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0607 - Piraten der Hölle

0607 - Piraten der Hölle

Titel: 0607 - Piraten der Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Cristofero.
    »Nur eine Piratenflagge gegen die andere auszuwechseln, das ergibt keinen Sinn.«
    »Die Bukanier sind verdammte Franzosen«, knurrte Vargaz.
    »Diese Vagabunden haben sich anfangs als Siedler auf der Insel St. Christopher breitgemacht. Sie handelten mit Trockenfleisch. Jetzt handeln sie nicht mehr. Jetzt überfallen sie spanische Schiffe. Unsere glorreiche Flotte versucht ständig, ihrer Herr zu werden. Aber seit sie Schutz in Santo Domingo fanden, ist das schwieriger geworden. Euer verdammter König, dessen Berater Ihr wart, ist damit der Schutzherr dieser verfluchten Seeräuber. Es spielt keine Rolle, ob da oben die Schwarze Flagge weht oder die Fahne der Bukanier. Elende Schurken sind sie allemal!«
    »Der verdammte König ist nicht mein König!« erwiderte Cristofero schroff. »Ich beriet ihn im Auftrag des großen Philip, den Gott schützen möge bis ans Ende seiner Tage.«
    Der Pirat kicherte höhnisch. »Das Ende von Gottes Tagen, eh?«
    »Für diese Lästerung fährst du zur Hölle!« schrie Vargaz auf.
    Und er köpfte den Grauen!
    ***
    »Ihr seid ein elender Narr«, sagte Don Cristofero. »Was habt Ihr Euch dabei nur gedacht? Wißt Ihr, was diese Piraten jetzt mit uns machen werden?«
    »Sie werden uns abschlachten«, sagte Vargaz düster und starrte auf den Piratenkapitän, der vor ihm zusammengebrochen war.
    Der abgetrennte Kopf lag neben ihm auf den Decksplanken.
    »Ich habe unsere Geisel getötet, unser Faustpfand…« Erst jetzt wurde Vargaz klar, was er getan hatte.
    »Was tot ist, kann niemand töten«, sagte Cristofero. »Aber in einem Punkt habt Ihr schon recht - wir besitzen jetzt keine Geisel mehr, mit der wir die anderen Untoten unter Druck setzen können. Sie werden jetzt also niemandem mehr gehorchen. Und bis zur Küste ist es noch weit.«
    »Ihr rechnet damit, das Land schwimmend zu erreichen?« keuchte Vargaz. »Aber die Haie!«
    »Seid Ihr nicht schon einmal mit einem Hai fertiggeworden?«
    Cristofero wies spöttisch auf das verletzte Bein des Kapitäns.
    »Doch wartet! Hier stimmt etwas nicht. Die anderen Piraten sind zerfallen, vermodert und zu Staub geworden, als wir ihnen die Köpfe abschlugen. Dieser hier tut das nicht.«
    »Sollte er also doch ein lebendiger Mensch gewesen sein?«
    Cristofero winkte ab. »Niemals. Ich habe ihn beim Kampf mehrmals mit dem Degen durchbohrt. Versteht Ihr? Die Klinge glitt nicht an einer Rüstung ab, die er vielleicht unter seiner Kleidung getragen hätte, sie durchdrang ihn, und ich habe sie mehrmals widerstandslos durch ihn hindurchgestoßen. Nein, Capitafio, dies war kein lebender Mensch mehr. Aber erstaunlicherweise unterscheidet er sich doch recht drastisch von seinen Untergebenen.«
    »Was folgert Ihr als Zauberkundiger daraus?« wollte Vargaz wissen.
    »Gar nichts«, sagte Cristofero.
    Er hob den Kopf des Piratenkapitäns auf.
    »Was passiert, du Halunke, wenn ich dich wieder auf deinen Rumpf setze?«
    »Ich werde weiterexistieren wie bisher, Meisterchen«, sagte der Kopf.
    Vargaz wurde totenbleich. Fassungslos und mit sprachlos offenem Mund sah er Cristofero und den Piraten an. Der Säbel entglitt seiner kraftlos werdenden Hand.
    Der Kopf kicherte.
    »Dann«, verkündete Don Cristofero, »werde ich das natürlich nicht tun.«
    Er ließ den Kopf wieder auf die Decksplanken fallen.
    »Faßt mit an«, befahl er dann an Vargaz gewandt, griff nach dem Torso und begann ihn zur Reling zu zerren.
    »Was habt Ihr vor?«
    »Ihn über Bord werfen. Mögen die Haie sich mit ihm befassen.«
    »Und mit euch«, schrie der Kopf ihnen zu, »befassen sich alsbald die Spanier! Seht ihr die Flagge? Sie jagen die Bukanier! Sie werden dieses Schiff versenken, noch ehe es Port-au-Prince erreicht hat! Ich und meinesgleichen werden das überstehen - aber ihr nicht!«
    Cristofero grinste ihn an.
    »Oh, dazu wird es gar nicht erst kommen. Es gibt da nämlich noch etwas, das du vergessen hast, Gespenst. Ich werde dieses Schiff einfach verbrennen.«
    »Barbarossa!« rief in diesem Augenblick Vargaz.
    Er wies auf das Deck vor ihnen.
    Die Piraten, diese düsteren Gestalten mit den toten Augen, umringten die beiden Männer in weitem Kreis. Sie hielten ihre Waffen bereit, und es sah so aus, als würden sie jetzt tatsächlich keine Rücksicht mehr nehmen wollen.
    In der Tat sah Don Cristofero auch keine Möglichkeit mehr, sie einzuschüchtern. Es hatte sich gezeigt, daß der Graue als Geisel nichts taugte.
    Hatten die Piraten das vorher nicht gewußt und sich deshalb
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