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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I
Autoren: Karl May
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Bloody-Fox und Entschar-Ko fortgeschafft werden sollten. Ich hätte gern dahin gewirkt, daß sie ihre Gewehre wiederbekamen, verzichtete aber darauf, weil Winnetou behauptete, daß dies gefährlich sei. Sie hätten, sobald sie frei waren, auf den Gedanken kommen können, die Apachen gleich wieder anzugreifen, wenigstens ihnen heimlich zu folgen und einen Überfall zu wagen. Dieser Gedanke lag schon deshalb nahe, weil Winnetou, Old Surehand und ich fehlten, vor denen sie sich am meisten fürchteten.
    Wir hätten uns mit Büchsen versehen können, denn Bloody-Fox besaß mehrere, die er uns anbot, und wir hätten uns auch von den erbeuteten Flinten zwei aussuchen können; aber wir verzichteten darauf, denn wir waren überzeugt, daß wir wieder zu unsern Gewehren kommen würden; was sollten wir uns da mit andern schleppen. Wir hatten unsre Messer, Revolver, Lassos und Tomahawks; das war einstweilen genug für uns.
    Nun ritten wir hinaus vor das Kaktusfeld, denn es galt, die Spur des Generals auszumachen. Wie wir jetzt hörten, hatte er zu einem Apachen, der Posten gewesen war, gesagt, daß er nach den ‚Hundert Bäumen‘ reiten werde.
    „Das ist nicht wahr; das ist eine Finte, um Euch irrezuleiten“, meinte Parker. „Der General kennt den Weg dorthin ja gar nicht!“
    „Aber Old Wabble ist bei ihm, der ihn nun kennt“, antwortete ich.
    „So glaubt Ihr, daß er wirklich dorthin ist?“
    „Nein. Grad weil er dies gesagt hat, wird er eine andre Richtung einschlagen.“
    „Aber wohin?“
    „Nach dem Peace -River, wie ich vermute. Ich habe erfahren, daß er dorthin will, und er ahnt nicht, daß ich es weiß. Er will zu den Chickasaws, um sich dort auszuruhen.“
    „So würdet Ihr gut tun, gleich dorthin zu reiten.“
    „Ja; aber ich darf auch keine Vorsicht versäumen. Er könnte auf einen andern Gedanken gekommen sein, und wir müssen also auf seiner Fährte bleiben.“
    „Schwierige Geschichte das, sehr schwierig!“
    „Warum?“
    „Weil die Gegend von hier nach den ‚Hundert Bäumen‘ von Fährten jetzt geradezu wimmelt. Wer da die ihrige unterscheiden will, der möchte scharfe Augen haben, ja, der möchte beinahe allwissend sein.“
    „Ihr laßt außer acht, daß der Wind diese Spuren vollständig verweht hat. Wir werden also die Fährte der fünf Weißen und vier Chickasaws sehr deutlich sehen.“
    „Ah, das ist richtig. Ihr wollt also sogleich fort?“
    „Ja.“
    „Das geht schnell und kommt uns ganz unerwartet. Ich hoffe, daß wir Euch bald wieder einmal zu sehen bekommen, Mr. Shatterhand. Erlaubt mir, Euch die Hand zu reichen!“
    Auch Jos Hawley gab mir die seinige. Er sagte in treuherzig betrübtem Ton:
    „Könnt Ihr Euch noch auf die Geschichte besinnen, die Ihr uns da oben im Mistake-Cañon erzählt habt, Sir?“
    „Ja.“
    „Ihr habt mir mit ihr das Herz leicht gemacht. Ich bin zu der Ansicht gekommen, daß ich mir wegen des Tods jenes Indianers nichts vorzuwerfen habe. Diese Beruhigung habt Ihr mir gegeben. Ich danke Euch, Mr. Shatterhand, und werde mich unendlich freuen, wenn sich unsre Fährten wieder einmal kreuzen!“
    Es ging ans Abschiednehmen. Old Surehand nahm meinen Arm, zog mich von den andern fort, die seine Worte nicht hören sollten, und sagte:
    „Gestern abend war ich ganz glücklich darüber, daß Ihr mit mir nach Fort Terrel wolltet; heut' ist das schnell anders geworden, und Ihr könnt Euch denken, wie betrübt ich darüber bin. Ihr wißt ja, daß ich so gern stets und immer bei Euch bleiben möchte. Jetzt muß es so plötzlich geschieden sein, und noch dazu aus einem solchen Grund! Ihr seid aber wirklich überzeugt, daß Ihr die Gewehre wiederbekommen werdet?“
    „Ja.“
    „Ich wünsche es Euch von ganzem Herzen. Und ebenso herzlich wünsche ich, daß wir uns recht bald wieder treffen!“
    „Mein Wunsch ist das natürlich auch, Mr. Surehand.“
    „Könntet Ihr mir nicht einen Ort bestimmen?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Weil wir beide nicht wissen, was geschieht und welchen Ereignissen wir entgegengehen. Ihr reitet südwärts, um diesen Dan Etters zu suchen. Wer weiß, wie lange Ihr ihn verfolgen müßt und wohin seine Spur Euch führt. Ich reite nach Norden und kann auch nicht sagen, wann und wo wir den General einholen werden.“
    „So kommt Ihr gar nicht hierher zurück?“
    „Ich möchte wohl, kann aber doch nicht sagen, ob es mir möglich sein wird. Ich kann also kein Rendezvous bestimmen, und Ihr könnt es wahrscheinlich auch
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