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0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen
Autoren: Jason Dark
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dicke, rote Flüssigkeit, für die es nur einen Namen gab – Blut.
    Wieder verdichtete sich das Gefühl bei Glenda. Sie hatte die dunklen Tropfen zuvor nicht gesehen und fragte sich, wo das Blut hergekommen sein konnte.
    Die Frau schaute sich um. Menschen hasteten an ihr vorbei, ohne sie mit Blicken zu würdigen. Die Hektik auf dem Bahnsteig blieb auch weiterhin, nur Glenda überkam wieder das Inselgefühl, wobei sie den Eindruck hatte, durch ein Meer zu schwimmen.
    Etwas dröhnte in ihrem Kopf. Es dauerte etwas, bis sie darauf kam, daß es ihr eigener Herzschlag war. Zudem rauschte das Blut stärker durch die Adern. Der innere Druck verstärkte sich, auf den Handflächen hatte sich Schweiß gebildet, und etwas Kaltes kroch mit dünnen Beinen über ihren Rücken.
    Blut auf dem Bahnsteig…
    Ihre Gedanken wirbelten, noch immer war der Kopf von dieser Dumpf- oder Taubheit angefüllt, bis ihr plötzlich einfiel, daß genau dort, wo sich die dunklen Spritzer verteilten, der Mönch gestanden hatte. Stammte das Blut von ihm?
    Ihr Herz klopfte plötzlich schneller. Es wurde ihr zwar nicht schwarz vor den Augen, aber sie hatte den Eindruck, über dem Pflaster zu schweben.
    Die Lautsprecherstimme der Ansagerin riß sie wieder zurück in die Realität. Das Organ der Frau ging ihr durch und durch, diese Blechstimme erreichte jeden Winkel.
    Der Zug fuhr in wenigen Sekunden ab. Glenda nahm ihren Koffer auf. Eine Umhängetasche hing schräg über ihrem Körper, dann stieg sie als letzte in den Wagen.
    Tief atmete sie durch. Jemand hämmerte hinter ihr die Tür zu. Sie schaute zurück durch die schmutzige Scheibe und sah dahinter das Gesicht des schnauzbärtigen Bahnbeamter verschwimmen.
    Der Zug fuhr sofort an. Glenda blieb zunächst auf dem schmalen Gang stehen und freute sich darüber, daß die Luft hier doch besser war. Zudem hatte es den Eindruck, daß die Wagen der 1. Klasse nicht voll besetzt waren, was sie wiederum freute.
    Von ihrer neuen Bekanntschaft sah sie nichts. Es kam ihr vor, als wäre der Pater gar nicht eingestiegen.
    Sie konnte das Blut nicht vergessen und sagte sich zudem, daß ihr Gefühl sie nicht getrogen hatte. Etwas mußte passiert sein, es lag wie ein böses Omen über dem Bahnhof.
    Blut auf dem Bahnsteig. Woher kam es? Vom Himmel konnte es nicht getropft sein?
    Glenda schüttelte den Kopf. Nein, sie wollte daran nicht denken.
    Für sie war wichtig, daß sie so rasch wie möglich nach Mailand kam, um dort den Clipper in Richtung London zu erreichen.
    Glenda kühlte allmählich ab, schwitzte nicht mehr. Sie fühlte sich schmutzig und sehnte sich nach einer Dusche. Die morgendliche hatte kaum angehalten.
    Dann ging sie weiter. Den Koffer in der rechten Hand haltend, stieß sie die schmale Tür auf, hinter der der schmale Gang lag. Auf der linken Seite befanden sich die einzelnen Abteile, rechts die Reihe der Fenster.
    Männer schauten auf, als Glenda vorbeihuschte. Hin und wieder nahm sie ein flüchtiges Grinsen wahr oder einen interessierten Blick.
    Die Frauen schauten ebenfalls hin. Sie allerdings kühler und reservierter, denn sie sahen in jeder anderen weiblichen Person eine Konkurrentin.
    Glenda Perkins wollte ihre Ruhe haben und das Abteil nicht mit mehreren Fahrgästen teilen. Nur keine Unterhaltung, keinen Flirt, keine Anmache, denn das Gefühl der Bedrohung war nicht gewichen.
    Ein erleichtertes Lächeln huschte über ihre Mundwinkel, als sie ein leeres Abteil fand. Hastig riß die junge Frau die Tür auf, als hätte sie Angst davor, daß ihr jemand das Abteil wegschnappen konnte. Die Fahrt würde einige Zeit dauern. Städte wie La Spezia, Parma und Cremona fielen ihr ein. Stationen auf der Strecke, die zunächst durch die wunderschöne Berglandschaft der Toscana führte.
    Jemand hatte ihr einmal geraten, im Frühling in die Toscana zu fahren. Dieser Mensch hatte sich nicht geirrt. Im August sah das Land bereits vertrocknet und staubig aus. Die Hitze hatte allen zu schaffen gemacht. Auch an diesem Tag stand der Glutball am Himmel und schickte seine Strahlen über die Berge, Täler und mit Reben bewachsenen Hügel hinweg. Er machte die kleinen Orte zu regelrechten Bratpfannen.
    Im Abteil war es kühler. Glenda stemmte den Koffer in das Gepäcknetz, atmete noch einmal tief durch und ließ sich stöhnend in den gepolsterten Sitz fallen.
    Endlich sitzen, endlich die Beine ausstrecken zu können. Vielleicht die Augen schließen, etwas entspannen und…
    Nein, es war ihr nicht möglich. Die innere
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