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07 - Ein Grab im Dschungel

07 - Ein Grab im Dschungel

Titel: 07 - Ein Grab im Dschungel
Autoren: Timothy Stahl
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sogar zweifelte, ob es überhaupt Menschen waren …
    Heute wusste Isleif, dass es archaische Urbewohner dieses Landes gewesen waren, ein Stamm, der sich nie einen Namen gegeben hatte und der so alt und vergessen war, dass heutige Menschen ihn nicht mehr kannten.
    Er hatte zwar nie Kontakt zu ihnen aufgenommen, aber sich vieles von ihnen abgeschaut. Wie sie jagten, wie sie ihre Behausungen bauten, welches Wasser sie für trinkbar hielten und welches nicht. Manchmal hatte er den Eindruck – der sich später als wahr erweisen sollte –, dass die Einheimischen sehr wohl von seiner Anwesenheit wussten, ihn aber nicht als gefährlich betrachteten und eben gewähren und leben ließen. Die Natur gab so reichlich, da war auch genug für einen mehr, zumal für einen Jungen, der ihnen kränklich blass vorkommen musste.
    Auf einer Insel und im Schatten eines Baumes richtete sich Isleif im Laufe der Wochen einen Lagerplatz ein. Dabei wie auch beim Jagen leistete ihm das Schwert gute Dienste, das er am Strand inmitten angespülter Trümmer der Ævintyr gefunden hatte. Er wusste nicht, welchem der Männer es gehört hatte, war ihm aber dankbar, dass er tapfer genug gewesen war, ohne seine Waffe in den Tod zu gehen.
    Isleif baute sich also eine Wohnstatt und ein Dach darüber, das er so gestaltete, dass es wie natürlich gewachsen wirkte. Denn so hielten es auch die Einheimischen, die für ihn die Fremden waren.
    Und eines Nachts kamen dann wirklich Fremde.
    Der Erste von ihnen musste aus dem Geäst des Baumes neben Isleifs Unterschlupf gestürzt sein, denn der Junge erwachte von dem Platschen, mit dem der Körper aus einiger Höhe in ein fünf, sechs Mannslängen durchmessendes Sumpfloch plumpste. Isleif hatte sein Lager mit Bedacht unweit dieses Loches aufgeschlagen, denn aus dieser Richtung konnte sich ihm schon einmal nichts und niemand unbemerkt nähern.
    Als er nun wach war und aus seiner Behausung hinausschaute, dachte er im ersten Moment, länger als sonst geschlafen zu haben, weil die Sonne schon aufzugehen schien. Funkelndes Licht wie das des Morgens lag über seiner Insel.
    Aber es war nicht die Sonne – sondern ein Licht, das sich wie leuchtendes Tuch zwischen den Ästen des Baumes spannte und wie weißes Wasser floss; eine Erscheinung, wie Isleif sie noch nie gesehen hatte.
    Der Fremde, der anscheinend aus diesem weißen Etwas gefallen war und schon bis zur Brust im breiigen Sumpf steckte, war kein Mensch! Genauso wenig wie der andere, der sich jetzt aus dem weißen Flimmern und Fließen beugte, fast wie ein Schatten, der von diesem unirdischen Licht geworfen wurde.
    Isleifs Blick richtete sich wieder auf den Fremden im Sumpf. Dessen dürrer, lang gestreckter Körper war, wenn er sich nicht täuschte, von bernsteinfarbenen Schuppen bedeckt. Sein seltsam gesichtsloser Kopf wies dornenartige Auswüchse auf – so wie auch der Schädel des anderen Fremden droben im Geäst.
    Einen seiner langen Arme hielt das Wesen im Sumpf um eine durchscheinende Kugel gelegt, wie um eine luftgefüllte Schweinsblase, die verhinderte, dass er ganz unterging. Den anderen Arm streckte der Fremde nach oben, als hoffte er, im Geäst Halt zu finden.
    Das Licht aus dem Baum fiel auch auf den ungewöhnlichen Reif am Handgelenk dieses Arms. Das Schmuckstück schien aus drei aneinandergefügten Ringen zu bestehen, zwei silbernen und einem grünen, und wenn Isleif sich nicht irrte, bewegten sich diese drei Teile. Die gegenläufigen Drehbewegungen stoppten, als die Einkerbungen auf allen drei Ringen eine Art Pfeilspitze bildeten, die zum Baum hinaufzeigte.
    Isleif schlug das Herz im Halse. Das Atmen fiel ihm schwer. Wovon wurde er hier Zeuge? Waren das … Götter? Vielleicht nicht die seines eigenen, sondern des hiesigen Volkes?
    Die Kreatur, die mit ihren langen Gliedern spinnenhaft im lichtumwobenen Astwerk des Baumes hing, sprach zu der anderen. Und es war seltsam – der Fremde bediente sich nicht der Sprache, die Isleif kannte, und auch nicht jener der Einheimischen, von denen er Brocken aufgeschnappt hatte.
    Trotzdem verstand Isleif, was das Wesen sagte. Wenn auch nicht im Wortlaut, sondern nur dem Sinn nach. Er schien es dessen Verhalten und Bewegungen zu entnehmen, allerdings mit untrüglicher Gewissheit.
    Das Wesen im Baum warf dem im Sumpf Diebstahl vor.
    Der im Sumpf bot an, das gestohlene Gut – die Kugel wohl, in der Isleif eine Flüssigkeit schwappen sah – zurückzugeben, wenn der andere ihn nur retten würde.
    Damit sei es
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