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0691 - Schwester der Nacht

0691 - Schwester der Nacht

Titel: 0691 - Schwester der Nacht
Autoren: Martin Barkawitz
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waren ja alle Dinge größer als in seiner heimatlichen Kleinstadt.
    Aber das flatternde Biest hatte es gar nicht auf ihn abgesehen. Die Bestie schien vielmehr selbst auf der Flucht zu sein. Und zwar vor einem Herrn im grauen Anzug und Zylinder.
    Er kam genauso aus dem Nichts gesprungen wie zuvor die Fledermaus!
    Dieser hoch gewachsene Monsieur trug eine merkwürdige Silberscheibe um den Hals, wie der Kolonialwarenhändler feststellte. Er drehte an dieser Scheibe.
    Plötzlich schoss ein silberner Strahl aus dem Metall heraus!
    In der Passage des Panoramas flanierten an diesem Abend an die hundert Menschen. Die meisten von ihnen warfen sich entsetzt zu Boden oder rannten davon, als die Fledermaus und ihr Verfolger sich plötzlich vor ihren Augen materialisierten.
    Einige reiche Müßiggänger retteten ihre Schildkröten vor den panisch trampelnden Füßen. Sie führten die Tiere allabendlich an der Leine spazieren, um der Welt zu zeigen, wie viel Zeit sie hatten.
    Der erste Energiestrahl hatte die Fledermaus verfehlt. Doch die Passage war zu eng, um die verzweifelt flatternde Höllenkreatur entkommen zu lassen. Also griff die Bestie erneut an.
    ***
    Als Zamorra die Sphäre des Herrschers des Blutes verließ, landete er mitten zwischen friedlichen Spaziergängern. Offenbar war er immer noch im Jahre 1869. Jedenfalls schloss er das aus der Kleidung der Passanten.
    Der Parapsychologe musste sich erst einmal auf seinen schwarzmagischen Gegner konzentrieren. Die Fledermaus war zwar angeschlagen, aber noch nicht besiegt. Das machte sie ganz besonders gefährlich.
    Zamorras erster Energiestrahl aus Merlins Stern verfehlte den Gegner. Die Höllenkreatur riss mit ihren Krallen an einem Stahlseil. Mit ihrer dämonischen Kraft konnte sie das Seil zerstören.
    Dieses Seil gehörte zu einem Flaschenzug, mit dem gerade schwere Weinfässer in das Lager eines Bistros befördert wurden. Die ganze Konstruktion geriet ins Rutschen. Die Arbeiter sprangen zur Seite.
    Die Fässer krachten herunter!
    Zamorra konnte im letzten Moment ausweichen. Eines der Fässer zersprang. Die Dauben flogen ihm um die Ohren, und der Dämonenjäger glaubte für einen Augenblick, in einem Meer von Wein zu ertrinken.
    Der Rotwein drang ihm in Augen und Nase.
    Diesen Moment nutzte Eliphas für einen neuen Angriff!
    Zamorra spürte die Gefahr. Sein Blick war immer noch verschwommen. Er musste sich darauf verlassen, dass Merlins Stern die dämonische Kreatur nicht verfehlen würde.
    Eliphas war schon sehr nahe. Sein triumphierendes Kreischen gellte in Zamorras Ohren. Noch wenige Momente, dann würden sich die Krallen der Riesenfledermaus in Zamorras Brust bohren.
    Da schoss ein silbern glimmender Strahl aus der Silberscheibe!
    Eliphas konnte nicht mehr ausweichen.
    Vivien Lafayettes Vertrauter und Zuträger wurde von der geballten Kraft der Weißen Magie in seine Einzelteile zerstrahlt. Ein letzter schauriger Schrei hallte noch durch die Passage des Panoramas.
    Dann war der Dämon vernichtet.
    Zamorra erhob sich vom Boden. Er hatte überlebt. Dass sein Anzug ruiniert war, nahm er in Kauf. Allerdings merkte der Parapsychologe, wie ihm der Weinduft zu Kopf stieg. Er wendete den Rebensaft eigentlich lieber innerlich an, anstatt darin zu baden.
    Aber alles zu seiner Zeit.
    Zamorra nahm seinen Zylinder. Nachdem er den Wein herausgegossen hatte, setzte er ihn auf und schlenderte davon. Wenn auch leicht schwankend.
    Er kam an einem Ehepaar vorbei, das auf dem Boden hockte. Sie sahen beide aus wie biedere Bürger aus der tiefsten Provinz. Der Mann sagte gerade zu der Frau: »Das ist ja unbegreiflich, Louise! Bei uns muss man teures Geld für eine solche Varieté-Nummer bezahlen - und in Paris wird so etwas dem Publikum umsonst geboten. - Mon Dieu, das ist ja erregender als eine Operette von Monsieur Jacques Offenbach!«
    ***
    Zamorra ließ sich den Nachtwind um die Nase wehen.
    Da er den Alkohol nicht getrunken hatte, war er schnell wieder nüchtern. In seinem klatschnassen Anzug würde er sich allerdings die Grippe holen, wenn er nicht zuvor von einem Vampir angefallen würde.
    Kaum war ihm dieser Gedanke durch den Kopf gegangen, als sich schon die Geheimbund-Geister telepathisch bei ihm meldeten.
    »Du hast einen Sieg errungen, Zamorra. Aber die Gefahr ist noch nicht ausgestanden. Eile zum Palais du Luxembourg! Deine Begleiterin ist in großer Gefahr!«
    »Weißt du was? Ich glaube euch nicht mehr!«, formulierte der Parapsychologe in seinem Bewusstsein. »Ich glaube,
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