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069 - Opfer der Daemonen

069 - Opfer der Daemonen

Titel: 069 - Opfer der Daemonen
Autoren: L. Ron Hubbard
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verschwand, und er stand in völliger Finsternis.
    Er zitterte und krallte sich an den rauhen Erdwall.
    Von weit, weit her hörte er den Schrei. „Jim, o Gott, Jim!“ Aber der Schrei verlor sich im Nichts, wurde zu einem Flüstern und schließlich zu einem tonlosen Echo.
    Ihr ist nichts geschehen, dachte er erregt. Nichts! Die Erde hatte sich geschlossen, bevor sie die Treppe betreten hatte. Und nun verschluckte das Erdreich über ihm ihre Stimme.
    Die Tür! Sie allein war seine Rettung! Er würde sie finden.
    Lowry tastete sich mit vorsichtigen Schritten abwärts und fand heraus, daß die Stufen nicht gleich hoch waren. Manche erreichten Hüfthöhe, andere nur wenige Zentimeter. Auch die Erdwand unter seinen Händen hatte sich verändert. Sie war nun kalt und glitschig, als ob seit Jahrhunderten Wasser an dem Stein entlang gesickert wäre, ihn glatt geschliffen und mit Moos bedeckt hätte. Irgendwo tropfte Wasser herab, Tropfen um Tropfen, erschreckend laut in der Grabesstille ringsum.
    Jim hatte schon Ärgeres durchgemacht. Aber es war seltsam zu wissen, daß man all die Jahre in diesem Haus gelebt hatte, ohne zu ahnen, welche Geheimnisse sich unter den Verandastufen verbargen.
    Was wollte er überhaupt hier? Er erinnerte sich nur noch schwach daran, etwas verloren zu haben. Er mußte es finden!
    Vier Stunden seines Lebens …
    Einen Filzhut …
    Zum Teufel, wo war nur diese Tür? Er war bereits dreißig Stufen hinabgestiegen, und immer noch hatte er die Tür nicht erreicht! Vielleicht konnte er jetzt zurück? Aber nein, die Stufen waren hinter ihm verschwunden. Er durfte sie nicht übersehen, denn wenn er sie einmal passiert hatte, gab es keine Möglichkeit mehr, dahin zurückzukommen.
    Einen Moment lang wurde er von Panik geschüttelt. Vielleicht befand sich die Tür an der anderen Seite der Treppe? Oder war er daran vorbeigegangen? Möglicherweise mußte er nun bis ans Ende der Treppe gehen. Wohin mochte sie führen?
     

     
    Etwas Warmes, Klebriges glitt über seine Wange, und er hielt es für einen Nebelschwaden. Aber welch seltsamer Nebel! Warm, fasrig und zitternd – wie lebendig! Er griff danach, aber die Stränge entwanden sich seinen Händen wie Schlangen.
    Von weit her hörte er einen schwachen Ruf: „Jim! Jim Lowry!“
    Er versuchte, dem Ruf entgegenzugehen, aber der Nebel hielt ihn mit unsichtbaren, klebrigen Fingern fest.
    „Jim Lowry!“
    Welch eine hohle Stimme!
    Mit aller Kraft riß er an den Nebelsträngen und wartete darauf, daß sie sich dehnen und endlich reißen würden. Aber plötzlich lösten sie sich in Nichts auf, und er stürzte beinahe über die Stufen, die er nicht sehen konnte. Wieder suchte er nach der Wand und tastete sich daran entlang. Hin und wieder trat er auch mit einem Fuß nach hinten und hoffte, daß die Stufen noch da wären, aber jedesmal stellte er fest, hinter ihm gähnte der Abgrund.
    Wo war nur diese Tür?
    Strahlende Helligkeit blendete ihn plötzlich.
    Er schien jetzt auf festem Erdengrund zu stehen, aber da war keine Sonne, nur gleißendes Licht. Verdorrte Erde erstreckte sich rundum in roten, rauhen Flächen, Felsspalten klafften in dem trockenen Gestein.
    Ein kleiner Junge saß gleichgültig auf einem Felsbrocken und kratzte seine Initialen in die steinige Erde. Er pfiff eine kleine mißtönende Melodie vor sich hin, zog an seinem Strohhut und starrte Lowry an.
    „Hallo!“
    „Hallo“, sagte Lowry.
    „Du hast keinen Hut auf“, sagte der Junge.
    „Nein. Weshalb?“
    „Und deine Hände sind schmutzig“, bemerkte der Knirps altklug und kehrte zu seinen Initialen zurück.
    „W 7 ie heißt du?“ fragte Lowry.
    „Wie heißt du?“ wollte der Junge wissen.
    „Jim.“
    „Das ist lustig, ich heiße auch Jim.
    Das heißt – eigentlich heiße ich James. Suchst du etwas?“
    „Nun … ja, meinen Hut.“
    „Ich habe einen Hut gesehen.“
    „Ja? Wo?“
    Ernsthaft sagte der Junge: „Auf dem Kopf meines Vaters!“
    Er platzte fast vor Lachen über den gelungenen Scherz.
    Dann griff er in seinen Hosensack. „Willst du was sehen?“
    „Na ja … Wenn es interessant genug ist.“
    Der Kleine holte eine Hasenpfote hervor und hielt sie Lowry entgegen. Plötzlich war nur noch die Hasenpfote zu sehen, der Junge war verschwunden. Und dann überschwemmte die Finsternis alles und verschluckte auch die Pfote.
    Lowry erschrak. Er machte einen Schritt und fiel beinahe die Treppe hinunter. Langsam bewegte er sich vorwärts. Die Stufen waren ausgetreten und
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