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0604 - Stunden der Angst

0604 - Stunden der Angst

Titel: 0604 - Stunden der Angst
Autoren: Jason Dark
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lächelte, rauchte wieder. Hinter der Wolke verschwamm ihr Gesicht. »Sie wollen es mir nicht sagen, nicht wahr?«
    »Wäre Ihnen damit geholfen?« erkundigte sich Suko.
    Lydia Farell wedelte Rauch zur Seite, um freie Sicht zu bekommen. »Möglicherweise ja.« Sie stäubte Asche, bevor sie nickte. »Ja, damit wäre mir geholfen.«
    »Aus welch einem Grund?« fragte ich.
    Die Antwort erfolgte spontan, und sie war ehrlich gemeint. »Weil ich Angst habe, Freunde, so eine verdammte Angst!«
    Wir saßen da, rührten uns nicht und schauten uns nur betroffen an.
    Dazwischen klang ihr Lachen. »Glauben Sie mir nicht, daß ich hier mit der Angst im Nacken sitze?«
    Ich räusperte mich. »Es fällt uns zumindest schwer, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Nutten haben keinen Schiß, wie?«
    »Hören Sie auf, Lydia.« Ich wischte mit der Hand durch die Luft.
    »Weshalb haben Sie Angst? Wovor haben Sie Angst? Fürchten Sie sich, weil Ihr Haus ziemlich einsam steht?«
    Sie drückte die Zigarette aus und lehnte sich schräg zurück. Dabei trank sie ihr Glas leer. Mit ruhiger Stimme stellte sie die nächste Frage. »Können Sie sich eigentlich vorstellen, daß man vor Mächten Angst hat, an die viele Menschen nicht glauben? Die sie einfach ignorieren, als wären sie gar nicht vorhanden?«
    »Das können wir«, sagte Suko.
    Die Augen der Frau blitzten. Hektisch bewegte sie sich und streckte meinem Freund ihren Zeigefinger entgegen. »Nein, das können Sie nicht als Polizisten. Sie denken rational, aber Angst oder die Gründe der Angst sind etwas Irrationales.«
    »Kann hinkommen. Aber wie war das mit der anderen Welt?« hakte Suko noch einmal nach.
    Sie legte ihre Stirn in Falten. »Ganz einfach. Es gibt unsere Welt, und es gibt die Welten dahinter. Sie sind getrennt, aber manchmal, da stoßen sie zusammen oder überlappen sich. Dann kommt es zu lautlosen Explosionen, da ist die Angst dann da. Sie… sie jagt wie Dolche in unsere Körper. Auch ich spüre das.«
    »Können Sie da nicht konkreter werden?«
    Lydia Farell ballte die Hände zu Fäusten. »Sie sind Polizisten und einiges gewohnt, wie?«
    Beide stimmten wir zu.
    »Dann möchte ich Ihnen etwas zeigen, meine Herren. Aber nur, falls Sie starke Nerven haben.«
    »Wir bemühen uns.«
    Lydia stand auf. Sehr rasch ging sie zur Tür, blieb dort stehen und wartete, bis wir sie erreicht hatten. In das Schlafzimmer gingen wir nicht und passierten auch die nach oben führende Holztreppe. Die Frau zog eine schmale Tür auf und machte Licht.
    Zu dritt standen wir in einer aufgeräumten Küche. Auch hier war nichts Außergewöhnliches zu sehen. Eine zweite Tür neben einem Regal mußte erst aufgeschlossen werden.
    »Wo führt der Weg hin?« fragte ich.
    »In den Keller.«
    »Gut.«
    Lydia schaute mich seltsam an, bevor sie als erste die schmale Steintreppe hinabschritt. Der Keller war nicht groß. Ich wunderte mich überhaupt, daß dieses Haus einen Keller besaß. Die meisten wurden ohne gebaut. Die Lage hatte dies wohl zugelassen.
    In zwei Regalen lagerten Weinflaschen. Auch der Nachschub an Champagner blieb uns nicht verborgen.
    Vor einer Kiste blieb sie stehen. Obwohl der Deckel geschlossen war, merkten wir den widerlichen Geruch, der durch die schmalen Ritzen strömte.
    Süßlich und modrig…
    »Soll ich öffnen, Sinclair?«
    »Nein, das mache ich selbst.« Mit einem heftigen Ruck zerrte ich den Deckel in die Höhe.
    Kaltes Leuchtstoffröhrenlicht fiel in die Kiste und strahlte sie bis in jeden Winkel aus.
    Suko hatte sich neben mich gestellt. Wir beide sahen den fürchterlichen Inhalt.
    Er bestand aus Knochen, Blut, Haut. Dicke Fliegen hatten ihren Weg gefunden und hockten auf den Resten.
    »Das ist einmal mein Hund Charlie gewesen!« erklärte Lydia Farell mit Zitterstimme…
    ***
    Es klang wie ein Schuß, als ich den Deckel losließ und er auf das Unterteil knallte. Suko war einen Schritt zurückgetreten, damit ich mich umdrehen konnte. Ob die Bleichheit seines Gesichts nur am Schein der Beleuchtung lag, wußte ich nicht zu sagen, aber auch die Frau sah nicht anders aus. In ihrer »Berufskleidung« wirkte sie im Keller deplaziert. Beide Arme hielt sie vor der Brust verschränkt, als würde sie frieren.
    »Soll ich noch mehr sagen?«
    Ich nickte. »Wer war das? Wer hat Ihren Hund getötet?«
    Sie holte durch die Nase Luft. »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich fand ihn heute.«
    »In der Kiste?«
    »Nein, hier im Keller. Ich habe ihn noch in die Kiste gepackt, weil ich ihn begraben
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