.
    Seine Stimme war fast unverständlich.
    Selva ließ das Tau fallen. Sie trug eine halb zerfetzte Bluse und Männerhosen. Um ihre Hüften hatte sie einen breiten Ledergürtel geschlungen, an dem ein handbreiter Dolch baumelte. Sie riß den Dolch aus der Scheide und sprang meinen Bruder an. Der Dolch blitzte im Mondlicht auf.
    „Nein!" schrie ich und packte Selva an den Schultern.
    Ich bekam einen unheimlichen Schlag gegen meine Hände und flog zur Seite. Ich konnte sie nicht zurückhalten. Ihr Gesicht war verzerrt.
    Sie stieß zu, und ich schloß die Augen. Mein Bruder schrie, dann gurgelte er.
    Endlich wagte ich die Augen wieder zu öffnen. In Jacopos Brust klaffte eine große Wunde. Sie hatte ihn erstochen.
    Selva kümmerte sich nicht um mich. Sie schob den Dolch zurück in die Scheide, dann zog sie meinen toten Bruder hoch und verknotete den Strick um einen Ast.
    Ich taumelte zurück. Es war ein unheimlicher Anblick. Mein Bruder schaukelte im leichten Wind und drehte sich um die eigene Achse.
    Ich wandte mich ab, ging aufs Haus zu und blieb stehen, als ich die tierischen Schreie hörte. Sie kamen vom Stall her, in dem die Negersklaven untergebracht waren. Die Schreie wurden immer lauter. Ich blickte zum Stall hinüber. Die Tür bebte, so als würde jemand dagegenspringen. Die Stalltür flog aus den Angeln, und ein schwarzer, langgestreckter Leib schoß hervor. Es war ein Wolf. Er rannte los.
    „Lauf ins Haus, Michele!" brüllte Selva.
    Sie stellte sich der Bestie entgegen. Der Wolf sprang sie an. Sie trat einen Schritt zur Seite, und ihre Hände verkrallten sich im Fell des Wolfes. Selva riß ihn zu Boden und sprang ihn an. Wieder riß sie den Dolch hervor und stieß zu.
    Ich lief zum Haus, dabei wandte ich immer wieder den Kopf um. Aus dem Stall rasten drei Wölfe. Selva blieb nur noch die Flucht. Ich erreichte die Haustür, riß sie auf und trat ins Haus. Selva rannte auf mich zu. Die drei Wölfe verfolgten sie. Mit einem gewaltigen Sprung setzte sie über die Türschwelle, und ich schlug die Tür zu, legte den Riegel vor und drückte mich gegen die Türfüllung, keine Sekunde zu früh, denn ein schwerer Körper krachte gegen die Tür.
    „Wir verschanzen uns in einem Zimmer im ersten Stock", sagte Selva.
    Ich rannte die Stufen hoch. Selva folgte mir.
    Die Biester ließen nicht locker. Immer wieder sprangen sie gegen die Tür. Es konnte nicht lange dauern, und sie würden durch eines der offenstehenden Fenster ins Haus eindringen.
    Ich zog die Tür zu einem kleinen Zimmer zu, dessen Fenster in den Garten gingen.
    „Wir schieben diesen Kasten vor die Tür", sagte Selva. „Das wird die Bestien aufhalten. Wir haben eine Chance, zu überleben. Im Morgengrauen läßt die Wirkung der Mondstrahlen nach, und die Wölfe verwandeln sich zurück in Negersklaven."
    Wir packten den schweren Kasten und schoben ihn vor die Tür. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, und Selva ging zu einem der Fenster. Sie zog den Vorhang zur Seite, öffnete das Fenster und blickte hinaus. Zögernd ging ich auf sie zu, blieb neben ihr stehen und warf einen Blick in den Garten hinaus. Mehr als zwanzig Wölfe rannten rund um das Haus. Einige sprangen durch die Fenster ins Hausinnere. Ich hörte sie heulen, fauchen und knurren. An der Tür wurde gekratzt.
    „Ich fürchte, daß der Kasten sie nicht lange aufhalten wird", meinte Selva und blickte mich an.
    Sie war mir fremd geworden. Mir graute vor ihr. Zu deutlich erinnerte ich mich, wie gnadenlos sie Jacopo
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