0686 - Horror am Himmel
noch ein schreckliches Echo in ihren Ohren heraufbeschwor.
Da kam er.
Nein, da kam es.
Das Böse war unterwegs!
ICH BIN DEIN TOD!
Der eine Satz brandete wie ein furchtbarer Schrei in ihrem Hirn. Ein Tonband des Schreckens, das nur immer diesen einen verfluchten Satz wiederholte.
Es hatte auch keinen Sinn, wenn sich Tricia die Ohren zuhielt. Der Schrei war nur in ihrem Gehirn zu hören. So gnadenlos grausam, ein verdammtes Versprechen.
Sie zog sich zurück. Zum Glück trug sie eine Hose aus festem Stoff, sonst hätte sie sich auf dem rauen Boden noch die Knie blutig geschabt. Die Angst verdichtete sich und schnürte ihre Kehle zu.
Wenn Tricia Luft holte, glich dies einem Keuchen.
Bis zur Pritsche kam sie. Dann war Schluss. Das Holz drückte mit der Seite gegen ihren Rücken, und sie hielt auch weiter ihren Blick auf das Gitter gerichtet.
Einen Teil des Gangs konnte sie sehen.
Wann kam er?
Er war da.
Nein, es war der Schemen, der wie ein gespenstisches Schattenspiel über die Wand hinwegglitt.
Eine zweidimensionale Ausgeburt der Hölle, in den finstersten Tiefen entstanden, ein Stück Grauen, das der Teufel entlassen hatte.
Der Schatten wanderte schräg voran.
Immer weiter, aber nur sehr langsam. ICH BIN DEIN TOD!
Noch einmal zitterte der Schrei so hart durch ihren Kopf, dass Tricia beide Hände oberhalb der Ohren dagegen presste.
Im nächsten Augenblick sah sie ihn.
Und sie glaubte, verrückt zu werden!
***
Ich nahm die Arme hoch, denn sicher ist sicher. Auf einen Menschen mit erhobenen Händen, der sich wehrlos präsentierte, schoss so leicht niemand.
Es war nicht der Sheriff, sondern dessen Deputy, den ich ebenfalls kannte. Er hatte im Haus Mrs. Thorpes seinen Kopf durch die Öffnung im Küchenboden gestreckt und in den Keller geschaut, ohne mich zu finden. Jetzt aber hatte er mich. Das Schrotgewehr war bestimmt keine Spielzeugflinte.
Der Mann kam näher. Er atmete heftig, stand unter Dampf. Von seinen Lippen wehte eine Atemwolke. Die Jacke stand offen. Ihr Leder glänzte vor Feuchtigkeit.
»Wollen Sie schießen?«, fragte ich.
»Bestimmt.«
»Auf einen Mann mit erhobenen Händen?«
Er grinste und lachte zugleich. »Klar, Mann, klar. Du bist doch Sinclair, nicht?«
»Ich streite es nicht ab. Dann hat mein Kollege bereits geredet.«
»Und wie er gesungen hat.« Der Deputy amüsierte sich. »Du glaubst gar nicht, wie sich mein Chef gefreut hat. Ich will dir etwas sagen. Er kann Zeitungsschnüffler überhaupt nicht leiden. Und ich will dir noch etwas sagen. Ich mag sie auch nicht.«
»Das ist Ihr Pech.«
»Nein, das deine.«
»Kann sein. Aber Reporter sind dazu da, um etwas aufzudecken. Diese Pflicht haben sie nun mal.«
»Klar, verstehe ich. Nur nicht hier. Wir wollen in Rockwell keine Typen wie euch.«
»Sie haben etwas zu verbergen.«
»Haben wir das?«
»Zumindest zwei Morde. Einmal Donovan, zum anderen die Witwe Helen Thorpe. Mich würde der Täter interessieren.«
»Das ist Sache der Polizei.«
»Wissen Sie es denn?«
Es sah so aus, als wollte er sich auf die Lippen beißen. Ihm schien erst jetzt klar geworden zu sein, dass er von mir ausgefragt wurde, und das gefiel ihm gar nicht. Sein Gesicht bewegte sich wie auch seine Waffe, deren Lauf nach rechts deutete. »Ich will, dass du dich umdrehst und vor mir hergehst.«
»Wollen Sie mir in den Rücken schießen?«
»Verdammt, dreh dich um!«
Ich tat es, und es war mir beileibe nicht wohl dabei. Dieser Deputy trug zwar einen Stern, tatsächlich aber gehörte er auf die andere Seite des Zauns. Er war ein Verbrecher, und er stand mit den dämonischen Kräften in einem direkten Kontakt, die hier das Kommando übernommen hatten. Wer immer im Hintergrund seine Fäden zog, demjenigen war es gelungen, ihn zu seinem Sklaven zu machen.
Für mich sah es nicht gut aus. Ich musste irgendwie einen Ausweg finden, um das Geschehen wieder diktieren zu können. Mir war klar, dass sie Bill hatten, aber ich wollte auch wissen, was sich hier abspielte. Wenn der Deputy nur nicht seine verdammte Schrotflinte bei sich getragen hätte. Ein normales Gewehr wäre mir lieber gewesen, denn die Flinte streute doch sehr stark. Die Ladung holte mich von den Beinen, auch wenn ich noch so schnell in die Dunkelheit tauchte.
Er dirigierte mich vom Haus weg und dorthin, wo weder eine Laterne noch ein Haus standen.
Dafür zeichnete sich Buschwerk ab, das einem Killer gute Deckungsmöglichkeiten gab. Um einen Schuss würde sich hier in Rockwell niemand
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