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063 - Das Monster lebt

063 - Das Monster lebt

Titel: 063 - Das Monster lebt
Autoren: A.F.Morland
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wenn das so weitergeht, und ich kann es ihm nicht einmal verdenken.«
    »Du weißt, ich war eine Weile raus aus dem Geschäft, Ben«, sagte der Unhold dumpf.
    »Ja, und ich kann jetzt auch verstehen, daß niemand mit dir zusammenarbeiten will.«
    »Ich werde mich zusammenreißen, Ben«, versprach das Frankenstein-Monster unterwürfig. »Ich brauche diesen Job.«
    »Auf diese Weise wirst du ihn wohl kaum behalten. Meine Geduld ist beinahe zu Ende, Yapeth. Wenn du noch mal einen Take schmeißt, fliegst du raus.«
    »Aber Ben…«
    »Jawohl, ich besetze dich glatt um. Das kommt immer noch billiger und ist nervenschonender für uns alle, als wenn wir mit dir weiterdrehen.«
    »Ben, du darfst mir diese Chance nicht nehmen.«
    »Ich muß. Schließlich habe ich dem Produzenten gegenüber zu verantworten, was wir hier tun. Wenn ich das nicht mehr auf meine Kappe nehmen kann, bin ich gezwungen, dich zu feuern. Wir sind kein Wohltätigkeitsverein. Hier muß hart und seriös gearbeitet werden. Wer dazu nicht imstande ist, hat hier nichts zu suchen. Hast du mich begriffen?«
    »Ja, Ben. Natürlich. Ich verspreche dir, es wird keine Panne mehr geben. Ich bin die Idealbesetzung für diese Rolle, ganz bestimmt.«
    »Das hast du bis jetzt noch nicht bewiesen, mein Lieber.«
    »Ich werde es beweisen«, versprach Yapeth Thaw mit belegter Stimme.
    Der Regisseur wandte sich von ihm ab. »Was ist? Können wir weiterdrehen?«
    Er bekam keine Antwort.
    Thaw sagte hinter ihm: »Ich bin selbstverständlich bereit, mich bei Lauren zu entschuldigen.«
    »Darauf pfeift sie mit Sicherheit«, sagte der Regisseur. »Sie will mit dir nichts mehr zu tun haben. Bete zu deinem Schutzpatron, daß wir sie umstimmen können, sonst kannst du gleich deinen Hut nehmen.«
    »Das tut sie mir nicht an. Nicht Lauren. Sie ist im Augenblick nur geschockt. Wenn sich das gelegt hat, wird sie mir bestimmt verzeihen. Lauren hat ein Herz.«
    Der Regieassistent kam und sagte, daß die Schauspielerin noch nicht soweit wäre. Im Moment sei sie viel zu wütend, um mit Yapeth Thaw noch einmal vor die Kamera zu treten.
    »Da werden einem die Haare grau!« schrie Ben Coltrane außer sich. »Was ist das hier? Eine Klapsmühle? Der eine bildet sich ein, tatsächlich Frankensteins Monster zu sein. Lauren ist der Meinung, schmollen zu können wie ein Weltstar! Pause! Wir machen eine halbe Stunde Pause! Wenn dann nicht alles wie geschmiert über die Bühne geht, laufe ich Amok!«
    Im dunklen Hintergrund des großen Filmstudios stand eine elegante Frau mit feierlichen Zügen. Ein dünnes, schadenfrohes Lächeln umspielte ihre vollen Lippen.
    Glatt und feingeschnitten war ihr schönes Gesicht, und ein seltsames Feuer loderte in ihren goldgesprenkelten Augen.
    Sie sah sehr jugendlich aus. Dem tat ihr silbergraues Haar keinen Abbruch. Niemand beachtete sie, und niemand wußte, daß sie eine gefährliche Hexe war.
    ***
    Wir starrten auf mitternachtsblauen Samt. Der leere Eichensarg war damit ausgelegt. Es gab auch ein Kopfkissen, doch noch nie schien der Kopf eines Toten darauf gelegen zu haben.
    Der grauhaarige Zeremonienmeister, der für uns den Sarg geöffnet hatte, war fassungslos.
    »Seit mehr als zwanzig Jahren bin ich hier schon tätig, aber so etwas ist noch nie vorgekommen«, sagte er heiser. »Ich bin ratlos… Ich bin… sprachlos…«
    Ja, sprachlos, das waren wir auch. Keiner von uns konnte begreifen, daß man beinahe einen leeren Sarg zu Grabe getragen hätte.
    Daran, daß Lance Selby tot war, bestand kein Zweifel. Mr. Silver und Cruv hatten sein Ende mitbekommend. Sie waren bei ihm im Krankenhaus gewesen.
    Hatte man vergessen, den Leichnam in den Sarg zu legen? Ich konnte mir das einfach nicht vorstellen.
    Selbstverständlich bekamen auch die anderen Trauergäste mit, daß der Tote fehlte. Eine Unruhe, wie es sie in dieser Aufbahrungshalle bestimmt noch nie gegeben hatte, griff um sich.
    Die Leute drängten näher an den offenen Sarg heran, traten auf die Blumen, stießen Kränze um. Nichts Feierliches war mehr an dieser Situation.
    Und es gab auch keine Trauer mehr, sondern Verblüffung, Ärger, Empörung…
    »Eine äußerst bedauerliche, peinliche Sache…«, stammelte der Zeremonienmeister.
    Er war so durcheinander, daß er nicht wußte, was er tun sollte. Schließlich eilte er davon, um zu telefonieren, aber das half auch nichts.
    Kein Mensch wußte, wann und wo der Leichnam verschwunden war…
    ***
    Yapeth Thaw warf die Garderobentür zu und starrte verzweifelt
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