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0682 - Das Geisterkind

0682 - Das Geisterkind

Titel: 0682 - Das Geisterkind
Autoren: Jason Dark
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starren Augen glitten, es aber trotzdem nicht schafften, ihnen wieder Leben einzuhauchen. Das war ein für alle Mal verloren gegangen.
    Kate sagte nichts. In Höhe ihrer Kehle befand sich eine unsichtbare Lederschnur, die dabei war, immer enger zu werden und ihr langsam die Luft abzudrücken. Auch wenn sie es gewollt hätte, es wäre ihr nicht möglich gewesen, nur einen Satz zu sprechen. Alles war so furchtbar und albtraumhaft.
    Die beiden Besucher ließen Kate in Ruhe. Die Frau trat an das Bett heran, beugte sich über das starre, wachsbleiche Gesicht der toten Millie und hauchte ihr einen Kuss auf die kalte Stirn, wobei Tränen aus ihren Augen rannen und als kleine Perlen auf die Haut der Toten fielen.
    »Lebe wohl, mein kleiner Liebling«, flüsterte die Mutter. »Lebe wohl für immer.«
    »Nein, Kate, nicht für immer.« Ramis weiche Stimme stand im Gegensatz zu seinem harten Griff, mit dem er ihren Arm umfasste und sie in die Höhe zog. »So dürfen Sie auf keinen Fall denken.«
    »Ich kann aber nicht anders«, sagte sie unter Tränen.
    »Kommen Sie, Kate, kommen Sie.« Er zog sie zur Seite, und zwar dorthin, wo ein Stuhl stand, direkt neben einem hellen Schrank, in dem das Mädchen seine Kleidung aufbewahrt hatte.
    Die Wände des Zimmers waren mit Postern bedeckt. Sie alle zeigten liebliche Motive, ein Zeichen dafür, dass Millie ein sehr fröhliches und freundliches Kind gewesen war.
    »Bleiben Sie hier auf dem Stuhl sitzen. Egal, was auch geschieht, rühren Sie sich nicht vom Fleck.«
    Er sprach sehr intensiv. »Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja, natürlich.«
    Rami lächelte noch einmal und bewegte sich auf das Bett mit der Toten zu. Seine Schritte waren mit denen eines Tänzers zu vergleichen, er ging sehr geschmeidig, er nickte dann Ray zu, der an der rechten Seite der Totenstatt in Höhe des Kopfendes wartete.
    Kate rührte sich nicht von ihrem Platz. Selbst ihr Atem drang nur schwach über die Lippen. Sie wusste nicht, was die beiden vorhatten, aber, ihr kam plötzlich ein wahnwitziger Gedanke. Wie ein Feuerstrahl schoss er in ihr Hirn.
    Sie hatte bereits davon gehört, dass es Menschen geben sollte, die Tote zum Leben erweckten. Neulich noch hatte ein TV-Sender einen Bericht über dieses Thema ausgestrahlt. Sogar einen bestimmten Begriff hatte man dafür gewählt.
    Voodoo!
    Ja, jetzt fiel es ihr wieder ein. Durch geheimnisvolle Zauberkräfte konnte es gelingen, Tote wieder ins Leben zurückzurufen. Das war kaum vorstellbar, doch sie befand sich in dieser Stunde in einer Lage, in der sie nach jedem Strohhalm griff.
    Sie überkam das Bedürfnis, die beiden Männer danach zu fragen, dann fiel ihr ein, dass man ihr geraten hatte, sich völlig still und passiv zu verhalten.
    Danach richtete sie sich auch.
    Stattdessen beobachtete sie, wie die beiden Männer mit sehr theatralisch wirkenden Gesten ihre beiden Stirnbänder abnahmen.
    Was das bedeuten sollte, konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen. Doch in den folgenden Sekunden schon erlebte sie so etwas wie ein gewaltiges Wunder…
    ***
    Vier Uhr war schon durch, ich saß bereits auf der Bettkante, als mich das Läuten des Telefons aufschreckte.
    Ein gewisser Harald Joplin war am Apparat. Mit dem Namen konnte ich nichts anfangen.
    »Sorry, Mr. Sinclair, ich bin Chemiker und arbeite unter anderem für die Feuerwehr.«
    »Gut. Und sonst?« Ich lachte leise. »Deshalb werden Sie mich doch nicht aus dem Schlaf gerissen haben.«
    »Nein, Mr. Sinclair. Ich hatte heute Nacht Dienst und habe eine erste Analyse dieser Flüssigkeit vorgenommen, die auf die Fahrbahn gepumpt worden ist.«
    »Das Öl, meinen Sie?«
    Er räusperte sich. Einige Sekunden vergingen. Im Hintergrund hörte ich etwas rascheln. Wahrscheinlich Papier, auf dem er das Ergebnis notiert hatte. »Es ist kein Öl, sondern eine völlig unschädliche pflanzliche Flüssigkeit.«
    »Wie sagen Sie? Unschädlich? Also das habe ich anders in Erinnerung!«
    »Da mögen Sie aus Ihrer Sicht Recht haben. Die Flüssigkeit besitzt auch die physikalischen Eigenschaften des Öls, aber es ist kein Öl. Das müssen Sie mir glauben.«
    »Was dann?«
    »Ich kann Ihnen die genaue Zusammensetzung nicht nennen. Das dauert noch eine Weile. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass diese Flüssigkeit für die Umwelt völlig unschädlich ist.«
    »Gut, danke. Das war eine positive Nachricht. Sie besteht also aus pflanzlichen Stoffen.«
    Ich bedankte mich, legte den Hörer auf und ging in mein Wohnzimmer, wo die Zigaretten auf
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