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0585 - Der Mann, der eine Echse war

0585 - Der Mann, der eine Echse war

Titel: 0585 - Der Mann, der eine Echse war
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Jeanette.
    »Soll das ein Vorwurf sein?« fragte Fabius Rencalter. Er nahm den Holzstab und die Messingschlange aus der Ledermappe und legte sie in Jeanettes Sichtfeld auf ein Sideboard.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Alles wäre ja wunderbar weitergegangen, wenn diese Duval nicht dieses Theaterveranstaltet hätte. Weißt du, Fabius, der Professor und sie haben eine Menge Erfahrung mit okkulten Dingen, mit Magie und so. Sie haben auch mal davon erzählt, daß diese Schlangenfiguren angeblich Teile eines bösartigen Dämons aus Indien seien, die Menschen beißen und sie durch den Biß versklaven.«
    »So wie bei einem Vampir?«
    »So ähnlich. Aber wenn du diese Messingfigur tatsächlich schon seit Indien mit dir herumschleppst, müßte sie dich längst gebissen haben. Dann wärst du jetzt selbst eine Schlange.«
    »Na ja, ich schlängele mich so durchs Leben.« Er grinste.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Deine Augen sind keine Schlangenaugen«, sagte sie. »Mensch, ich könnte diese Duval dafür erschlagen, daß sie dir und mir diesen Abend so kaputtgemacht hat.«
    »Vielleicht können wir ja noch was draus machen«, sagte er und fahndete nach einer Kerze. Er fand einen Stumpen, stellte ihn auf den Tisch und setzte den Docht in Brand. Dann löschte er das elektrische Licht.
    Der unstete Schein der Kerze schuf eine beinahe geheimnisvolle Atmosphäre. Rencalter fand noch eine Flasche Wein, zwei Gläser und einen Korkenzieher - er war schon öfters hier gewesen und kannte sich in Jeanettes Haushalt aus.
    »Vorhin hast du noch gesagt, ich solle nicht so viel trinken«, stellte sie fest.
    »Hier sind wir unter Ausschluß der Öffentlichkeit.« Er lächelte, schenkte ein und reichte Jeanette eines der Gläser.
    Er küßte sie, dann tranken sie sich zu.
    Sie kuschelten sich wenig später auf dem alten Sofa aneinander. Fabius öffnete die Knöpfe von Jeanettes Bluse…
    Und plötzlich schrie sie auf.
    »Au!«
    Erschrocken fuhr sie herum und starrte auf das, was sie gebissen hatte.
    Im nächsten Moment wurde ihr schwarz vor Augen…
    ***
    »Es brennt Licht«, stellte Nicole fest.
    Sie waren die wenigen Dutzend Meter zu Fuß gegangen. Die untere Etage des kleinen Hauses lag im Dunkeln, aber ein Fenster der Dachwohnung war matt erleuchtet.
    »Kerzenlicht«, stellte Zamorra fest. »Offenbar versucht man es mit einem romantischen Ausklang des Abends.«
    »Wir stören trotzdem«, entschied Nicole. »Das schlimmste, was uns widerfahren kann, ist ein wegen der Störung recht wütendes Liebespärchen, das uns mit allerlei Haushaltsgegenständen bewirft.«
    Sie drückte den Klingelknopf.
    Keine Reaktion.
    »Vielleicht haben sie die Klingel abgestellt, weil sie nicht gestört werden wollen.«
    Nicole drückte die Haustürklinke nieder.
    Kaum jemand schloß hier im Dorf die Türen ab. Weil's keine Diebe gab. Nicht mal auf der Durchreise.
    Wer einen anderen besuchen wollte und die Wohnung leer fand, ging wieder zurück und hinterlegte allenfalls einen Zettel mit der Nachricht, vergeblich dagewesen zu sein. Und wenn jemand sich am Getränkekasten oder dem Kühlschrank vergriff, war das auch kein Vergehen, weil auch für Gäste immer etwas da war. Dafür half man sich gegenseitig auch, wo's nur möglich war. Hier wurde der Begriff ›Dorfgemeinschaft‹ noch wörtlich genommen.
    Nicole, die als erste das Haus betrat, dachte nicht an Heimlichkeiten und schaltete gleich das Treppenhauslicht ein. Zamorra folgte ihr nach oben.
    Nicole suchte vergeblich nach einer Klingel an der Wohnungstür und klopfte lautstark an.
    Auch jetzt keine Reaktion.
    Zamorra schob sie etwas zur Seite und riskierte einen Blick durchs Schlüsselloch, was ihm einen bösen Kommentar von Nicole einbrachte.
    Er konnte kaum etwas erkennen, es war zu dunkel im Zimmer.
    Über seinen Kopf hinweg klopfte Nicole erneut an, heftiger als zuvor.
    »Jeanette? Seid ihr da? Macht bitte auf!«
    Keine Reaktion.
    Nicole drückte die Tür langsam auf.
    »Merde«, entfuhr es ihr leise. »Wir sind zu spät gekommen…«
    ***
    Erinnerung an damals: das Ende der Echsenwelt
    Noch ein Fragment, später:
    Zamorras Hand berührte eine Gerät everkleidung des bruchgelandeten Meegh-Spiders. Der Parapsychologe schüttelte den Kopf.
    »Wir können es vergessen«, sagte er düster. »Es funktioniert nicht.«
    »Das heißt, wieder eine Hoffnung zerschlagen wie eine Eierschale?« Reek Norrs Krallen zogen tiefe Furchen in die zerfallende Metall-Kunststoff-Legierung. »Was können wir nun tun, nachdem
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