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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I
Autoren: Karl May
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zusammenhängender Rasen gebildet wurde. Dann kamen Büsche und Sträucher, selbst Bäume, als wir gar das erste Maisfeld vor uns sahen, hatten wir den Llano vollständig hinter uns.
    Helmers' Home wurde mehr besucht als andere Ansiedlungen in der Einsamkeit des Wilden Westens. Wer in den Llano estacado wollte oder wer aus demselben kam, der pflegte hier einzukehren und auszuruhen. Darum führte Helmers stets einen Vorrat von solchen Gegenständen, welche einem Westmann oder Reisenden nötig sind. Er war nicht bloß Farmer, sondern nebenbei auch Kaufmann und Restaurateur. Ich hatte bei ihm schon manches Glas texanisches Bier getrunken, welches nach deutschem Rezept gebraut worden war.
    Ein schmaler Bach, den wir erreichten, führte uns nach dem Haus, in dessen Nähe er vorüberfloß. Es war aus Stein gebaut – denn hier gab es wirklich Steine, trotz der Nähe der Sandwüste – und bestand nur aus dem Parterre. Vor der Tür waren unter schattigen Bäumen einige Tische und Bänke angebracht. Hinter dem Haus befanden sich der Viehhof, der Stall und die Wirtschaftsschuppen. Als wir um die Ecke bogen, stand ein Schwarzer unter der Tür. Als er uns erblickte, stutzte er einen Moment, dann tat er einen Freudensprung und brüllte mit schallender Stimme in das Haus hinein:
    „Massa Helmers herauskommen, gleich schnell, gleich! Massa Winnetou und Massa Shatterhand sein da!“
    Dann sprang er in langen, weiten Sätzen auf uns zu, packte mich beim Arm und beim Bein und riß mich vor Freude beinahe vom Pferd herunter.
    „Nur sachte, sachte, guter Herkules!“ sagte ich. „Ich höre, daß Mr. Helmers zu Hause ist?“
    „Massa sein da und auch Missus“, antwortete er. „Da schon kommen beide gelaufen.“
    Ja, da erschien Helmers' hohe, kräftige Gestalt unter der Tür, und seine Frau zeigte sich mit strahlenden Augen hinter ihm. Die beiden Alten liebten sich außerordentlich, sie hieß Barbara; er pflegte sie nicht anders als ‚mein liebes Bärbchen‘ zu nennen.
    War das eine Freude über unsere Ankunft! Das Händedrücken wollte gar nicht aufhören, und die Stimmen schallten weit hinaus ins Freie, denn alle übrigen männlichen und weiblichen Bewohner des Home waren herbeigekommen, uns zu begrüßen. Deshalb warnte ich:
    „Nicht so laut, Gents! Unsere Anwesenheit muß vorerst noch verborgen bleiben.“
    „Verborgen? Warum?“ fragte Helmers.
    „Weil wir hier einige Spitzbuben fangen wollen, die nicht wissen dürfen, daß wir da sind. Ich hoffe, daß Ihr uns behilflich seid, Mr. Helmers.“
    „Das versteht sich ganz von selbst. Habe ja vor allen Dingen hier am wilden Llano die Pflicht, mein Haus von solchem Gesindel frei zu halten. Wer ist's, Mr. Shatterhand?“
    „Werde es Euch drinnen sagen. Wir müssen nämlich in die Stube, damit wir nicht gesehen werden. Herkules mag unsere Pferde in den Stall bringen und ihnen vor allen Dingen Wasser und dann tüchtig Futter geben. Nachher aber muß er den Stall zuschließen, weil auch die Pferde nicht gesehen werden dürfen.“
    „Ihr macht mich neugierig, höchst neugierig, Sir! Aber was ist denn das? Ihr habt eure Gewehre nicht mit?“
    „Das ist ja eben die Sache! Sie sind uns gestohlen worden, und die Diebe werden hierherkommen.“
    „Thunder-storm! Das ist ja ein – – –“
    „Bitte, nicht hier! Drin können wir besser darüber sprechen.“
    „Ja, kommt herein, kommt herein! Und du, mein liebes Bärbchen, mach dich schnell in die Küche, und trage alles auf, was du hast; hörst du, alles, und wenn die Tische krachen!“
    Ich sagte seinen Leuten noch schnell, wie sie sich zu verhalten hatten, und dann gingen wir in die Stube. Mutter Barbara tat ihr möglichstes, um die Tische ‚krachen‘ zu lassen, und während wir aßen und tranken, erzählte ich Helmers, was geschehen war. Kaum war ich fertig, so sprang er auf und ging hinaus. Als er wiederkam, erklärte er uns den Grund:
    „Habe sogleich meine beste Hand (Knecht, Gehilfe, Arbeiter) fortgeschickt, um nach den Halunken auszuschauen. Er mag sie beobachten; sie können sich auf die Seite drücken wollen.“
    Er kannte Bloody-Fox wie ein Vater den Sohn und war hocherfreut darüber, daß die bösen Absichten der Comanchen auf eine so gelungene Weise vereitelt worden waren. Um schnell zu sein, hatte ich meinen Bericht so kurz wie möglich gemacht, und nahm mir nun jetzt erst Zeit, ausführlicher zu erzählen. Die drei Chickasaws saßen natürlich auch dabei. Wir hatten uns so plaziert, daß wir von draußen
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