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063 - Das Monster lebt

063 - Das Monster lebt

Titel: 063 - Das Monster lebt
Autoren: A.F.Morland
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Totenacker schien nicht mehr benützt zu werden.
    Durch ein breites Gittertor hatte Thaw einen ungehinderten Blick auf verwahrloste Gräber und teilweise umgestürzte Grabsteine.
    An dieser Friedhofsmauer vorbei erreichte der Schauspieler ein uraltes, unheimliches Haus.
    »Das würde in unseren Film passen«, murmelte Yapeth Thaw.
    Er hielt den Wagen an und zweifelte daran, daß er richtig war. Das konnte doch nicht das Haus sein, in dem er erwartet wurde.
    Es sah nicht nur düster und gruselig aus, es brannte auch nirgendwo Licht. Zwischen welkem Efeu, unter grauen Spinnweben entdeckte Thaw eine Tafel, auf der die Hausnummer und der Straßenname standen.
    Das war kein Irrtum.
    Er befand sich an der richtigen Adresse. Ein mulmiges Gefühl machte sich allmählich in ihm breit.
    ***
    Im Beerdigungsinstitut traf ich niemanden mehr an. Es war inzwischen Abend geworden, und die Toten hatten es nicht eilig, unter die Erde zu kommen. Morgen war auch noch ein Tag.
    Aber nicht für mich. Ich wollte nicht bis morgen warten. Der Nachtwächter gab mir die Adresse des Mannes, der Lance Selby übernommen hatte.
    Selbstverständlich bekam ich die Adresse nicht aufgrund meines ehrlichen Gesichts. Ich mußte ein paar Scheine knistern lassen.
    Das wirkt in den meisten Fällen Wunder. Mit der Adresse in der Tasche fuhr ich nach Soho, wo mir ein kleiner Junge mit rotem Wuschelkopf die Tür aufmachte.
    »Bin ich hier richtig bei Mr. Cliff Payne?« erkundigte ich mich.
    »Das ist mein Vater. Ich bin Jimmy Payne.«
    »Hallo, Jimmy. Würdest du deinen Vater mal kurz an die Tür holen?«
    »Da wird er aber mächtig sauer sein, Mister. Dad sieht sich gerade die Torparade im Fernsehen an.«
    »Sag ihm, Mr. Tony Ballard möchte ihn sprechen, und es wäre dringend.«
    »Okay, Mr. Ballard.«
    Der Kleine klappte die Tür zu, und als sie wieder aufging, hatte es den Anschein, Jimmy wäre um etwas mehr als einen Meter gewachsen und um rund dreißig Jahre älter geworden.
    Auch sein Vater hatte brandrotes Wuschelhaar. Er musterte mich mit hellen, wimpernlos wirkenden Augen, war reserviert. Klar, er kannte mich nicht. Ich zeigte ihm meine Lizenz.
    »Tut mir leid, daß ich Sie vom Fernseher wegholen mußte, Mr. Payne.«
    »Was gibt's?« fragte der Mann ohne Neugier.
    »Ich suche meinen Freund Lance Selby. Er sollte heute beerdigt werden, aber er befand sich nicht im Sarg. Haben Sie dafür eine Erklärung?«
    »Nicht in seinem Sarg?«
    »Hat sich der Zeremonienmeister nicht mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
    »Ich hatte heute in Plymouth tu tun, kam erst spät zurück.«
    »Was passierte mit meinem Freund, nachdem ihn Dr. Atkins für die Beerdigung freigegeben hatte?«
    »Er kam in unser Institut, wurde gewaschen und zurechtgemacht.«
    »Haben Sie das getan?«
    »Ja. Ich habe ihn ein wenig geschminkt. Er sah hinterher aus, als würde er friedlich schlummern. Die Angehörigen der Toten sollen keinen Schreck kriegen, wenn man den Sarg noch einmal für sie öffnet.«
    »Wir haben diesen Schreck gekriegt, als wir sahen, daß der Sarg leer war.«
    »Das glaube ich Ihnen gern, aber ich kann Ihnen leider nicht helfen. Als ich an Mr. Selby arbeitete, lag er in seinem Sarg. Danach kam er in die Kühlkammer, und dort blieb er bis eineinhalb Stunden vor dem Beerdigungstermin.«
    »Ihre Kollegen trugen vermutlich einen leeren Sarg. Wieso ist das niemandem aufgefallen?«
    »Der alte Mann bestand ja nur noch aus Haut und Knochen. Manche Leichen sind ziemlich schwer. Da ist man froh, zur Abwechslung mal weniger Gewicht schleppen zu müssen.«
    »Ich würde mir die Kühlkammer gern ansehen. Ließe sich das machen?«
    »Jetzt?«
    »Ich weiß, daß ich unverschämt bin, aber würde das für Ihre Mühe reichen?«
    Als er die schönen Pfundnoten sah, hatte er nichts mehr dagegen, sie sich zu verdienen.
    »Ich sag' nur schnell meiner Frau Bescheid«, brummte er und griff nach den Scheinen.
    Wenige Minuten später saß er neben mir im Wagen, und wir waren zum Bestattungsinstitut unterwegs.
    In der Kühlkammer lagen neue Leichen, die morgen oder in den nächsten Tagen abgeholt werden würden. Das Geschäft mit dem Tod blühte. Der junge Herbst raffte viele dahin.
    Cliff Payne öffnete für mich sämtliche Särge, und die Toten, die ich sah - ob Männer oder Frauen, jung oder alt -, zeigten alle den gleichen friedlichen Ausdruck.
    Von hier also mußte Lance Selby verschwunden sein. Weitere Leichen wurden nicht vermißt. Meiner Ansicht nach hatte man es gezielt auf Lance
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