Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0706 - Das Galgen-Trio

0706 - Das Galgen-Trio

Titel: 0706 - Das Galgen-Trio
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
noch niemand dagewesen, der einen von ihnen gestohlen hätte.
    Bis auf diesen Tag.
    Der Zwerg hatte eine Stange gestohlen. Im Verhältnis zu seinem Körper war sie viel zu lang. Wenn er sie hielt, hatte er Mühe, sein Gleichgewicht zu halten.
    Zudem mußte er sich noch sehr tief ducken, denn trotz seiner geringen Größe war er leicht zu entdecken, wenn er durch das trockene, hochwachsende Gras schlich.
    Dann blieb er stehen.
    Er ärgerte sich, weil er mit der Stange gegen seinen Schuh geschlagen war.
    Zu laut war das Geräusch gewesen, wahrscheinlich war es sogar gehört worden, denn die Frau machte den Mann auf irgend etwas aufmerksam. Er hätte eigentlich noch näher herangemußt, um den tödlichen Wurf anzubringen, das wiederum traute er sich nicht. Dann hätten die anderen handeln können.
    Er hob seinen Arm.
    Es war der rechte, und mit der rechten Hand hielt er auch die vorn abgeflachte Stange in der Hand.
    Er holte aus.
    Einen kleinen Schritt noch ging er vor. Er sah die Frau, die ihm den Rücken zuwandte, der sich starr wie eine Figur vom dunklen Boden abhob.
    Dann schleuderte er die tödliche Stange!
    ***
    Es war der Augenblick der Wahrheit!
    Der gnadenlosen, der brutalen, der rücksichtslosen Wahrheit. Der Moment, wo das Grauen zuschlug wie die Pranken eines Tigers, und ich, der ich nicht direkt daran beteiligt war, erlebte diese fürchterlichen Sekunden wie im Zeitlupentempo.
    Vor mir stand Christina. Vielleicht zwei, drei kleine Schritte nur entfernt. Sie hatte mir etwas sagen wollen, doch noch in denselben Sekunden verzerrte sich ihr Gesicht. Da schienen die Züge auseinander zu schwimmen, da hielten die Proportionen nicht mehr, der wilde Schmerz erreichte sie wie ein Überfall. Ich hörte den wuchtigen Aufschlag, sah etwas Langes in ihrem Rücken stecken, dann torkelte sie nach vorn, wobei über ihre Lippen ein Wehlaut drang.
    Ich fing sie auf.
    Ich sah die Stange.
    Sie steckte.
    Verdammt noch mal, sie steckte in ihrem Rücken an der rechten Seite, und ich konnte einfach nicht mehr. Aus meiner Kehle löste sich ein irrer Schrei, der die Stille der Landschaft durchpeitschte.
    Ich kam mir selbst vor wie ein Fremdkörper, hielt den warmen Körper fest und schaute an der Schulter vorbei hinein in das Dunkel, wo sich plötzlich etwas bewegte.
    Er kam.
    Und er rannte auf mich zu wie ein kleiner, böser, mordlüsterner Bastard. Es war der Zwerg mit dem großen Kopf, den langen Armen, die auf- und abschwangen und deren Finger die Spitzen der Grashalme berührten und sie zum Zittern brachten.
    Er hatte seinen Mund aufgerissen. Die Hälfte des Gesichts schien nur mehr aus Maul zu bestehen, als wollte er mich noch mitten im Lauf verschlingen.
    Ich hatte vielleicht noch zwei, allerhöchstens drei Sekunden Zeit, und ich ließ Christina an meiner linken Seite zu Boden sinken, ging trotz der Eile noch vorsichtig zu Werke, sprang zurück und zog dabei meine Waffe.
    Er rannte und sprang.
    Ich aber schoß.
    Ich jagte die Kugeln in den untoten Leib des Zwergs, der im Sprung von den geweihten Silbergeschossen erwischt wurde. Die Einschläge schüttelten ihn durch. Löcher entstanden nicht nur in seinem Körper, auch in dem widerlichen erstarrten Gesicht, und er erreichte mich nicht. Der Zwerg flatterte noch mit seinen Armen, dann prallte er zu Boden, rollte durch das Gras und blieb liegen.
    Es war für ihn vorbei.
    Ich holte tief Luft, zitterte, aber nicht wegen dieses Zombies, der keiner mehr war, meine Gedanken drehten sich einzig und allein um Christina Romero.
    Ich huschte zu ihr.
    Die anderen beiden Untoten waren mir jetzt egal. Ich mußte erst sehen, wie es um sie stand.
    Ein Stein stieß hart gegen mein rechtes Knie, als ich neben Christina niederfiel. Ich drehte ihren Kopf vorsichtig zur Seite, schaute auf die verdammte Stange, die noch immer im Körper steckte und sah auch nach, wie tief sie eingedrungen war.
    Zum Glück nicht sehr tief, aber es konnte durchaus ausreichen, um einen Menschen zu töten.
    Auch Christina?
    Sie lebte noch. Ihr Auge zuckte, die Wimper bewegte sich flatternd, auch wollte sie mir etwas sagen, aber ich bat sie nichts zu tun, nur ruhig zu sein.
    »Ich hole die anderen, dann bringe ich dich hier weg. Du schaffst es, Christina, du schaffst es.«
    Noch einmal streichelte ich über das dichte Haar, dann drehte ich mich um.
    Da erwischte mich der verfluchte Stein.
    Hart und zielgenau geworfen, traf er meine Stirn. Etwas blitzte vor meinen Augen, und in diese verfluchten Blitzstrahlen hinein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher