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0639 - So freundlich wie der Teufel

0639 - So freundlich wie der Teufel

Titel: 0639 - So freundlich wie der Teufel
Autoren: Jason Dark
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keine Psychologin, sie reagierte rein gefühlsmäßig und wusste genau, wann sie den Mund halten musste und wann nicht.
    Es dauerte lange, bis sich ihr junger Gast alles von der Seele geredet hatte. Anschließend schaute er Mrs. Shrame mit einem sehr bangen Blick an. Hatte sie ihm alles geglaubt?
    Die Frau enthielt sich zunächst eines Kommentars und schenkte Moses Saft nach. »Es war schlimm für dich, nicht wahr?«
    »Ja, sehr…« Er schabte mit den Handflächen unruhig über den Stoff seiner alten Jeans.
    »Ich müsste meinen Mann anrufen, aber ich weiß nicht, ob er im Revier ist. Viele Cops sind abgezogen worden, wegen der Krawalle.«
    »Schicken Sie einen anderen hin.«
    »Das werde ich auch, warte.«
    Das Telefon stand auf einer Kommode, deren blanke Fläche spiegelnd sauber war. Mrs. Shrame wählte die Nummer, wartete einen Moment, und als abgehoben wurde, gab sie einen knappen Bericht.
    Was der andere Teilnehmer erwiderte, konnte Moses nicht verstehen. Etwas Freundliches war es bestimmt nicht, denn seine Stimme hörte sich sehr laut an.
    Dennoch behielt sie das Lächeln bei, als sie zum Tisch zurückkehrte. »Man wird sich um die Toten kümmern.«
    »Ja, das ist gut, das ist wirklich gut.«
    »Sicher, mein Junge. War es wirklich eine Frau?«
    Moses nickte. »Sogar in der blauen Uniform. Ich - ich kann das nicht fassen.«
    Sie legte ihre Hand auf die seine. »Das glaube ich dir. Mein Mann wird so schnell wie möglich herkommen, das hat man mir versprochen. Dann kannst du ihm alles berichten. Solange solltest du dich ausruhen. Leg dich hier auf das Sofa - okay?«
    Moses zögerte noch.
    »Keine Sorge, mein Junge, es wird dir in diesem Haus nichts passieren.«
    »Gut, danke.« Er nickte und stand langsam auf. Er ging auf das alte Sofa zu, um sich hinzulegen.
    »Ich hole dir noch eine Decke, Moses.«
    »Nein, es ist warm genug.«
    »Okay, das sehe ich ein. Die Dusche ist übrigens frei.«
    »Was? Ich soll…?«
    »Ja, spül dir den Dreck der Bronx ab, Junge. Es wird dir gut tun, glaube es mir.«
    »Danke.« Er schwang sich hoch, und Mrs. Shrame zeigte ihm das winzige Bad. Ihr Mann hatte es nachträglich eingebaut und vom Schlafzimmer abgetrennt.
    Die Frau atmete tief durch und ließ sich auf der Bettkante nieder. Es war zu einem Problem angewachsen, denn bestimmte Morde hatten sich in der letzten Zeit vervielfacht. Keine Bandenschießereien, nein, es waren Taten wie Hinrichtungen gewesen, aber zum ersten Mal hatte es einen Zeugen gegeben, eben den Jungen. Dass eine Polizistin die Morde begangen haben sollte, war kaum zu fassen, war einfach unbegreiflich, aber Mrs. Shramè sah keinen Grund, an den Worten des Jungen zu zweifeln.
    Sie stand wieder auf, als sie das Rauschen der Dusche nicht mehr hörte, ging zurück in die Küche, weil sie ebenfalls noch einen Schluck trinken wollte.
    »Hallo, Mrs. Shrame!«
    Nein, sie schrie nicht, als sie die Stimme hörte, obwohl ihr danach zumute war. Sie blieb nur einfach stehen und starrte auf die Frauengestalt in Uniform, die einen Revolver mit aufgeschraubtem Schalldämpfer in der Hand hielt, deren Mündung auf die Polizistenfrau wies.
    Scharf holte Mrs. Shrame Luft. »Was - was wollen Sie von mir? Wer sind Sie überhaupt?«
    »Das spielt keine Rolle. Ich bin nur gekommen, um gewisse Zeugen zu beseitigen.«
    »Zeugen? Wobei?«
    »Das wissen Sie genau, Mrs. Shrame. Es hat leider etwas gedauert, bis es mir gelang, die Spur des Halbwüchsigen aufzunehmen. Er hätte sich lieber um seine eigenen Dinge kümmern sollen.«
    »Von welchem Jungen reden Sie überhaupt?«
    »Von dem kleinen Nigger.«
    »Hören Sie, ich…«
    »Ich höre nicht. Mrs. Shrame, ich schieße…«
    Und sie schoss tatsächlich. Es war kein Abschussknall zu hören, nur ein Laut, als hätte jemand mit einem Gummihammer gegen eine Wand geschlagen.
    Mrs. Shrame staunte noch, als sie fiel. Dabei riss sie einen Küchenstuhl um, der mit ihr zusammen zu Boden polterte.
    Die Killerin aber bewegte sich bereits auf die Tür zu, die zum Schlafzimmer führte, wo auch das Bad lag.
    Was sie tat, machte sie richtig. Das hatte ihr der Teufel so eingeimpft…
    ***
    Moses konnte es kaum fassen, dass man ihm sogar erlaubte, sich zu duschen. Er wollte die Gastfreundschaft nicht ausnutzen und beeilte sich. Schon bald war die enge Kabine vom Duft der Seife erfüllt, etwas, das ihm ungemein gefiel. Moses konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er zuletzt in den Genuss einer Dusche gekommen war. Das musste Ewigkeiten
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