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063 - Das Monster lebt

063 - Das Monster lebt

Titel: 063 - Das Monster lebt
Autoren: A.F.Morland
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stellen. Bisher hatte der Nessel-Vampir seine Aufgabe souverän gemeistert.
    Er überwachte Roxane/Arma zuverlässig und unauffällig. Er war überhaupt ein äußerst angenehmes Wesen, war nützlich für uns und gefährlich für die Ausgeburten der Hölle.
    Wir verließen das Haus und stiegen in meinen neuen schwarzen Rover. Vicky hatte mir diesen Wagen geschenkt, nachdem ich meinen Peugeot kürzlich zu Schrott gefahren hatte.
    Sie war der Ansicht gewesen, als Patriot müsse ich zuerst auf die heimische Wirtschaft schauen, deshalb gehe es nicht an, daß ich ein ausländisches Fabrikat fuhr.
    Niemand sprach während der Fahrt, jeder hing seinen Gedanken nach. die sich bestimmt alle mit Lance Selby beschäftigten.
    Es herrschte eine deprimierende Stimmung.
    In der großen Aufbahrungshalle hatten sich bereits zahlreiche Menschen eingefunden. Freunde und Bekannte, die dem sympathischen Parapsychologen das letzte Geleit geben wollten.
    Blumen und Kränze schmückten die Halle. Ich sah Vladek Rodensky, unseren Wiener Freund. Er hatte es nicht mehr geschafft, in mein Haus zu kommen, sondern hatte sich vom Flugplatz direkt hierher begeben.
    Auch er war mit Lance befreundet gewesen, deshalb war es für ihn selbstverständlich, ihn auf seinem allerletzten Weg zu begleiten.
    Cruv, der Gnom von der Prä-Welt Coor, begrüßte uns, und ich sah noch einige bekannte Gesichter. Menschen, die mir Lance Selby irgendwann einmal vorgestellt hatte.
    Ich hatte Pater Severin gebeten, die Grabrede zu halten. Mein Blick suchte ihn, konnte ihn aber nirgendwo entdecken.
    Ernst betrachtete ich den Sarg aus massiver Eiche. Ein Leben war im Zeitraffer vergangen, und nun lag ein Greis dort drinnen.
    Ein Greis, auf dessen Geburtsschein stand, daß er vor 38 Jahren zur Welt kam. Das war so verrückt wie vieles, was meine Freunde und ich ständig erlebten.
    Wir setzten uns, und zehn Minuten später trafen die Mitglieder des »Weißen Kreises« ein. Pakka-dee, Fystanat und Tharpex.
    Letzterer hatte mir erst kürzlich das Leben gerettet… [1]
    Meinen Ahnen, den Hexenhenker Anthony Ballard, hatten sie ebenso zu Hause gelassen wie wir den Nessel-Vampir.
    Orgelmusik erklang, und dann erschien Pater Severin mit feierlicher Miene. Sein Blick war zunächst ein stummer Gruß an uns alle.
    Und dann hielt er eine Rede, bei der ich eine Gänsehaut bekam, so ergreifend war sie. Auch er hatte Lance gut gekannt und mit ihm einen treuen Freund verloren.
    Man spürte, daß ihn mit Lance sehr viel verbunden hatte. Er wußte, von wem er sprach, und was er über Lance Selby sagte, fand unser aller Zustimmung. Keiner von uns hätte die Sätze treffender formulieren können. Niemandem wäre so viel Wahres und Erinnerungswürdiges zu unserem Freund eingefallen.
    Nach seiner Ansprache war mir die Kehle eng, und ich mußte mehrmals kräftig schlucken.
    Jemand fragte uns, ob wir den Verblichenen noch einmal sehen wollten.
    »Ja«, sagte ich mit kratziger Stimme.
    Ich wußte, daß ich für alle sprach.
    Der Mann begab sich zum aufgebahrten Sarg. Es war nicht leicht, einen Weg zwischen den vielen Blumen und Kränzen zu finden.
    Vicky Bonney schob ihre Hand unter meinen Arm, und ich merkte, wie sie zitterte. Roxanes meergrüne Augen schienen den Sarg durchdringen zu wollen. Da weder sie noch Arma den Körper völlig zu beherrschen imstande war, konnte auch keine von beiden ihre magischen Fähigkeiten entfalten.
    Der Mann, der sich zum Sarg begeben hatte, öffnete zwei kleine Metallriegel, und mir fiel auf, daß mein Herz anfing schneller zu schlagen.
    Nun würde ich Lance zum letztenmal sehen. Es würde ein Abschied für immer sein. Darin lag so viel Endgültiges für mich, daß neuerlicher Zorn in mir hoch wallte, den ich nur schwer unterdrücken konnte.
    Ich wußte nicht, was ich getan hätte, wenn ich jetzt Mortimer Kuli vor mir gehabt hätte, diesen wahnsinnigen Wissenschaftler, der die Welt beherrschen wollte, der sich für das größte Genie aller Zeiten hielt, in unseren Augen jedoch nichts weiter als ein äußerst gefährlicher irrer Verbrecher war.
    Langsam klappte der Mann den Sargdeckel auf.
    Und dann erlebten wir alle den Schock unseres Lebens.
    Der Sarg war leer!
    ***
    Das Gesicht war grau, kantig der Schädel, die Lider schlaff gesenkt. Ein grauenerregendes Gurgeln drang aus der Kehle des großen Monsters, das seine riesigen Hände um den schlanken Hals des unglücklichen Mädchens gelegt hatte.
    Der Druck der harten Finger war brutal. Kein Muskel zuckte im Gesicht
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