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0691 - Schwester der Nacht

0691 - Schwester der Nacht

Titel: 0691 - Schwester der Nacht
Autoren: Martin Barkawitz
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vermeintlichen Schwerverbrecher Zamorra zu.
    Zum Glück war der am Boden liegende Polizist durch den Sturz ziemlich benommen. Er würde im Moment keinen Ärger machen.
    Nun war der zweite berittene Flic an Zamorra heran. Der dicke Stock sauste herab, um dem Dämonenjäger den Schädel einzuschlagen.
    Zamorra wich im letzten Moment aus und zog ruckartig am Handgelenk des Polizisten.
    Auch der zweite Reiter konnte sich nicht im Sattel halten. Er verwickelte Zamorra auf dem Boden in einen wilden Zweikampf. Nachdem der Para-Psychologe ein paar fürchterliche Kinnhaken einstecken musste, verpasste er seinem Gegner einen wohldosierten Schlag gegen die Schläfe.
    Der Flic sackte weg.
    Zamorra federte hoch. Er hatte keinen der Polizisten ernsthaft verletzen wollen. Aber er musste jetzt dringend seiner Lebensgefährtin zu Hilfe eilen. Immerhin war es möglich, dass der Geister-Geheimbund nicht gelogen hatte.
    Das Polizeipferd stand ein paar Meter weiter und legte neugierig den Kopf schief.
    Die Prostituierten von der Rue St. Denis hatten die Schlägerei atemlos verfolgt. Jetzt, wo Zamorra als Sieger daraus hervorgegangen war, setzten sie zu einem donnernden Applaus an. Die Polizei war bei ihnen offenbar nicht sehr beliebt.
    Das war Zamorra egal. Er ging langsam auf das Pferd zu, strich ihm beruhigend über die Nüstern, raunte ein paar Bemerkungen, die nur das edle Ross hören konnte.
    Offenbar war es einverstanden.
    Jedenfalls ließ es zu, dass Zamorra sich in den Sattel schwang.
    Der erste Polizist, der sich inzwischen von seinem Sturz halbwegs erholt hatte, stieß verzweifelt in seine Trillerpfeife, um Verstärkung anzufordern. Sein Pferd war nicht wieder aufgetaucht.
    Doch da galoppierte Zamorra schon los.
    Sein Ziel war das Palais du Luxembourg auf der anderen Seite der Seine…
    ***
    Kurz entschlossen riss Nicole Duval ihr Kleid bis zur Hüfte auf, damit sie besser rennen konnte.
    Lieutenant Sabinsky bekam große Augen, als er ihre langen Beine sah. Leider konnte er diesen Anblick nicht besonders genießen, da er genauso wie die Dämonenjägerin um sein Leben lief.
    Sabinsky war als Marineinfanterist durchtrainiert und topfit. Auch Nicoles Kondition ließ nicht zu wünschen übrig.
    Trotzdem muss man schon verdammt schnell und ausdauernd sein, wenn man zu Fuß galoppierenden Reitern entkommen will.
    Der Abstand zwischen den Flüchtenden und den Vampir-Kaisergardisten schmolz zusehends zusammen. Nicole warf einen Blick über die Schulter.
    Die unheimliche Truppe wurde von Capitaine Georges Bourdelle höchstpersönlich angeführt. Der Vampir hatte seinen Säbel hoch über den Kopf erhoben. Sogar auf die Entfernung glaubte Nicole, seine Fangzähne blitzen zu sehen.
    Sabinsky stoppte plötzlich.
    »Das ist unwürdig«, knurrte er. »Laufen Sie, Nicole. Ich werde diese Mistkerle aufhalten, damit Sie einen Vorsprung bekommen!«
    Männer!, dachte die Dämonenjägerin. Sie zerrte Sabinsky am Ärmel.
    »Das ist nicht der Moment, um den Helden zu spielen! Das sind Vampire! Wenn die Sie in die Finger kriegen, sind Sie im Handumdrehen selbst ein Blutsauger!«
    Die untoten Kaisergardisten galoppierten heran. Man konnte im Licht der fernen Gaslaternen schon ihre weißen Hosen erkennen, die sich vom schwarzen Fell der Rappen fast leuchtend abhoben.
    »Ein Marine kämpft bis in den Tod!«, knurrte Sabinsky. »Zivilisten verstehen das nicht.«
    Nicole stand nicht der Sinn nach einer Debatte. Aber sie brachte es auch nicht über das Herz, den Marine, der nur wegen ihr und Zamorra ins Jahr 1869 zurückgereist war, seinem Schicksal zu überlassen.
    Plötzlich fiel ihr die Lösung ein. Es war so simpel. Nicole wunderte sich, dass es ihr nicht früher eingefallen war.
    »Kommen Sie, Chuck! Wir müssen es nur bis zur Seine schaffen! Wenn wir ins Wasser springen, sind wir gerettet! Vampire können fließendes Wasser nicht überwinden!«
    »Wirklich?«, fragte der Lieutenant. Aber immerhin setzte er sich wieder in Bewegung.
    Das steht wohl nicht in deinem Marines-Handbuch zur Vampirbekämpfung, dachte Nicole ironisch. Aber im nächsten Moment verging ihr das Lachen.
    Am Boulevard St. Michel trat die Dämonenjägerin in den Rinnstein und knickte mit dem Fuß um.
    »Au! Verdammte Scheiße!«
    Nicole Duval stürzte der Länge nach hin.
    Lieutenant Sabinsky versuchte, ihr aufzuhelfen. Doch ihr Knöchel war verstaucht. Sie konnte nicht auftreten. Die vampirischen Reiter galoppierten heran.
    Und dann überstürzten sich die Ereignisse.
    ***
    PFC
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