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0680 - Der verratene Traum

0680 - Der verratene Traum

Titel: 0680 - Der verratene Traum
Autoren: Claudia Kern
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Raum-Zeitgefüge nicht noch stärker zu belasten, und deutete nur an, die Lösung läge in der Gegenwart und der Vergangenheit.
    Watling hatte das Gespräch anscheinend belauscht, denn er nutzte die Gelegenheit, um erneut durch die Regenbogenblumen zu fliehen.
    Zamorra beschloss daraufhin, in die Vergangenheit zu reisen und sich das seltsame Land, von dem Watling erzählt hatte, persönlich anzusehen.
    Er hoffte, in der Vergangenheit einen Hinweis auf die Veränderungen in der Gegenwart zu finden. Trotz Nicoles großer Bedenken ließ er sich nicht davon abbringen.
    Nicole ihrerseits beschloss, Watling durch die Blumen zu folgen und ihn ins Château zurückzubringen.
    Als sie jedoch an seinem Zielort, einer unwirklich erscheinenden, trostlosen Landschaft eintraf, wurde sie sofort von einem Unbekannten gefangen genommen und in den Keller eines ausgebrannten Hauses geführt. Watling hatte das gleiche Schicksal ereilt, wie Nicole herausfand, als sie in seiner Zelle landete.
    Der Engländer gestand ihr, an seine Heimat gedacht zu haben, als er zwischen die Blumen trat. Er hatte nicht wissen können, dass England mittlerweile zu einem riesigen Gefängnis geworden war, in dem die Gefangenen mehr oder weniger sich selbst überlassen wurden. Als Watling jedoch fragte, wieso sich England so verändert hatte, konnte Nicole nicht antworten, denn die Erinnerung daran entzog sich ihr. Eine Folge der Veränderungen, von denen Merlin gesprochen hatte?
    Zu ihrem Entsetzen entdeckten sie kurze Zeit später, dass sie in einer Leprakolonie gelandet waren, deren stark entstellte Bewohner Nicole und Watling verhören wollten. Anscheinend glaubten die Erkrankten, Nicole sei von jemandem hergeschickt worden. Während des Verhörs behauptete ein alter, blinder Mann mehrfach, er spüre nicht nur Nicole und Watling, sondern noch eine dritte Person im Raum. Bevor er jedoch näheres erklären konnte, wurde die Kolonie von vermummten Gestalten überfallen. [1]
    Und jetzt bin ich schon wieder eine Gefangene, dachte Nicole, als sie blinzelnd ins Tageslicht trat. Hinter ihr trat Watling mit den Vermummten aus der Tür. Die Gestalten hatten zwar immer noch die Gewehre auf ihre beiden Gefangenen gerichtet, machten aber keinen wirklich feindseligen oder aggressiven Eindruck. Im Gegenteil, in ihrer Körpersprache und den kurzen Sätzen, die sie untereinander austauschten, bemerkte Nicole nur die Erleichterung von Soldaten, die wussten, dass sie ihre Mission lebend überstanden hatten.
    Hinter den Ruinen des Farmhauses entdeckte sie einige offene Geländewagen, die nach Eigenbau aussahen. Aus einem der Wagen ragte eine lange Funkantenne nach oben.
    »Sind alle tot?«, fragte eine dunkle Stimme.
    Die Vermummten strafften sich. Einer von ihnen trat vor. »Es sind alle tot, Rai-Doukan«, sagte er nach einer kurzen Verbeugung.
    Erst jetzt bemerkte Nicole einen Mann, der mit dem Rücken zu ihr im Schatten des halbzerstörten Kamins stand. In seiner schwarzen Kleidung war er fast unsichtbar.
    »Eigene Verluste?«
    »Biyan, Rai-Doukan. Er ist ebenfalls tot.«
    Der Mann, bei dem es sich anscheinend um den Anführer der Gruppe handelte, drehte sich um und trat aus dem Schatten. Im Gegensatz zu den anderen war sein Gesicht nicht von Tüchern bedeckt. Seine Hautfarbe war dunkel - Nicole tippte spontan auf indische Vorfahren - und die untere Hälfte seines Gesichts wurde von einem sorgsam gestutzten schwarzen Vollbart bedeckt, der von einigen grauen Strähnen durchzogen war.
    »Bryan…«, sagte er langsam. »Er war ein guter Krieger, als er lebte. Im Tod wird sein Geist auch weiterhin über diesen Ort wachen. Betet für ihn, bevor ihr den Eingang endgültig verschließt.«
    »Ja, Rai-Doukan«, murmelten die Vermummten einstimmig. Nicole hörte nur männliche Stimmen. Es schienen keine Frauen unter ihnen zu sein.
    Neben ihr drängte sich Watling nach vorn und verneigte sich tief vor dem Anführer.
    »Sir«, sagte er höflich, »ich möchte Euch für unsere Rettung danken. Wer weiß, was mir und meiner Begleiterin zugestoßen wäre, wenn Eure mutigen Kämpfer nicht eingegriffen hätten.«
    Nicole hob die Augenbrauen. Watling setzte die gleiche Taktik ein, die er auch schon im Château versucht hatte: Er schleimte sich ein. Sie hätte es allerdings vorgezogen, wenn er sich ein wenig zurückgehalten hätte, denn es war ihr noch nicht klar, was diese Leute von ihnen wollten und ob sich hinter der scheinbaren Rettung nicht andere Absichten verbargen.
    »Nenn mich nicht
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