Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
roten Rasse eigentümlich ist. Einer der Vordersten, welcher einen Fahlschimmel ritt, trug einen sonderbaren, lang geformten, mit Federfransen geschmückten Gegenstand im linken Arm. Ich fühlte mich von der schweigsamen, schwermütigen Begegnung mit diesen einstigen Herren dieser Gegend ganz eigenartig berührt. Sie kamen mir gar nicht gefährlich vor, zumal sie keine Kriegsfarben trugen und ganz unbewaffnet zu sein schienen; aber kaum waren wir um die nächste Höhe gebogen und ihnen aus den Augen, so hielt Old Wabble an und sagte, indem er einen grimmigen Blick zurückwarf:
    ‚Damn them! Was wollen diese Schufte hier? Es sind Panashts, welche mit den eigentlichen Schlangenindianern, zu denen meine Vaqueros gehören, in Unfrieden leben. Wohin können sie wollen? Ihr Weg muß sie an meinem Rancho vorüberführen. Welch eine Gefahr, da ich nicht daheim bin!‘
    ‚Sie waren ja unbewaffnet!‘ warf ich ein.
    Old Wabble blitzte mich aus seinen halbgeschlossenen Augen verächtlich an, beehrte mich mit keiner Antwort und fuhr fort:
    ‚Mit unserer Elkjagd ist es aus, wenigstens für heut' und morgen. Wir müssen zurück, hinunter zum Zelt und vielleicht gar zum Rancho. Wir müssen ihnen zuvorkommen. Glücklicherweise kenne ich einen Pfad, welcher nicht weit von hier hinabführt, freilich nicht für Reiter, sondern nur für gute Bergsteiger. Vorwärts, Boys! Mein Entschluß ist gefaßt. Wir müssen sie vor unsere Gewehrläufe nehmen; th'is clear!‘
    Es ging im Galopp weiter, fünf Minuten lang, links in die Felsen hinein; dann gelangten wir in ein kleines Hochtal, dessen Boden aus Moor und Wiese bestand; an den steinigen Rändern wuchsen hohe Schierlingstannen, und ein Wasser rieselte mitten hindurch. Old Wabble sprang vom Pferd und sagte:
    ‚Dort am Ende dieses Tals führt der Weg hinab. Wenn wir uns beeilen, sind wir noch vor den Roten unten beim Zelt. Einer muß hier bei den Tieren bleiben, nämlich derjenige, den wir am leichtesten vermissen können, und das ist natürlich dieser famose Sam, der viermal fehlgeschossen hat; er würde eher uns selbst als einen Roten treffen.‘
    Na, der ‚famose Sam‘ war natürlich ich, Samuel Parker, vormals Bauschreiber unten in Princeton! Ich widersprach ärgerlich, mußte mich aber fügen. Die drei andern nahmen ihre Waffen und rannten fort, nachdem der Alte mir befohlen hatte, die Tiere gut zu versorgen und das Tal ja nicht zu verlassen, bis er zurückgekehrt sei.
    Ich war wütend vor Zorn. Mußte ich mir das gefallen lassen? Diese armen Indianer sollten erschossen werden und hatten doch so ungefährlich ausgesehen! Durfte ich das zugeben? Nein! Sie waren Menschen grad wie wir, und Rache für die Beleidigung! Ich kannte den Wilden Westen nicht und gehorchte meinem Unverstand. Ich band das Maultier und die drei ledigen Pferde an die nächsten Bäume und ritt im Galopp den Weg zurück, den wir gekommen waren. Die mir aufgetragene Pflicht wollte ich erfüllen, vorher aber die Indianer warnen. So schnell wie möglich ging es den Wihinashtpfad hinab und in den Snakes-Cañon hinein. Da sah ich die Roten vor mir; sie hörten mich kommen, blickten zurück und hielten an. Die Schlucht war hier noch breit genug dazu. Ich parierte mein Pferd und fragte, ob einer von ihnen englisch verstehe. Der auf dem Fahlschimmel, welcher den länglichen Gegenstand trug, antwortete:
    ‚Ich bin To-ok-uh, der schnelle Pfeil, ein Häuptling der Panasht-Schoschonen. Mein weißer Bruder ist zurückgekehrt, um mir eine Botschaft des alten Mannes zu bringen, dessen Herden da unten die Schlangenindianer bewachen?‘
    ‚Du kennst ihn also?‘ fragte ich. ‚Er hält euch für Feinde und ist euch zu Fuße voraus, um euch zu töten. Ich bin ein Christ und habe es für meine Pflicht gehalten, euch zu warnen.‘
    Der Blick seines dunklen Auges bohrte sich förmlich in mein Gesicht, als er sich erkundigte:
    ‚Wo sind eure Tiere?‘
    ‚Sie stehen jenseits des Wihinashtpfades in einem grünen Tal.‘
    Er sprach eine kurze Weile leise mit den andern und fragte mich dann, indem sein Gesicht einen freundlichen Ausdruck zeigte:
    ‚Mein weißer Bruder ist erst kurze Zeit in diesem Land?‘
    ‚Seit gestern erst.‘
    ‚Was wollen die Bleichgesichter dort oben in den Bergen?‘
    ‚Wir wollen den Elk jagen.‘
    ‚Ist mein Bruder ein berühmter Jäger?‘
    ‚Nein; ich schieße jetzt noch stets daneben.‘
    Er fragte lächelnd weiter und weiter, bis er alles wußte. Ich mußte ihm sogar meinen Namen nennen, worauf er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher