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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller
Autoren: Edgar Wallace
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daß er ehrlich ist?« erkundigte sich der vorsichtige Epstein. »Wir können in diesem Geschäftchen keine Ganoven brauchen. Das weißt du doch, Burnie, nicht wahr? Was glaubst du, was er tun wird, wenn er ausfindig macht, daß wir gar nicht die Absicht haben, irgendwelche großen Gewinne auszuzahlen?«
    »Die Sorge kannst du ruhig mir überlassen«, erklärte Burnstid mit sichtbarem Selbstvertrauen. »Ich weiß, daß er für tausend Pfund für uns durchs Feuer gehen wird. Und wegen der Ziehung selbst? Na, du wirst mir doch genug Talent zutrauen, daß ich sie so handhaben kann, daß er nichts merkt. Ich habe schon Vorsorge getroffen, um den künftigen Gewinner des Haupttreffers ausfindig zu machen.«
    Seine Teilhaber im edlen Spiel glaubten ihm diese Versicherung, auch ohne daß er ihnen nähere Erklärungen gab. Am selben Abend reisten Epstein und Cowan nach Paris und überließen die weitere Ausführung ihrer Pläne dem zurückbleibenden Burnstid. Jener hatte wirklich die vorzüglichen Eigenschaften seines Geschäftsführers nicht übertrieben. Die Bekanntschaft der beiden ging auf eine zufällige Begegnung auf der Dampferfahrt nach Ouchy zurück, und Burnstid, der ein ausgezeichneter Psychologe war, hatte den jungen, intelligent aussehenden Menschen bald als das erkannt, was er wirklich war: als skrupellosen, etwas gesprächigen Glücksritter.
    Nachdem er seine Freunde zum Bahnhof begleitet und sich von ihnen verabschiedet hatte, fuhr Burnstid ins Café du Planet zurück, wo er sich mit seinem künftigen Geschäftsführer treffen wollte. Er fand ihn gelangweilt vor einer kaltgewordenen Tasse Kaffee. Beim Anblick seines künftigen Chefs blickte er auf.
    »Alles in Butter, Stevens«, beruhigte ihn Burnstid leutselig.
    »Meine Teilhaber sind mit Ihrem Engagement einverstanden.«
    »Das ist wirklich zu nett von Ihnen, Mr. Burnstid«, rief der dankbare junge Mann aus. »Was sind Sie doch für ein prächtiger alter Mann.«
    »Na, na, so alt bin ich eigentlich noch gar nicht«, wehrte Burnstid ab, denn in Altersfragen war er ziemlich empfindlich. »Kurz und gut: Sie verstehen doch, daß ich meinen Teilhabern gegenüber mit Ihrem Engagement eine große Verantwortung übernommen habe, nicht wahr? Das Geschäft, das wir in Aussicht haben, ist nämlich nicht ... hm ... was man ein ... hm ... regelmäßiges Geschäft nennen würde.«
    »Ich verstehe, ich verstehe«, kam ihm Stevens zu Hilfe. »Ich halte Sie für einen guten Sportsmann, und Sie brauchen sich nicht unnötig den Kopf zu zerbrechen, denn ich bin ziemlich unbelastet von dem, was man als Gewissen bezeichnet.«
    In kurzen Worten machte ihn Burnstid mit seinen Pflichten bekannt. Sie schienen darin zu bestehen, daß Stevens den ganzen Tag in einem elegant möblierten Büro zu sitzen und seine scharfen Augen auf die Arbeit vieler junger Männer und Mädchen zu richten hatte, die damit beschäftigt waren, Briefumschläge zu öffnen, die Geld enthielten.
    Diese Gelder würden aus England, Schottland und Irland eingesandt werden, von Leuten, die ihr Scherflein zu der großen Rennlotterie, veranstaltet von Burnstid, Epstein und Cowan, beizutragen wünschten.
    »Sie werden alle diese Gelder an sich nehmen, Stevens«, instruierte ihn der Vertreter der Firma, »und im allgemeinen der ›Chef vons Janze‹ sein. Wenn jemand kommt und von Ihnen wissen will, wer die Veranstalter der Rennlotterie sind, werden Sie ihm mitteilen, daß Sie der einzige sind, der die Sache in Gang gebracht hat. Außerdem werden Sie alle Schecks - eingehende und ausgehende - unterzeichnen.«
    Der mit so großem Vertrauen Beehrte lächelte geschmeichelt.
    »Das heißt, die ausgehenden Schecks werden erst von mir gegengezeichnet«, verabreichte ihm Burnstid eine Dusche.
    »Das finde ich ganz in Ordnung«, stimmte der junge Mann zu.
    Burnstid senkte seine Stimme, bis sie einem Flüstern glich.
    »Es kommt natürlich sehr oft vor«, meinte er, sich vertraulich zu seinem Geschäftsführer vorbeugend, »daß nicht genug Teilnehmer an der Lotterie vorhanden sind, um die ausgesetzten hohen Prämien zu zahlen. In diesem Falle sind natürlich, wie Sie einsehen werden, die Hauptgewinne zurückzusetzen, nicht wahr? Das ist ja nur gerecht.«
    Stevens schien dies einzusehen, denn er nickte zustimmend.
    »Andererseits kommt sehr oft genug Geld herein, aber die Spesen sind so hoch, daß auch hier wieder eine Reduzierung der Hauptgewinne ins Auge gefaßt werden muß, das leuchtet Ihnen doch gleichfalls ein, Stevens?
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