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071 - Gefangen in den Bleikammern

071 - Gefangen in den Bleikammern

Titel: 071 - Gefangen in den Bleikammern
Autoren: Dämonenkiller
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entführt hat?"
    Der Geist zwirbelte seinen Oberlippenbart, dann grinste er verschmitzt.
    „Niemand hat es getan", sagte Faust.
    „Wartet, Dr. Faust!" sagte Dorian schnell, als der Astralkörper blasser wurde.
    „Habt Euch wohl, Georg!" sagte der Geist.
    Die Reflexion von Fausts Geist verschwand. Der Globus wurde wieder dunkel, lind langsam erwachten 'die Mitglieder aus ihrem tranceartigen Zustand.
    Der Dämonenkiller stand wie betäubt auf. Die Beschwörung des Faust-Geists hätte ich mir sparen können, dachte er verärgert. Der Geist hatte so orakelhaft wie Phillip gesprochen. Wie es aussah, wußte Faust auch nichts Näheres, sonst hätte er wohl kaum so ausweichend geantwortet. Faust hatte behauptet, daß niemand Chapman entführt hätte. Und was hatte das Gerede von dem blauen Kindlein zu besagen? Bestand da vielleicht ein Zusammenhang zu dem mächtigen Dämon, dessentwegen der Grieche nach London gekommen war? Alles Fragen, auf die der Dämonenkiller keine Antwort fand.
    Er verabschiedete sich von Mansfield und den anderen Mitgliedern und fuhr in die Jugendstilvilla in der Baring Road.
    Coco und Trevor hörten seinem Bericht interessiert zu, aber beide verstanden auch nicht Fausts Worte.
    Archer meldete sich. Noch immer hatte kein Mensch das Haus in der Vincent Road betreten.
    „Der Grieche ist spurlos verschwunden", sagte Trevor. „Ich telefonierte vor einer halben Stunde mit Sam Lanta. Keiner der Freaks hat ihn gesehen. Ich versuchte auch etwas über den Schlangenkult zu erfahren, doch niemand weiß davon."
    „Wir können nur warten", sagte Dorian. „Hoffentlich ist Don noch am Leben. Von Faust bin ich tief enttäuscht. Ich hoffte, daß er mir einige Hinweise geben würde, aber aus seinen Worten werde ich nicht klug."
    Trevor nickte. „Wir haben jetzt Zeit, Dorian. Erzählen Sie weiter! Coco und ich möchten endlich das Ende Ihrer Geschichte hören."
    Dorian aß einige Sandwiches und trank eine Flasche Bier, dann lehnte er sich bequem im Sessel zurück und schloß die Augen. Er konzentrierte sich.

    Torcello, August 1556.
    Ich konnte nur wenige Sekunden ohnmächtig gewesen sein. Langsam schlug ich die Augen auf. Im Zimmer war es hell. Ich lag auf dem Rücken, und vor mir stand mein Bruder, der sich in einen Wolfsmenschen verwandelt hatte. Hinter ihm erblickte ich eine Gestalt. Ich traute meinen Augen nicht.
    Blitzschnell warf ich mich zur Seite. Und dann erkannte ich die Gestalt, die sich auf meinen Bruder stürzte.
    Es war Selva Farsetti. Sie preßte ihre schlanken Arme um den Hals des Monsters und drückte zu. Mein Bruder bäumte sich auf und stieß einen durchdringenden Schrei aus. Verzweifelt versuchte er, das Mädchen abzuschütteln. Ich setzte mich auf und glaubte zu träumen. Das konnte alles nicht die Wirklichkeit sein! Zuerst verwandelte sich mein Bruder in ein grauenhaftes Monster, dann tauchte plötzlich Selva auf, die eigentlich im Dogenpalast sein sollte.
    Mein Bruder war in ein unwirkliches Licht getaucht, das von Selva auf ihn überzuspringen schien. „Hilf mir, Michele!" schrie Selva. „Ich habe deinen Bruder geschwächt. Wir müssen ihn ins Freie bringen."
    Ich stand auf. Das Monster hatte die Augen geschlossen. Es wimmerte leise. Der geheimnisvolle Lichtschein erlosch.
    „Pack seine Beine!" rief Selva.
    Ich gehorchte, ohne zu zögern, bückte mich und griff nach den verkrampften Beinen des Wolfsmenschen. Wir warfen den halb Bewußtlosen auf das Fensterbrett. Selva sprang ins Freie und zerrte den schweren Körper hinaus. Er krachte zu Boden. Ich stieg aufs Fensterbrett und sprang hinterher. Neben meinem Bruder blieb ich stehen.
    Selva stand mir schwer atmend gegenüber. Sie sah frisch aus. Niemand hätte vermutet, daß sie längere Zeit im Gefängnis gewesen war. Als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, war ihr Haar schmutzig und stumpf gewesen, jetzt leuchtete es im Licht des Mondes wie Kupfer; ihre Augen waren glanzlos gewesen, jetzt funkelten sie wie zwei Sterne. Ihre Haut war elfenbeinfarben, der Körper wohlgerundet. Ich wunderte mich, wie sie sich so schnell von den Martern erholt hatte.
    „Rasch, Michele!" sagte sie. „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich brauche dicke Stricke. Wir müssen deinen Bruder fesseln, bevor er seine Kräfte zurückbekommt."
    Ich nickte, lief zu einem Geräteschuppen und holte eine Taurolle. Wir wälzten meinen Bruder auf den Bauch und banden seine Hände auf dem Rücken zusammen.
    „Das reicht nicht", sagte Selva.
    Sie schlang das Tau um
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