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0680 - Todeskuß der Schattenhexe

0680 - Todeskuß der Schattenhexe

Titel: 0680 - Todeskuß der Schattenhexe
Autoren: Jason Dark
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habe.«
    »Okay, fragen wir den Alten.«
    Sir James fanden wir in seinem Büro. Er war natürlich gespannt, was wir herausgefunden hatten, und zog ein langes Gesicht, als er meinen Vorschlag hörte.
    »Was wollen Sie?«
    »Mich unter die Berbern begeben. Ist das schlimm?«
    »Nun ja, es ist zumindest ungewöhnlich.« Er hob die Augenbrauen und räusperte sich.
    »Sir, auch ich bin nicht begeistert. Besonders nicht bei diesem Wetter. Aber sehen Sie eine bessere Chance, in das Zentrum der Taten ungesehen hineinzukommen?«
    »Leider nicht.«
    »Eben.«
    Suko schlug mir auf die Schulter. »John wird es schon richten, Sir. Der ist genau der richtige Mann für diesen Job. Er fällt bestimmt nicht auf, sage ich Ihnen. Der kann sich durchschlagen, ohne sich viel verstellen zu müssen.«
    Ich trat ihm gegen das Bein.
    Sir James rang sich ein Lächeln ab, bevor er auf das zu sprechen kam, was wir herausgefunden hatten.
    »Nur Knochen, Sir«, sagte ich. »Bleiche Gebeine in einer Tüte aus Plastik. Mehr nicht.«
    »Und wie kann so etwas passieren?«
    Wir wussten es beide nicht, aber Sir James war noch nicht fertig. In seinem Gesicht stand die Sorge geschrieben.
    »Könnte Suko nicht als Rückendeckung fungieren?«
    »Zwei Neue würden auffallen.«
    Sir James schüttelte den Kopf. »Das meine ich auch nicht. Zumindest könnte er in der Nähe bleiben.«
    »Das ist okay«, sagte mein Freund. »Dann lassen Sie sich bitte etwas einfallen…«
    ***
    Aus der Asservatenkammer hatte ich meine Kleidung bekommen, um mich stilecht anziehen zu können. Bisher hatte ich noch nie einen Pelzmantel getragen, bei meinem neuen Job schon, aber der Mantel bestand aus einem unechten Pelz, dessen eigentliche Grundfarbe ich nicht erkennen konnte.
    Jedenfalls sah er jetzt mehr grau als braun aus, und auch einige schwarze Streifen verteilten sich auf dem Fell.
    Darunter trug ich einen alten Anzug aus Cord, einen Pullover und hatte die Füße und einen Teil der Beine in alten Stiefeln aus Armeebeständen versteckt.
    Schüler tragen ja heute einen Rucksack, wenn sie zum Unterricht fahren. Ich hatte mich ebenfalls für einen solchen entschieden, trug ihn auf dem Rücken und hatte über ihn meine Deckenrolle geschnallt. Viel Wärme würde sie in der Nacht nicht abgeben.
    Eine Hintergrundgeschichte hatte ich mir ebenfalls zurechtgelegt, und natürlich steckte die obligatorische Flasche in der rechten Seitentasche des Mantels. Sie war gefüllt mit Brandy.
    Ein Fehler war es gewesen, mich am Morgen zu rasieren. Diesen Fehler hatten die Maskenbildner einigermaßen ausgeglichen, und ich hoffte, dass es nicht auffiel.
    Meine Haare wuchsen lang genug. Ich war in letzter Zeit nicht dazu gekommen, zum Friseur zu gehen.
    Jetzt stand ich auf dem Grundstück. Über mir der blaue Winterhimmel, vor mir ein mieser, alter, viereckiger Kasten, das Mittelteil des ehemaligen Krankenhauses. Die beiden anderen Trakte waren bereits im letzten Herbst abgerissen worden. Ihre Trümmer lagen noch in dem ehemaligen Parkgelände, und man hätte auch den Haupttrakt zerstört, aber der kalte Winter hatte den Stadtstreichern noch einmal eine Chance gegeben, wenigstens ein Dach über dem Kopf zu haben.
    Außer mir war an diesem Mittag kein Mensch auf dem verwilderten Gelände zu sehen.
    Dass sich sonst jemand hier aufhielt, konnte ich an den Spuren der Feuerstellen erkennen. Da lag die schwarze Asche auf dem Boden, ich fand leere Flaschen und Kisten aus Holz oder Kunststoff. Alte Decken sah ich ebenfalls. Sie hingen über Eisenstangen wie Fahnenfetzen.
    Der Eingang lag vor mir.
    Es gab keine Tür mehr. Es war nur ein Viereck innerhalb der Mauern, ein kantiges Loch, durch das der Wind pfiff. Da bei den meisten Fenstern die Scheiben fehlten, musste innerhalb des Gebäudes ein ständiger Durchzug herrschen.
    Ich marschierte auf den Eingang zu. Normal bewegen konnte ich mich nicht, denn meine Schuhe drückten. So hatte ich einen fast humpelnden Gang, der meiner Rolle als Nichtsesshafter irgendwie entgegenkam, wie ich fand. Die Außenmauern des Gebäudes sahen aus, als hätte man wer weiß was gegen sie geklatscht. Ruß, Dreck, Staub verklebten zusammen mit Eis oder Eiszapfen.
    Ein Flur nahm mich auf. Kalt und zugig, und das noch am Tag, wo es etwas wärmer war als in der Nacht. Ich hatte den Kragen hochgestellt, so pfiff der Wind wenigstens nicht in meine Ohren.
    Unter meinen Füßen knirschte der Dreck. Überall war es schmutzig. Jemand hatte gewisse Parolen an die Wände geschmiert, deren
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