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0624 - Die Tränen der Baba Yaga

0624 - Die Tränen der Baba Yaga

Titel: 0624 - Die Tränen der Baba Yaga
Autoren: Werner Kurt Giesa
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noch?
    Merlin trat auf Asmodis zu. Den Lachenden Tod ignorierte er völlig.
    »Ich freue mich, daß du meinem Ruf gefolgt bist, Bruder«, sagte Asmodis.
    »Selten genug nennst du mich so«, erwiderte der Magier. »Doch sage mir lieber, warum du mich hierher gerufen hast. Was soll ich hier?«
    »Mir helfen«, schrie Zamorra ihm zu.
    Hörte Merlin ihn nicht?
    »Hilf mir!« Die verfluchten Dornen begannen sich bereits in Zamorras Haut zu bohren. Noch nie war er sich dermaßen hilflos vorgekommen. Neben der Todesangst tobte ohnmächtiger Zorn in ihm. Jene, die sich seine Freunde genannt hatten, die sich oft genug seiner Hilfe bedient hatten, kehrten ihm jetzt den Rücken zu und interessierten sich überhaupt nicht weiter für sein Schicksal, obgleich sie es unmittelbar vor Augen hatten!
    Asmodis berührte mit einer Hand Merlins Schulter, mit der anderen zeigte er auf die alte Hexe.
    »Es geht um sie«, sagte er.
    Es kann nur ein Alptraum sein. Gleich wache ich auf. Es ist so unwirklich, so abartig - das kann einfach nicht die Wirklichkeit sein!
    Aber er wachte nicht auf. Der Alptraum, wenn es denn einer war, ging mit mörderischer Präzision weiter.
    »Um sie?« echote Merlin, ohne sich um Zamorra zu kümmern. Dabei mußte er ihn doch in seiner Dornenfalle sehen! Aber er reagierte überhaupt nicht, als befände Zamorra sich in einer anderen Welt!
    »Sie hat ein Problem«, sagte Asmodis.
    Ich etwa nicht? dachte Zamorra in unendlicher Wut.
    »Es gibt zwei Wege, dieses Problem zu lösen«, fuhr Asmodis fort. »Für einen dieser beiden Wege habe ich dich hierher gebeten, Bruder.«
    Merlin nickte.
    Er sah kurz zu Zamorra und dann zu Yaga. »Benenne das Problem«, verlangte er dann.
    Zamorra keuchte. Schmerz durchraste ihn. Die Dornen drangen bereits tief in sein Fleisch ein. Noch waren die Verletzungen nur oberflächlich. Aber schon in den nächsten Sekunden würde sich das ändern.
    Und weder Merlin noch die anderen interessierten sich dafür! Selbst Baba Yaga kümmerte sich nicht mehr um den Todgeweihten, sondern widmete ihre Aufmerksamkeit dem Neuankömmling Merlin!
    »Es war einmal… vor vielen Hoffnungen und Träumen, daß Babuschka Yaga eine Tochter hatte, die sie sehr liebte«, begann Asmodis in aller Gemütsruhe. »Aber weil Hexen nicht lieben dürfen, wurde ihr diese Tochter genommen.«
    »Ich kenne diese Geschichte«, erwiderte Merlin. »Deshalb also sollte ich hierher kommen? Hast du das alles hier eingefädelt, dunkler Bruder?« Er deutete auf Yaga und den Knochenkäfig, der bereits wie ein Exo-Skelett um Zamorras Körper lag.
    »Es ergab sich zufällig so«, behauptete Asmodis. »Da hielt ich es für richtig, die Gunst der Stunde zu nutzen und euch an einem Ort zusammenzubringen. Hier könnten nun gleich mehrere Interessenkonflikte auf einmal gelöst werden.«
    »Es sieht wahrhaftig nach einem deiner hinterhältigen Pläne aus«, murmelte Merlin, »mit denen du Schicksal zu spielen versuchst. Willst du wirklich Zamorras Tod?«
    »Das ist nicht meine Entscheidung, sondern die von Großmutter Yaga«, wehrte Asmodis ab.
    Zamorra hätte ihn dafür umbringen können - und Merlin gleich mit, der nur zuschaute und wertvolle Zeit sinnlos vergeudete, indem er sich so ruhig mit seinem teuflischen Bruder unterhielt!
    Er fühlte, wie die Dornen sich in sein Herz bohren wollten. In diesem Moment wandte Asmodis sich an Baba Yaga und sagte eindringlich:
    »Jetzt hast du die Wahl, Babuschka: Entweder du tötest Zamorra, dann wirst du auf deine Tochter verzichten jnüssen und leben. Oder du läßt ihn am Leben und bekommst dafür einen Hinweis darauf, wo sich deine Tochter aufhält, wirst aber von Zamorra getötet werden. Nun entscheide dich.«
    ***
    Seine Worte dröhnten in ihren Ohren.
    Entscheide dich!
    Konnte es Zufall sein, daß der alte Teufel ausgerechnet jetzt von ihrer verschollenen Tochter sprach? Was wußte er über sie? Und warum brachte er sein Wissen ausgerechnet jetzt ins Spiel, in einem Augenblick, in dem sie dabei war, einen ihrer Feinde zu töten?
    Sicher hatte Merlin recht. Es mußte ein abgekartetes Spiel sein. Ein Komplott, das sich gegen sie richtete, und es paßte zu Asmodis, daß er bereit war, das Leben eines Menschen - in diesem Fall Zamorra - zu opfern, um seinen Erfolg zu erzwingen.
    Sie verstand nur nicht, was sein Vorteil war. Was versprach Asmodis sich davon, was konnte er gewinnen?
    Es klang paradox, was der Fürst der Finsternis ihr als Alternativen unterbreitete. Sie konnte Zamorra töten und
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