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0635 - Das Grab der Sinclairs

0635 - Das Grab der Sinclairs

Titel: 0635 - Das Grab der Sinclairs
Autoren: Jason Dark
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Seiten auf ihn zu…
    ***
    »Begrüßen Sie die Leute immer so?« fragte Suko und rührte sich nicht.
    »Nein, nicht alle. Nur fremde Affengesichter.«
    »Haben Sie schon in den Spiegel geschaut?«
    Der Mann mit der Schrotflinte, der auf seinem braunen Haar noch ein Käppi trug, lief rot an. Nur auf halber Gesichtshälfte zu erkennen, denn die andere bedeckte wild wucherndes Bartgestrüpp.
    »Wenn du hier eine große Schnauze riskieren willst, Chinese, drücke ich ab. Dann macht die Ladung Hackfleisch aus dir.«
    »Das wäre schlecht.«
    »Weiß ich!« grinste der Bärtige.
    »Aber auch für Sie, Mister, denn bei einem Mord an Polizeibeamten reagieren die Kollegen verdammt sauer.«
    Der Kerl lachte abgehackt. Dann blieb sein Mund offen, als er es trotzdem schaffte zu fragen. »Bullen?«
    »Menschen, Mister!«
    »Wie kommt ihr…?«
    Ich mischte mich ein. »Wollen Sie sich nicht zunächst unsere Ausweise anschauen, Mister?«
    Der Bärtige wurde unsicher. »Ihr wollt mich verarschen.« Er nickte. »Ja, verflucht, ihr wollt mich verarschen. Von wegen Bullen. Ihr seid über den großen Teich gekommen wie die anderen.«
    »Davon wissen wir nichts. Wenn es so wäre, hätten wir einen anderen Dialekt.«
    »Darf ich Ihnen trotzdem meinen Ausweis zeigen?« erkundigte ich mich vorsichtig.
    Der Kerl überlegte. »Aber nur Sie. Und dann gehen Sie etwas von dem Chinesen weg.«
    »Mach’ ich glatt.«
    Ich hatte den Mann trotz seiner Waffe als nicht gefährlich eingestuft. Das war kein Killer, der sah mir eher aus wie jemand, der die Natur überwachte, ein Öko-Freak, der einfach nur am Rand des Sees hockte und beobachtete.
    Ich zupfte den Ausweis mit spitzen Fingern hervor und streckte den Arm aus. Der Mann hielt seine Flinte mit einer Hand, indem er den Kolben in die Ellbogenbeuge klemmte, mit der anderen nahm er den Ausweis entgegen und ließ die Waffe sinken, kaum daß er einen Blick auf die Hülle geworfen hatte.
    »Ist schon okay, Mr. Sinclair. Ich habe es nur gelernt, vorsichtig zu sein.«
    »Kein Fehler.« Ich steckte den Ausweis weg. Suko sagte seinen Namen, dann fragte ich den Bärtigen nach dem seinen.
    »Ich bin Lintock.«
    »Sonst nichts?«
    »Richtig. Man kennt mich hier unter Lintock. Das ist mein Wagen, in dem ich hause.«
    »Das ganze Jahr über?«
    »Klar, ich mag Schottland. Ich liebe es, wenn Sie verstehen. Ich habe Tee aufgebrüht. Wollen Sie einen Schluck nehmen?«
    »Habe nichts dagegen.«
    Im Wohnwagen, der für drei Personen ziemlich eng war, drehte sich Lintock um. »Sie haben mir nicht zufällig schon einen Besuch abgestattet, als ich nicht da war?«
    »Nein, wieso?«
    »Es war jemand hier, der einen Buchdeckel weggenommen hat.«
    Ich dachte sofort an Bill, sagte aber nichts davon, sondern fragte:
    »Wer soll schon einen Buchdeckel wegnehmen? Wenn, dann nehme ich das ganze Buch mit.«
    »Das hat es nicht gegeben, nur den Deckel.«
    »War etwas Besonderes damit?« fragte Suko.
    »Möglich.« Lintock ging nicht näher auf die Frage ein und kippte Tee in zwei dickwandige Tassen. Er selbst trank ihn aus einem Becher. Die Wärme und das Aroma des Tees taten uns gut. Nach den ersten Schlucken erklärte ich Lintock, woher wir gekommen waren.
    Auf seiner Stirn erschien eine schmale Falte. »Tatsächlich?« fragte er leise.
    »Ja, ist was mit der Insel?«
    »Sie haben da die Grabsteine gesehen, nicht?«
    »Richtig, alte Gräber. Und wir haben noch etwas entdeckt. Ein auf dem See treibendes Boot mit einem Toten darin, der durch eine Stichwaffe umgebracht worden ist.«
    Lintock stellte seine Teetasse so hart ab, daß es einen lauten Klang gab. »Sagen Sie das noch mal, dann beschreiben Sie den Mann.«
    Das tat ich, und Lintock wurde bleich, bevor er nickte. »Das ist Caterman gewesen.«
    »Und wer ist Caterman?« fragte Suko.
    »Ein Fischer, der hier ebenfalls lebt. Er kommt aus Glasgow, hat aber seinen Wagen hier stehen.« Der Bärtige wischte über das Gesicht. »Ob er den Deckel gestohlen hat?«
    »Was ist denn damit?«
    »Mr. Sinclair, der Deckel gehört zu einem Buch, das sich mit einem bestimmten Thema beschäftigt. Und zwar mit einem Teil der Geschichte dieses Landes. Der Deckel war eine Spur, denn darauf eingraviert war ein schmuckloses Schwert, das früher von einer bestimmten Gruppe Menschen benutzt wurde.«
    Suko tat, als ob er nichts wußte. »Von wem denn?«
    »Wenn Sie auf der Insel waren, müssen Sie die Schwerter auf den Grabsteinen gesehen haben. Die Templer trugen damals diese Waffen. Sie waren
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