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063 - Das Monster lebt

063 - Das Monster lebt

Titel: 063 - Das Monster lebt
Autoren: A.F.Morland
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eine undefinierbare Ausstrahlung, hatte Format, wirkte ungemein anziehend, aber auch auf eine geheimnisvolle Weise gefährlich.
    »Vielleicht läßt sich da was machen«, murmelte der Schauspieler schmunzelnd.
    Er nahm sich vor, es bei Cuca auf jeden Fall zu versuchen.
    Abgeschminkt sah er nicht viel anders aus als Frankensteins Monster. Er trug nur die Frisur anders, und es fehlten die häßlichen Kunststoffnarben, die ihm der Maskenbildner vor jedem Drehbeginn aufklebte.
    Obwohl er also weit davon entfernt war, ein Adonis zu sein, hatte er zumeist mit den Mädchen keine Schwierigkeiten.
    Das Wort »Film« löste bei fast allen eine ungeheure Faszination aus. Es verzauberte die Mädchen und machte es ihm leicht, sie zu erobern.
    Um zum Film zu kommen, machten viele so gut wie alles, und Thaw ließ sie in dem Glauben, daß er sie dort unterbringen konnte.
    Sie merkten erst später, daß er selbst die größte Mühe hatte, unterzukommen, doch diese Erkenntnis kam zum Glück in allen Fällen zu spät.
    Thaw blickte auf seine Uhr. Heute abend, hatte Cuca gesagt. Das war ein dehnbarer Begriff. Wann war das nun? Jetzt schon? In einer Stunde? In zwei? Eine Stunde vor Mitternacht?
    Vermutlich hatte sie keine Zeit festgesetzt, weil in dem Haus, das er aufsuchen sollte, ohnedies immer jemand war.
    Würde sie auch da sein? Er hätte sie gern wiedergesehen und sich mit ihr verabredet. Die Adresse hatte er vom Kreuzworträtselheft abgerissen.
    Sie befand sich in seiner Tasche. Er wollte sie herausnehmen und erschrak, als er sie nicht finden konnte. Verflixt, wenn er die Adresse verloren hatte, wußte er nicht, wo er sich mit Cuca treffen sollte.
    Er hatte sich die Anschrift nicht gemerkt. Und nun war der verdammte Zettel weg!
    Aufgeregt durchstöberte der Schauspieler sämtliche Taschen. Nichts. Er fluchte und war wütend auf sich, weil er diese wichtige Adresse so leichtsinnig verschlampt hatte.
    »Mist!« schimpfte er.
    Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Über seiner Nasenwurzel erschien eine tiefe Zornfalte.
    »Was bist du doch für ein blöder Hund, Yapeth Thaw!«
    Angestrengt dachte er nach. Er erinnerte sich daran, wie er den Papierstreifen abgerissen hatte.
    »Und dann? Wo hast du ihn hingesteckt, du dummes Schwein?« beschimpfte er sich selbst.
    Die Wut veranlaßte ihn, sich noch ein Glas Whisky zu nehmen. Hastig stürzte er den edlen Tropfen in die trockene Kehle, und gleichzeitig fiel ihm ein, daß er in der Brusttasche seines Hemds nachzusehen vergessen hatte, und dort fand er die wichtige Anschrift.
    Erleichtert atmete er auf.
    Wie eine Aktie, die soviel wert war wie alles Geld dieser Welt, hielt er das Papierstück in der Hand. Er würde Rache für all die Erniedrigungen nehmen, die er einstecken mußte, würde über seine Feinde triumphieren und ihnen heimzahlen, was sie ihm angetan hatten.
    Die Zeit der hündischen Unterwürfigkeit war vorbei. Von nun an würde er der Herr sein, und die anderen mußten kuschen!
    Er wartete die Dämmerung ab, dann machte er sich auf den Weg. Im Handschuhfach seines Wagens lag ein Stadtplan, mit dessen Hilfe er sich kurz orientierte.
    Daß er mit soviel Alkohol im Blut nicht mehr fahren durfte, störte ihn nicht. Er behauptete stets, am besten zu fahren, wenn er betrunken war, und bisher hatte er auch noch nie einen Unfall gebaut.
    Glücklicherweise war er bisher auch jeder Verkehrskontrolle entgangen, sonst wäre er seinen Führerschein los gewesen.
    Aber wie er sich kannte, wäre er ohne Führerschein weitergefahren. Dann konnten sie ihm wenigstens keinen mehr abnehmen.
    »Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute auf der Welt gerade jetzt ohne Führerschein unterwegs sind«, sagte er grinsend und fuhr los.
    Sein Ziel lag in nördlicher Richtung. Er überquerte die Themse und ließ sich Zeit. Schließlich konnte er kommen, wann er wollte.
    Es bestand nicht die Gefahr, daß er zu spät kam. Er schaffte es ohnedies in den seltensten Fällen, pünktlich zu sein.
    Je weiter er sich vom Stadtzentrum entfernte, desto mehr lichtete sich der Verkehr, und schließlich gehörte ihm die Straße für einige Minuten allein.
    Er orientierte sich anhand eines Straßenschildes, fuhr langsamer, um die Straße nicht zu übersehen, in die er links einbiegen mußte.
    Da war sie schon. Er bremste kurz, schaltete zurück und drehte dann kräftig das Lenkrad. Seine innere Spannung wuchs.
    Die Straße ging ziemlich steil hinauf, und dann sah der Schauspieler eine verwitterte alte Friedhofsmauer. Der
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