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0669 - Blackwood, der Geistermann

0669 - Blackwood, der Geistermann

Titel: 0669 - Blackwood, der Geistermann
Autoren: Jason Dark
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geschehen?«
    Niemand gab ihr Antwort. Die jungen Mädchen standen wie Säulen. Nur in der Bank richtete sich Kate Ferrer auf. »Was ist denn geschehen?«, rief sie erstickt.
    »Setzen Sie sich wieder, Kate!«
    Die Frau ließ sich zurückfallen. Sehr laut atmete sie aus und senkte anschließend den Kopf. Dass sie anfing zu weinen, bekamen Jane und die Mädchen nicht mit.
    Die Detektivin hatte es geschafft, den Schock abzuschütteln. Sie ballte die Hände zu Fäusten und nickte gegen die Leiche. Dann sprach sie und sie redete mit lauter Stimme. »Das ist kein Spaß mehr, Kinder! Ich will wissen, was vorgefallen ist!«
    Sie hatte eigentlich nicht mit einer Antwort gerechnet. Wer sprach, konnte sie nicht erkennen, es war jedenfalls eines der Mädchen, und es sagte: »Unser Mentor hat uns den Weg zum Teufel gewiesen. Bei Denise hat es endlich geklappt, was uns bei den anderen nicht gelungen ist. Ja, sie ist die Richtige gewesen. Jetzt werden wir es schaffen und mit ihm Kontakt aufnehmen.«
    »Und weiter?«
    »Wir werden sie begraben. Wir werden den Sarg über den Friedhof tragen und an das Grab bringen. Das haben wir uns vorgenommen, so sind die Regeln.«
    »Was geschieht dann?«
    »Das kann ich dir sagen. Der Teufel übernimmt das erste Grab auf diesem Friedhof. Bald wird ihm alles gehören. Wir haben uns geschworen, ihm einen Friedhof zu weihen, und dabei wird er uns helfen, denn er ist der große Meister.«
    »Nicht der Teufel?«
    »Nein!«
    »Wer dann?« Janes Worte verklangen in der Stille. Danach hörte sie die schleifenden und vorsichtig gesetzten Schritte, als sich die jungen Mädchen ihr näherten.
    »Wir werden dir den Namen nicht sagen, sonst würden wir unser Gelübde brechen. Aber er ist mächtig, er kennt sich in der Hölle aus, das hat er früher oft genug bewiesen.«
    Früher, dachte Jane. Wer konnte das gewesen sein? Der Begriff früher war wie Kaugummi, denn er konnte durchaus Jahrhunderte umfassen. Aber auch nur zehn oder zwanzig Jahre.
    Sie starrten sich an. In den jungen Gesichtern regte sich kein Muskel. Sie alle gehörten zusammen, sie waren vereint wie Pech und Schwefel, sie würden kaum zu trennen sein, denn andere Kräfte hielten sie bei der Stange.
    »Bringt ihr sie jetzt fort?«
    »Ja, wir werden den Deckel schließen und den Sarg zum Grab tragen.«
    »Auch zuschaufeln?«
    »Man wird uns erwarten«, lautete die ausweichende Antwort, und Jane dachte dabei an John Sinclair, aber mit dem würden die Mädchen wohl nicht rechnen.
    In den letzten Sekunden hatte niemand auf Kate Ferrer geachtet. Bisher war sie ruhig geblieben. Je mehr Zeit verstrich und je mehr passierte, um so stärker kochte es in ihr. Es waren ihre Gefühle, die sie einfach nicht unterdrücken konnte.
    Da vorn lag Denise, ihre Tochter! Sie war die Tote, über die gesprochen wurde.
    Ihr Liebling!
    Und sie fuhr in die Höhe, wobei Jane die schattenhafte Bewegung wahrnahm.
    Eingreifen konnte sie nicht. Alle hörten den verzweifelten Schrei der gepeinigten Mutter. »Was macht ihr mit meinem Kind? Was, zum Teufel, macht ihr mit meiner Denise? Sie ist tot, verdammt noch mal! Kann sie denn als Tote nicht ihre Ruhe finden?« Ihre Worte überschlugen sich. Die Frau war außer sich, ihre Gefühlswelt explodierte und sie konnte einfach nicht mehr.
    Jane rief sie an, aber die Frau hörte nicht. Sie hatte ihre Handballen gegen die Brust gepresst, das Gesicht war nur noch eine verzerrte Maske. »Lasst sie in Ruhe, verflucht!«, brüllte sie beinahe die Leichenhalle zusammen. »Ich werde sie begraben, ich werde es tun!« Und sie setzte ihren Willen sofort in die Tat um, denn nichts hielt sie mehr auf dem Fleck. An der Seite, wo auch Jane die Bankreihe verlassen hatte, wollte sie hinaus.
    Jane wusste nicht, ob sie das Gesicht ihrer Tochter gesehen hatte. Wenn nicht, wollte sie ihr diesen furchtbaren Anblick ersparen. Deshalb fuhr Jane auf dem Absatz herum.
    Die Frau rannte wie eine Furie auf die Detektivin zu. Sie würde Jane aus dem Weg stoßen, aber die war schneller.
    »Nein!«
    Beide prallten zusammen.
    »Lass mich!«, schrie Kate Ferrer. Mit einer Hand konnte sie sich losreißen, krümmte augenblicklich die Finger, um der Detektivin die Fingernägel durch das Gesicht zu ziehen.
    Jane wich aus, dann schlug sie zu.
    Mit der flachen Hand erwischte sie das Gesicht der Mutter. Der nächste Schlag traf die andere Wange, und Kate Ferrer brach in die Knie. So blieb sie hocken, presste die Hände gegen ihr Gesicht und wimmerte leise, wobei sie
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