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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller
Autoren: Edgar Wallace
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gut zahlenden Mieter gefunden habe. Er ahnte nicht, daß es Burnstid gewesen war, der ihm die Sorge um das unvermietete Graeside abgenommen hatte, denn er sah den Landsmann in Interlaken nicht wieder.
    Burnstid hatte den Fall seinen Teilhabern vorgetragen, ebenfalls zwei wohlbeleibten Herren, die sich nur durch das Rauchen sehr teurer Zigarren von ihrem Berichterstatter unterschieden. Das Rendezvous hatte auf Veranlassung Burnstids in einem Hotel am Genfer See stattgefunden. Mr. Epstein und Mr. Cowan blickten ihren Teilhaber fragend an.
    »Nun?« hatte ihn Epstein begrüßt. »Wie sind die Aussichten?«
    »Gut«, erwiderte Burnstid. »Ich werde über siebenhunderttausend Rundschreiben hinausgehen lassen, und zwar nicht von hier, sondern von England aus. Ich rechne bestimmt damit, daß wir zum mindesten zweihunderttausend Anträge bekommen werden, genauso wie bei der Cäsarewitsch-Rennlotterie. Ihr seht, daß ich die Wintermonate über nicht untätig war.«
    »Schön«, nickte ihm Epstein beifällig zu. »Du glaubst also, daß diese Lincoln-Rennlotterie uns Erfolg bringen wird?«
    »Glauben?!« wiederholte Burnstid lachend. »Da gibt es nichts zu glauben. Ich bin mir des Erfolges sicher! Es wird leichter sein als Schoten auspellen; hunderttausend schöne runde Pfündchen springen für uns dabei bestimmt heraus.«
    »Welche Prämien hast du denn angeboten?« erkundigte sich nun auch Cowan höchlichst interessiert.
    Burnstid entnahm seiner Brieftasche einen eng bedruckten Bogen Papier und legte ihn vor sich auf den Tisch.
    »Hier steht alles haargenau«, sagte er. »Hauptgewinn: Zwanzigtausend Pfund, zweiter Hauptgewinn zehntausend, dritter fünftausend, vierter eintausend. Dann kommen noch zehn Trostpreise zu je sechshundert Pfund und weitere fünfhundert für jedes Pferd, das auf der Starterliste steht.«
    Cowan schien befriedigt. Er nickte beifällig.
    »Diese Köder sollten eigentlich genügen, uns eine Menge Vögel ins Garn zu locken«, meinte er. »Würde es nicht noch mehr ziehen, wenn wir den Hauptgewinn auf das gewinnende Pferd auf vierzigtausend erhöhten?«
    Burnstid schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
    »Nee, mein Junge, dann bekämen die Idioten es mit der Angst zu tun. Zwanzigtausend genügt als erster Preis. Du mußt bedenken, daß das Publikum von einem anderen Standpunkt ausgeht als wir. Man weiß, oder glaubt zu wissen, daß wir bei Veranstaltung dieser Pferderennlotterie auch etwas verdienen werden. Böten wir als Hauptgewinn vierzigtausend an, dann würden die meisten unserer Vögelchen Lunte riechen. Das Lincoln-Rennen ist nicht so wichtig, um einen so hohen Hauptgewinn, wie du ihn vorschlägst, zu rechtfertigen. Nein, unsere Gewinnchancen müssen Hand und Fuß haben, dürfen nicht zu niedrig, aber auch nicht zu hoch sein. Ich glaube, mein Vorschlag hält den goldenen Mittelweg.«
    »Gut«, stimmte auch Epstein bei. »Wer soll denn das Geld für die anfänglichen Spesen aufbringen?«
    »Der Spaß wird uns etwa zehntausend kosten«, erklärte Burnstid nach kurzem Nachdenken. »Natürlich sind darin nicht meine persönlichen Ausgaben einbegriffen. Ich für mein Teil will zweitausend Pfund aufbringen, während ihr jeder viertausend aufblättern müßt. Der Reingewinn würde jedoch in drei gleiche Teile gehen.«
    Nach kurzem Handeln, das aber vergeblich blieb, stimmten die beiden Teilhaber dem von Burnstid aufgestellten Verteilungsplan der Spesen und des Reingewinns zu.
    »Wo willst du denn das notwendige Personal herbekommen?« fragte Epstein endlich.
    »Das ist schon alles in Ordnung«, beruhigte ihn Burnstid. »Ich habe auch hierin Glück gehabt; die Räume, die ich brauche, habe ich billig bekommen; es sind einige Zimmer, die während des Krieges vom Kriegsministerium belegt waren. Mein neuer Difektor ist ein intelligenter junger Mensch, auf den wir uns verlassen können.«
    Diese Bemerkung schien das Mißtrauen Epsteins zu erregen.
    »Ein junger, intelligenter Mensch?« fragte er. »Woher hast du ihn?«
    »Er ist ein ehemaliger englischer Feldoffizier aus bester Familie«, gab Burnstid Auskunft. »Er spricht Deutsch und Französisch und macht den Eindruck, als würde er für Geld alles tun, was man von ihm verlangt. Zu den Behörden scheint er die besten Verbindungen zu haben. Ich werde schon die ganze Sache so arrangieren, daß er der Geleimte ist, wenn irgend etwas schiefgehen sollte.«
    Epstein lächelte verhalten, Cowan grinste, und Burnstid belachte laut seine eigene Schlauheit.
    »Glaubst du,
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