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065 - Dem Dämon als Geschenk

065 - Dem Dämon als Geschenk

Titel: 065 - Dem Dämon als Geschenk
Autoren: A.F.Morland
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Lance. Dann will ich gern dein verlängerter Arm sein.«
    Wir verließen das Haus. Der Herbstwind spielte mit Vickys langem goldenem Haar. Sie trug ein auffallend rotes Kleid, das ihre Figur hervorragend modellierte.
    Trockenes Laub kratzte über den Gehsteig. Die Natur fing an, reizlos zu werden. Selbst die Koniferen in unserem Garten hatten nicht mehr dieses schöne satte Grün wie in der warmen Jahreszeit.
    Das Ende des Jahres rückte langsam, aber sicher in greifbare Nähe.
    Vicky Bonney sagte, daß Lance auf sie heute einen etwas gelösteren, frischeren, vor allem aber lebendigeren Eindruck gemacht hatte. Das gleiche war auch mir aufgefallen.
    Natürlich wirkte Lance nach wie vor schwach und zerbrechlich, aber es war nicht mehr so schlimm wie an den vorangegangenen Tagen. Mir kam es so vor, als würde sich unser Freund erholen.
    »Es scheint mit seinem Befinden aufwärtszugehen«, sagte Vicky.
    »Das wäre ihm zu wünschen.«
    »Wenn es nur möglich wäre, diesen schnellen Alterungsprozeß rückgängig zu machen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, da wünschst du dir zuviel, Vicky. Ich glaube, wir müssen froh sein, wenn unser guter Freund noch ein paar Jahre lebt.«
    Ich öffnete die Tür meines Hauses und ließ Vicky den Vortritt. Im Wohnzimmer lungerte Mr. Silver herum.
    »Wie geht es Lance heute?« erkundigte er sich.
    »Besser«, sagte ich.
    »Erfreulich«, meint der Ex-Dämon. Er sagte, er hätte die Post auf Vickys Schreibtisch gelegt, und meine Freundin zog sich in ihr Arbeitszimmer zurück.
    Ich begab mich zur Hausbar und goß mir einen kleinen Pernod ein. Mit dem Glas in der Hand setzte ich mich und musterte den Ex-Dämon. Er hatte Sorgen, wußte nicht, wohin Cuca und Atax seine Freundin Roxane verschleppt hatten.
    Schon einmal war Roxane entführt worden. Damals hatte sich der Silberdämon Metal mit den Shlaaks verbündet und der Hexe aus dem Jenseits eine Falle gestellt.
    Wir hatten Metals Freundin, die Zauberin Arma, vernichtet, und der Silbermann wollte mit Hilfe des Höllennektars aus Roxane Arma machen. Zur Hälfte war es ihm gelungen, aber dann holten wir uns Roxane wieder.
    Was würde nun geschehen?
    Würden Cuca und Atax fortsetzen, was Metal begonnen hatte? Bestimmt kannte Atax, die Seele des Teufels, eine Möglichkeit, Roxane völlig in Arma umzuwandeln.
    Und wir hatten keine Chance, dies zu verhindern, weil wir nicht wußten, wo Roxane, die Hexe aus dem Jenseits, gefangengehalten wurde.
    Ich brauchte Mr. Silver nur anzusehen, um zu wissen, daß er mit seinen Gedanken bei Roxane war. Er litt darunter, Roxane in den Händen von Feinden zu wissen. Atax und Cuca ließen nichts aus. Was sie dem Ex-Dämon antun konnten, das taten sie, denn sie haßten ihn beide, und sie wollten ihm einen Tiefschlag versetzen, von dem er sich lange nicht erholen würde. Und in dieser Zeit der Schwäche würden sie wahrscheinlich versuchen, ihn zu vernichten.
    Vicky kam aus ihrem Arbeitszimmer und schwenkte einen Brief: »Erinnerst du dich an Tom di Meola?«
    »Nein.«
    »Aber ja, wir lernten ihn vor ungefähr einem Jahr auf einer Party kennen. Tom di Meola , der Maler.«
    »Ich glaube, jetzt dämmert's. Ist der Brief von ihm?«
    »Ja. Er würde uns beide gern wiedersehen.«
    »Nichts leichter als das. Er braucht nur herzukommen und zu läuten, dann wird ihm aufgetan.«
    »Er lädt uns zu sich ein.«
    »Moment mal, bewohnt er nicht so ein uraltes unheimliches Herrenhaus?« Ich schnippte mit dem Finger. »Wie heißt das Dorf doch gleich?«
    »Barrywater«, sagte Vicky Bonney.
    »Richtig. Barrywater. Wieso hast du das behalten?«
    »Habe ich nicht. Es steht auf dem Briefumschlag.«
    »Und ich dachte schon, du hättest ein Gedächtnis wie ein Computer.« Ich glaubte zu wissen, daß Vicky gern nach Barrywater gefahren wäre. Allein wollte ich sie nicht dorthin fahren lassen, denn der Maler sah unverschämt gut aus. Man spielt nicht neben einem offenen Benzinfaß mit dem Feuerzeug, und man läßt seine Freundin, an der einem etwas liegt, nicht allein zu einem gutaussehenden Mann fahren.
    Nach der Hektik der letzten Tage würden uns ein paar Tage Barrywater guttun. Von dieser Überlegung ging ich aus, als ich mich entschied, Vicky Bonney zu begleiten.
    ***
    Wir fuhren durch einen spätherbstlichen Wald. Wie ein Brett lag mein schwarzer Rover in den Kurven. Links fiel der Berg steil ab, und zwischen den Bäumen schimmerte die silberne Oberfläche eines kleinen Sees.
    Das Autoradio lief. Meine Lieblingsgruppe,
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