Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0683 - Die Verdammten der Nacht

0683 - Die Verdammten der Nacht

Titel: 0683 - Die Verdammten der Nacht
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
für zwei Personen gereicht hätte.
    Das Licht im Bad hatte sie durch den Dimmer herabdrehen können. Es fiel sehr weich durch den Raum und machte ihn zu einer geheimnisvollen Stätte.
    Brenda sah sich im Spiegel an.
    Okay, sie besaß nicht die ideale Figur, aber wer hatte die schon?
    Der Busen war zu groß, die Hüften zu ausladend, die Schenkel zu breit, aber sie gehörte zu den Frauen, die manche Männer als Vollblutweib bezeichneten.
    Daß sie einen fast zwanzigjährigen Sohn hätte haben können, sah man Brenda nicht an.
    Oder hatte sie ihn noch?
    Nein, nein, nicht diese Gedanken! Sie schüttelte den Kopf und nahm dabei die Duschhaube ab.
    Die rote Haarflut umwehte ihre Schultern. Die Spitzen strichen über die Haut. Unter ihren Füßen spürte Brenda die Wärme in den Fliesen. Dafür sorgte eine Heizung.
    Trocken verließ sie das Bad. Im Schlafzimmer zog sie sich etwas über. Einen bequemen Pulli, der über den Hosengürtel hinwegfiel.
    Auf Strümpfe verzichtete sie auch. Sie schlüpfte in ihre bequemen Sandaletten und betrat den Wohnraum.
    Den Wein hatte sie nicht vergessen. Möglicherweise war er das beste Mittel gegen die Angstzustände und Anfälle von Depressionen. Sie holte die Flasche aus dem weißen Schrank mit den beiden Glastüren, die einen spitzwinkligen Vorbau markierten, der aussah wie ein in die Länge gezogenes Dreieck.
    Der Burgunder würde ihr schmecken und sie irgendwann hineintragen in eine gewisse Stufe, wo einem Menschen alles egal war. Sie öffnete die Flasche, holte ein Glas, stellte beides vor sich auf den weißen Lacktisch und legte auch die Fernbedienung parat.
    Die Hi-Fi-Geräte waren vom Feinsten und alle von einer Fernbedienung aus zu steuern.
    Das galt für die Stereoanlage ebenso wie für den TV-Apparat und den Recorder.
    Auf die Glotze konnte sie verzichten, auf Musik nicht. Ihr Lieblingssender war stets einprogrammiert, eine Berührung der Taste reichte aus, schon hörte sie die weichen Klänge.
    Brenda Evans saß dem großen Fenster gegenüber, nippte ab und zu an ihrem Glas und schaute nach draußen, wo der Himmel seine nachtdunkle Färbung bekommen hatte.
    Jetzt würde der Dschungel hinter dem Haus noch schlimmer und unheimlicher aussehen, dachte sie und schüttelte sich.
    Das erste Glas Burgunder war schnell leer. Sie schenkte nach und regulierte auch das Licht im Raum, damit es noch weicher floß und eine bestimmte Atmosphäre schuf, die auch entspannend wirken konnte. Darin war sie Fachfrau, schließlich gehörte es zu ihrem Job, Kunden zu beraten und ihnen auch eine Atmosphäre zu vermitteln, in der sie sich später wohl fühlen sollten.
    Allmählich wichen die schrecklichen Ereignisse des vergangenen Tages, würden diffus, verschwammen, zogen sich zurück in das Unterbewußtsein. So genau wollte sich Brenda nicht mehr erinnern.
    Morgen früh, wenn sie geschlafen hatte und wieder ihrem Job nachging, würde alles ganz anders aussehen.
    Vielleicht lachte sie dann über den Schrecken.
    Das wäre herrlich, dachte sie. Nichts lieber als das. Einfach nur vergessen, einen Einschnitt machen, und die ganze Sache verlor ihren Schrecken, war nicht mehr existent.
    Wenn sie dem Burgunder noch weiter zusprach, würde sie irgendwann auf der Couch einschlafen und die Nacht hier verbringen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen.
    So weit kam es noch nicht, denn Brenda schrak zusammen, als das Telefon summte. Es war einer dieser tragbaren Apparate, er stand neben ihr auf der Couch. Wie ein Blitzstrahl schoß es ihr durch den Kopf, daß es ja Mike sein konnte, der sich meldete. Bisher hatte er zwar kein Wort mit ihr gesprochen, aber das konnte sich ändern.
    Wie die Klaue eines Raubvogels schwebte ihre Hand über dem Hörer. Nur zitterte eine Vogelklaue nicht so wie ihre Finger.
    Sollte sie überhaupt abheben?
    Es war nicht zu spät, noch keine einundzwanzig Uhr, für einen Anruf eine durchaus normale Zeit.
    Nach dem vierten Läuten hob sie ab und überlegte noch auf dem Weg vom Apparat zum Ohr, ob sie sich überhaupt melden und nicht lieber wieder auflegen sollte.
    »Ja bitte…«
    Das Lachen der Frau beruhigte Brenda. »Da hatte ich schon gedacht, daß Sie nicht im Haus sind, Brenda. Hier ist Jane – Jane Collins. Sie erinnern sich?«
    »Klar, natürlich«, erwiderte sie spontan. »Die Detektivin mit den blonden Haaren.«
    »Sehr richtig.«
    »Und, Miß Collins?«
    »Ach – sagen Sie einfach Jane. Ich wollte mich nur erkundigen, wie es Ihnen geht, Brenda.«
    Sie gab keine Antwort.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher