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0674 - Im Höllenloch

0674 - Im Höllenloch

Titel: 0674 - Im Höllenloch
Autoren: Jason Dark
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Rang noch Namen hatte. Die skurrilsten Gestalten zogen an uns vorbei. Familien, Bettler, Gaukler oder Typen mit finsteren Bärten. Dazwischen Mönche und Heilige, die sich wie auf Schienen bewegten, wenn sie gingen.
    Von einem weiteren Erleuchteten hatten wir bisher nichts gehört. Das war uns wirklich neu gewesen. Ich konnte mir gut vorstellen, daß auch manche Anhänger Buddhas in ein gewisses Sektierertum verfielen.
    Auf einer schmalen Bank wurden zwei Plätze frei. Blitzschnell setzten wir uns hin und schauten auf die Schlange der Wagen.
    In der dritten Klasse drängten sich bereits die Fahrgäste. Mit Sack und Pack bevölkerten sie die Abteile. Viele hatten Haustiere mitgenommen. Hühner, Enten, sogar zwei quiekende Schweine tauchten mit ihren Schnauzen ab und zu hinter den Scheiben auf.
    Dann kam er!
    Das heißt, er wurde getragen, denn soviel wir erkennen konnten, besaß der klapperdürre Mann keine Beine mehr. Die Trage bestand aus zwei Bambusstangen, zwischen die ein festes Tuch gespannt worden war. Vier Träger hielten sie fest. Kräftige Gestalten in grauschwarzer Kleidung und ebenso düsteren Turbanen auf den Köpfen. Die Menschen schufen respektvoll Platz, wenn der Dürre in ihre Nähe geriet. Möglicherweise hatten sie auch Angst vor den Schlangen, die sich tim den Nacken des Mannes wanden. Es waren mindestens vier, die nie Ruhe gaben und sich ständig bewegten. Er spielte mit ihnen und ließ ihre schlanken Köpfe über seine Hände gleiten. Auch der beinlose Knabe wollte wegfahren. Die vier Träger schafften ihn in einen der hinteren Wagen.
    »Der fährt sogar erster Klasse«, murmelte Suko.
    »Kennst du ihn?«
    »Wieso das denn?«
    Ich grinste. »Kam mir so vor.«
    »Hör auf mit dem Quatsch!«
    Bevor ich eine Antwort geben konnte, erschien Mandra Korab. Wir rückten zur Seite, er fand ebenfalls Platz und schaute sich ziemlich mißtrauisch um.
    »Hast du was?« fragte ich ihn.
    »Kaum. Es geht mehr um euch.«
    »Wie das?«
    »Es ist schwer zu sagen, aber es hat sich herumgesprochen, daß zwei Ungläubige, will ich mal sagen, nach Gaya fahren wollen, um den Erleuchteten zu besuchen.«
    »Und weiter?«
    »Man sieht das nicht so gern.«
    »Warum nicht?«
    »Benares ist eine heilige Stadt, aber manche Plätze in Gaya sind noch heiliger. Außerdem sind sie durchweht vom Odem zahlreicher Dämonen und Geister. Es wird schwierig für uns werden.«
    »Du hast keinen Sesam-öffne-Dich?«
    Mandra lächelte schmal. »Nein.«
    »Wirst du denn akzeptiert?«
    Er hob die Schultern. »Ich kann es nur hoffen. Ich bin ja nicht zum Spaß so lange verschwunden gewesen. Ich wollte herausfinden, ob sich etwas tut. Man hält euch bereits unter Kontrolle. Man wird euch nicht aus den Augen lassen. Auch im Zug nicht. Wir sollten uns davor hüten, einzuschlafen.«
    »Womit müssen wir rechnen?« Suko brachte es genau auf den Punkt.
    »Daß man für eine besondere Reise sorgen wird, die auch mit dem Tod enden könnte.«
    »Wie schön«, murmelte ich.
    »Manche Sekten verstehen eben keinen Spaß, wenn es um bestimmte Heiligtümer geht.«
    »Dabei ist der Buddhismus so friedlich.«
    »Stimmt. Die Ur-Religion schon. Aber nicht das, was aus ihr teilweise entstanden ist. Ich blicke da selbst kaum durch, was sich in diesem Subkontinent alles etabliert hat. Denkt nur an die Palmblatt-Bibliothek in Bangalore.«
    »Da hast du leider recht.« Ein Fall war angesprochen, der noch nicht lange zurücklag, an den ich allerdings ungern erinnert werden wollte.
    »Wann starten wir denn?« fragte Suko, der die vorbeiströmenden Menschen genau beobachtete.
    »Was ist schon Zeit?«
    »Es muß doch eine Uhrzeit angegeben worden sein.«
    »Die ist seit drei Minuten überschritten.«
    Ich stöhnte auf, winkte ab und lehnte mich zurück. Fliegen umsummten uns. Sie waren widerlich dick und schimmerten dabei in zahlreichen Farben.
    Zwei »alte« Bekannte verließen den Zug. Sie gehörten zu den vier Trägern, die den Beinlosen in den Wagen geschafft hatten. Mandra bemerkte meinen mißtrauischen Blick und erkundigte sich nach dem Grund.
    Ich berichtete ihm von dem Knaben.
    Der Inder pfiff durch die Zähne. »Das ist heiß! Da haben wir ja schon unsere Freunde.«
    »Wie das?«
    »Sie gehören einer Sekte an, die den Schlangenkult verehren.«
    Ich hakte sofort nach, »Kali?«
    Mandra nickte andeutungsweise. »J… ein«, möchte ich mal sagen. »Nicht Kali, dafür Parwati. So wird sie immer noch genannt, die Todesgöttin. Auf manchen Bildern, ist sie ähnlich
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