Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
davon essen, bis es alle ist. Habt Ihr Appetit?“
    „Will es meinen.“
    „So schneidet davon herunter, soviel, wie Ihr wollt. Wir sind lauter Westleute, Sir. Und Ihr?“
    Er schob mir ein wohl acht Pfund schweres, kaltes, aber gebratenes Fleisch hin; ich schnitt mir ein Stück davon ab und antwortete:
    „Ich treibe mich zuweilen auch diesseits des alten Mississippi herum, weiß aber nicht, ob ich mich einen Westmann nennen darf. Es gehört gar so viel dazu, einer zu sein.“
    Er schmunzelte befriedigt und sagte:
    „Habt recht, Sir, sehr recht! Freut mich, einmal einen bescheidenen Menschen zu sehen, der sich nicht gleich, wenn er Nachtwächter geworden ist, für den Präsidenten der Vereinigten Staaten hält. Solche Leute sind heutzutage selten. Euern Namen haben wir vorhin gehört, Mr. Charley. Welche Arbeit tut Ihr denn im Westen hier? Jäger? Fallensteller? Honigsammler?“
    „Gräbersucher, Mr. Parker.“
    „Gräbersucher?“ rief er erstaunt. „Das heißt – Ihr – sucht – Gräber – –?“
    „Yes.“
    „Wollt Ihr uns foppen, Sir?“
    „Fällt mir nicht ein.“
    „So habt die Güte, Euch zu erklären, wenn ich Euch nicht mein Messer zwischen die Rippen geben soll. Nasführen lasse ich mich nicht.“
    „Well. Ich will erforschen, woher die jetzigen Indianer stammen. Vielleicht habt Ihr einmal gehört, daß Gräberfunde zu diesem Zweck gute Dienste leisten.“
    „Hm! Habe freilich einmal gelesen, daß es Menschen gibt, die alte Gräber aufwühlen, um da drinnen Weltgeschichte oder so was zu studieren. Dummes Zeug! So ein Mannskind seid Ihr also auch?“
    „Yes.“
    „Also ein Gelehrter?“
    „Yes.“
    „Gott stehe Euch bei, Sir! Ihr könnt leicht selbst mit der Nase ins Grab stolpern und tot drin stecken bleiben. Wenn Ihr nach verstorbenen Leichen suchen wollt, so tut das doch in einer Gegend, wo Ihr Eures Lebens sicher seid. Hier aber pfeifen die Kugeln und Tomahawks nur so in der Luft herum. Die Comanchen sind los. Könnt Ihr schießen?“
    „Ein wenig.“
    „Hm, kann es mir denken! Habe auch einmal gedacht, ich könne schießen. Werde es Euch vielleicht einmal erzählen. Wie ich sehe, habt Ihr da eine alte Pulverbüchse, mit der man Mauern einrennen kann; das läßt tief blicken, Sir. Und dort das andere Gewehr in dem Etui, das ist wohl so eine richtige, echte Sonntagsrifle?“
    „Weiß es nicht.“
    „Wird schon so sein! Ich sage Euch, Sir, es ist gefährlich, hier nach toten Leichnamen zu suchen. Macht Euch fort! Ihr könnt Euch uns anschließen; da seid Ihr sicherer, als wenn Ihr allein reitet.“
    „Welche Richtung nehmt Ihr denn von hier?“
    „Auch hinunter nach dem Pecos, wohin Ihr wollt, wie wir vorhin gehört haben.“
    Er ließ einen halb wohlgefälligen und halb ironischen Blick über mich gleiten und fuhr dann fort:
    „Ihr seht gar nicht übel aus, ganz wie aus dem Ei geschält; aber das taugt nichts für diese Gegend, Sir. Ein richtiger Westmann sieht ganz anders aus. Dennoch gefallt Ihr mir, und ich lade Euch noch einmal ein, mit uns zu gehen. Wir werden Euch beschützen, denn so ganz allein wie bisher kommt Ihr doch nicht durch. Ihr scheint auch beritten zu sein, wenigstens was man in den Oststaaten so zu nennen pflegt. Habt wohl Euer Kutschpferd mitgebracht, he?“
    „Es mag so ähnlich sein, Mr. Parker“, antwortete ich, innerlich belustigt darüber, daß er meinen indianischen Rassehengst, mit dem nur noch Winnetous Rappe zu vergleichen war, für einen Kutschengaul hielt. Er gefiel mir wenigstens ebenso wie ich ihm. Wenn ich mich ihm anschloß und er dann erfuhr, wer ich war, so waren komische Szenen zu erwarten. Dazu kam, daß mir diese Begleitung, wenn auch nicht später, aber doch durch den Mistake-Cañon nützlich werden konnte, und darum entschloß ich mich, auf seinen Vorschlag einzugehen.
    „Habe es mir gedacht“, fuhr er fort. „Das Pferd sieht ganz so proper aus wie Ihr. Man sieht es ihm an, daß es auch mit nach längst begrabenen Leibern gesucht und sonst weiter nichts zu tun gehabt hat. Also sagt, ob Ihr mit wollt! Wir brechen morgen mit dem Frühesten von hier auf.“
    „Ich nehme Euer Anerbieten dankbar an, Sir, und bitte ganz ausdrücklich um Euern Schutz.“
    „Den sollt Ihr haben, und ich denke, daß Ihr ihn brauchen werdet. Will froh sein, wenn wir von hier fort sind; muß ja gewärtig sein, daß der Kommandant mich oder einen von uns als Scout zurückbehält. Meinst du nicht auch, alter Jos?“ Diese Frage war an einen älteren Mann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher