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0702 - Die Nacht der bösen Frauen

0702 - Die Nacht der bösen Frauen

Titel: 0702 - Die Nacht der bösen Frauen
Autoren: Jason Dark
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erschienen und von Suko zuvor nicht gesehen worden war. Sie schien sich aus dem Nichts materialisiert zu haben.
    Sie blieb stehen.
    An den Füßen trug sie nicht einmal Sandalen. Der Staub klebte an ihnen und ließ sie aussehen, als trüge das Mädchen Schuhe. Es war blond, hatte ein noch kindliches Gesicht, aber die Formen einer Frau, das verriet das durchsichtige Gewand eindrucksvoll.
    Als der Wirt das Wechselgeld hinlegte, machte ihn Suko auf die Kleine aufmerksam. »Kennen Sie die?« Er deutete mit dem Kopf zum Fenster hin, was auch der Wirt begriff.
    Der Mann drehte sich um, bekam Stilaugen und schüttelte den Kopf. »Nie hier gesehen.«
    »Wen hast du nicht gesehen?« fragte Marek.
    Suko wollte es ihm erklären, was er nicht mehr brauchte, denn die junge Frau war im toten Winkel verschwunden und stieß einen Moment später die Tür der Gaststätte auf, wobei sie einen Schritt vorging und dann stehenblieb.
    Unsicher schaute sie sich um.
    Niemand redete. Auch den Gästen hatte es die Sprache verschlagen. Mit dem Erscheinen dieser fremden Person hatte niemand gerechnet. Auch die Polizisten nicht, denn in ihre müden Gestalten kehrte Leben zurück. Sie waren zu dritt, und sie erinnerten an Puppen, als sie sich aufrichteten, zwinkerten, wobei einer mit der Hand durch die Luft wedelte, um den Rauch zu vertreiben.
    Plötzlich waren sie wach.
    Einer pfiff, der zweite lachte, und der dritte konnte ein Räuspern nicht unterdrücken.
    Die Fremde kümmerte sich nicht um die jungen Männer. Ihr Ziel war die Theke.
    Und sie ging vor.
    Tapp… tapp… mit diesen Geräuschen klatschten ihre nackten Füße auf das alte Holz.
    Der Wirt schaute ihr entgegen, hieb sich gegen die Stirn, als wollte er dort den Schweiß vertreiben, und wischte mit einem Tuch über den Tresen, mehr eine Geste der Verlegenheit, denn das hatte er zuvor schon einige Male getan.
    Die Fremde stellte sich neben Marek hin.
    Das paßte einem der Soldaten nicht. »He, Schönheit!« rief er, »was willst du denn bei dem alten Knacker? Komm zu mir, auf meinem Schoß ist noch genügend Platz.«
    Das Lachen der Männer schallte Suko und Marek gegen den Rücken. Sie drehten sich jedoch nicht um, das Mädchen war interessanter. Obgleich es harmlos und wie ein normaler Gast aussah, hatte Suko den Eindruck, daß dies nicht stimmte.
    Diese Kleine war kein normaler Gast. Er konnte sich vorstellen, daß sie aus einem bestimmten Grund erschienen war, den sie vorerst für sich behalten wollte.
    Auch der Wirt hatte sich wieder gefangen. Er richtete seinen Blick auf den neuen Gast. »Was willst du trinken?«
    »Wasser!«
    »Hä…?«
    »Und Wein«, sagte sie mit leiser Stimme. Die Antwort hatte sogar Suko verstanden.
    Der Mann hinter der Theke hob die Schultern, bevor er sich bückte und etwas unter der Theke hervorholte. In der Flasche befand sich Mineralwasser. Den Wein holte er aus einem Faß und schüttete ihn in einen Krug. Ein hohes Glas baute er ebenfalls vor dem Mädchen auf, das an der Theke stand und schwieg. Es schien in sich versunken zu sein, war zwar äußerlich präsent, hatte sich aber im Innern in eine andere Welt zurückgezogen.
    »Bitte sehr.«
    Die Kleine nickte nur. Danach mischte sie Wasser und Wein. Als beides eine bestimmte Farbe hatte, nickte sie, kostete, war zufrieden und trank einen größeren Schluck.
    »Ist es gut?« fragte der Wirt.
    »Ja.«
    Suko und Marek wunderten sich über die Einsilbigkeit des jungen Gastes. Sie kannten den Grund nicht. Vielleicht fürchtete sich das Mädchen vor den Gästen, es waren schließlich nur Männer, und die drei Polizisten machten auch nicht den Eindruck, als würden sie weiterhin allein bleiben wollen.
    Sicherlich spekulierten sie darauf, die Kleine an ihren Tisch zu holen, denn sie flüsterten miteinander und schienen einen Strategieplan zu entwerfen.
    Marek lächelte. Er hatte sich durch die provozierende Bemerkung nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wahrscheinlich waren die jungen Polizisten ebenso unsicher wie das Mädchen.
    Die Kleine lächelte zurück.
    »Du bist fremd hier, nicht?«
    Sie überlegte und legte die Stirn in Falten. »Ja, ich bin fremd«, erklärte sie. »Und ich weiß nicht einmal, wer hier der Herr ist? Wer herrscht hier?«
    Marek wunderte sich, unterließ jedoch eine Bemerkung. »Was ist mit dem Herrn?«
    »Weißt du das auch nicht?«
    »Nein, ich…«, er mußte lachen. »Hast du denn nichts von den Veränderungen gehört, die in diesem Land stattgefunden haben?«
    »Ich glaube
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