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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I
Autoren: Karl May
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natürlich diejenige, der wir zu folgen haben. Wir suchen sie auf und können dann sicher sein, daß wir den General vor uns haben. Ich glaube, daß mein Bruder Winnetou mir da recht gibt.“
    „Es ist so, wie du sagst. Wir werden jetzt also keiner von den Spuren folgen.“
    Wir stiegen auf und ritten weiter, ganz geradeaus, so daß wir die beiden sich rechts und links von uns entfernenden Fährten bald nicht mehr sahen. Ich glaubte, meiner Sache sicher zu sein, war aber doch gespannt darauf, ob meine Voraussetzung sich bewahrheiten werde. Und richtig, schon nach einer halben Stunde sahen wir die Fährte, welche nach rechts geführt hatte, sich uns wieder nähern und sich dann nördlich wenden.
    „Uff!“ ließ sich Winnetou in frohem Ton hören. „Das ist also die Fährte der Chickasaws, welche genau nach Helmers Home führt.“
    „Und wir müssen also“, fuhr ich fort, „die andere aufsuchen, welche nun auf alle Fälle diejenige der Weißen ist.“
    „Ja, reiten wir jetzt links hinüber nach der andern Spur! Wenn wir das tun, können wir uns dann gar nicht mehr irren und werden dann – – –“
    Er hielt plötzlich mitten im Satz inne. Er hatte, während er sprach, sein Auge der Linie des Horizonts nachgehen lassen und schien etwas gesehen zu haben, denn er griff in die Satteltasche, zog sein Fernrohr heraus und richtete es nach Norden. Schnell hatte ich das meinige auch in der Hand und sah durch die Gläser einige Pferde und Männer, welche im Sand lagerten.
    „Wer mag das sein?“ fragte ich.
    „Die Chickasaws“, antwortete er.
    „Warum sind sie nicht fortgeritten? Welchen Grund haben sie, dort zu sitzen?“
    „Uff! Sie warten auf uns!“
    „Sehr möglich!“ stimmte ich bei. „Mba schien ein ehrlicher Mann zu sein. Er hat erst unterwegs bemerkt, daß der General uns bestohlen hat, und ist scharfsinnig genug, sich zu sagen, daß wir den Dieb verfolgen werden. Da hat er sich von ihm getrennt. Selbst wenn die Ehrlichkeit ihm dies nicht geboten hätte, müßt es aus Sorge um sich selbst getan haben. Er mußte dafür sorgen, von uns nicht für einen Mann gehalten zu werden, welcher mit Dieben im Einvernehmen steht und ihnen sogar seinen Schutz verleiht. So wird es sein.“
    „Ja, so ist's, reiten wir hin!“
    Wir setzten unsre Pferde in Galopp und kamen den Männern schnell so nahe, daß wir sie erkennen konnten. Ja, es war Mba, aber nur mit zweien seiner Indianer. Sie hatten zwei Saumpferde bei sich. Wo war der vierte Chickasaw? Als die drei Roten uns erkannten, standen sie auf, legten ihre Waffen in den Sand und kamen uns entgegen. Das war ein friedliches Benehmen; dennoch nahm ich den Revolver in die Hand. Als wir sie erreichten und unsre Pferde vor ihnen parierten, sagte Mba:
    „Old Shatterhand mag seine Drehpistole wieder in den Gürtel stecken, denn wir sind seine Freunde. Wir haben gewußt, daß er kommen werde, und auf ihn gewartet.“
    „Ah, ihr habt es gewußt?“
    „Ja. Oder sind Winnetou und Old Shatterhand Krieger, welche sich ihre Gewehre stehlen lassen, ohne daß sie sich dieselben wieder holen?“
    „Das ist richtig. Wann hat Mba, der Häuptling der Chickasaws, erfahren, daß man uns bestohlen hat?“
    „Erst heute früh, als der Tag anbrach.“
    „Wirklich nicht eher?“
    „Nein. Ich spreche die Wahrheit. Würde ich auf euch gewartet haben, wenn ich euch belügen wollte oder gar den Diebstahl mit begangen hätte?“
    „Nein. Ich habe dich gleich, als ich dich sah, für einen ehrlichen Mann gehalten. Erzähle!“
    „Wir stießen im Süden vor dem Llano auf die vier Bleichgesichter, und ich gab ihnen mein Versprechen, sie durch die Wüste zu führen. Da kamen wir mit euch zusammen. Ich freute mich, Old Shatterhand, Winnetou und Old Surehand zu sehen, und ahnte nicht, daß der General Böses gegen euch im Schild führte. Wir ritten mit euch bis zu dem Wohnsitz des ‚Blutigen Fuchses‘ und wollten die ganze Nacht dort bleiben, um auszuruhen; da kam der General und sagte, wir müßten schnell fort, weil er sich mit euch verfeindet habe. Wir taten ihm den Willen und ritten die ganze Nacht und den ganzen Tag – – –“
    „Ohne daß dein Mißtrauen erwachte?“ fiel ich fragend ein. „Hegtest du gar keinen Verdacht?“
    „Ich hegte welchen; er kam gleich beim Beginn unsers Ritts, weil der General seinen Weg erst nach Westen nahm, wohin wir doch gar nicht wollten. Dann am Tag bemerkte ich ein Paket, welches er vorher nicht gehabt hatte und sehr sorgfältig behandelte.
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